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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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war von Blessuren überzogen, da auf ihn ab und zu Steine, Erde, Sand
prasselten.
     
    Nach fast drei Monaten wurde er belohnt und brachte den
ersten Eimer braunes Wasser hoch, das er in den Kanister füllte.

*
    A n einem Samstagmorgen im September hatte er von
allem genug. Er sagte Ndemi Bescheid und fuhr weg. Er wollte etwas anderes
sehen. Abschalten!
    Von Isiolo aus tuckerte er gemächlich Richtung Archers
Post. Überall war die Trockenheit augenscheinlich, trotzdem war es kühler, die
Luft frischer. Er beobachtete Oryxantilopen, Gerenuk, netzförmig gemusterte
Giraffen und Grevyzebras, Strauße und Elefanten.
    Er kampierte am Uaso Ng´iro River, dass ein Samburu-Name
war und so viel wie Fluss mit braunem Wasser hieß. Er bestaunte die steilen
Wände des Ol Lolokwe, den Felsenbergen Koitogor und Lolkoito. Der Fluss, der
von einem Uferwaldstreifen mit Tamarinden, Doumpalmen, Tana-Pappeln und der
Acaciaelntior gesäumt war, schien die frische Luft richtig gespeichert zu
haben.
    Am Abend erspähte er sogar einen Leopard. Leider war es zu
dunkel, als dass er die Raubkatze beobachten konnte. Vom Wagen aus sah er den
Sternenhimmel an und dachte zurück an seine Überfahrt. Damals hatte er die
Sterne aufgezeichnet, aber bis heute wusste er nicht, wie sie hießen. Er war
über drei Jahre in dem Land, besaß Grundbesitz, einiges an Vieh, ein
Holzhäuschen und einen Brunnen. Nicht schlecht, wie er fand und er hatte noch
viel Geld sicher versteckt. Ndiyo, er war ein guter Schritt gewesen.
     
    Morgens fuhr er weiter und kam nach und nach zu den
kleinen, aber wichtigen Flüssen Isiolo River, der nie austrocknet, wie es hieß
und dem Ngare Mara. Er fand eine kristallklare Quelle, füllte seine zwei großen
Kanister mit dem Wasser und anschließend watete er hinein. Es war herrlich
kühl, erfrischend und er schwamm hin und her. Er wusch seine Kleidung und
belebt ließ er sich von der Sonne trocknen. Gemütlich, sehr zufrieden,
ausgeruht, saß er am Uferrand, rauchte eine Zigarette und trank ein Tusker.
Sein Leben in der Kolonie war wunderschön, fand er. Obwohl vieles anders war,
als ihm sein Lehrer es geschildert hatte, bereute er seinen Schritt nicht.
     
    Mittags erreichte er ein Gebiet, das mit unzähligen
Schirmakazien bewachsen war, welche für diese Gegend charakteristisch sind.
    Beiderseits des Flusses wuchsen große Bestände des
Salzbuschs, den einige Tiere wegen seiner salzigen Blätter liebten, der aber
vor allem Löwen und Geparden Schutz bot. Immer wieder erspähte er Wild. Da
waren Beisa-Spießböcke, Wasserböcke, Grant-Gazellen, Klippspringer, große und
kleine Kudus sowie Warzenschweine und am späten Nachmittag erblickte er sogar
einen Gepard, der sich anscheinend auf Nahrungssuche begab. Der hatte sich wohl
für ein Impala entschieden. Er schlich sich auf den langen Beinen Richtung
Herde. Der Schwanz wedelte gemächlich hin und her, die Ohren hochaufgerichtet.
Er bewegte sich geschmeidig, langsam, als wenn er alle Zeit der Welt hätte und
nicht auf der Jagd wäre. Die Opfer schauten kurz hoch, fraßen weiter. Den Jäger
hatten sie nicht erspäht, da der das hohe gelbe Gras als perfekte Tarnung
nutzte. Der Gepard blieb stehen und er konnte nur noch die Ohren erkennen, bis die
Schwanzspitze auf einmal nach oben zeigte. Sekunden später sprintete er los,
obwohl William das nicht verfolgen konnte. Die Herde stob auseinander, kopflos,
einige nach rechts, andere nach links und die anderen geradeaus. Alle hatten
nur ein Ziel, weg von der tödlichen Bedrohung. Er erspähte, wie die Katze
sprang und ein Tier zu Boden riss. Dann sah er zwei Beine und nichts weiter.
Wenig später formierte sich die Herde neu, als wenn nichts gewesen wäre. Am
Himmel zogen bereits die Aasfresser ihre Kreise. Sie beanspruchten eine Portion
der Beute. Ein dumpfes Bellen drang durch das geöffnete Fenster zu ihm herein
und kurze Zeit darauf konnte er einige Schakale erkennen, die sich ebenfalls
ihren Anteil sichern wollten. Wenn der nicht schnell frisst, geht der Jäger
leer aus und die anderen bekommen die dicken Bäuche, dachte er. Den Gepard
erblicke er nicht mehr.
    Er übernachtet noch einmal im Auto. Diese Nacht schreckte
er auf, da die Hyänen ein fürchterliches Spektakel veranstalteten. Nur sehen
konnte er nichts. Vermutlich hatten sie Hunger und kicherten deswegen so blöd
herum. Sollten die sich eins von den laut bellenden Zebras holen, dachte er,
rückte sich zurecht, zog die Decke über die Ohren und schlief irgendwann

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