Weisse Haut - Schwarze Haut
hatte zu graben.
Die Ziegen rupften Maisstroh, ein paar Eidechsen liefen
mit ruckenden Bewegungen umher, agil geworden durch die Sonne, Katze und Hunde
schliefen erschöpft vom nächtlichen Jagen und Bellen im Schatten. Er sah die
Frauen, wie sie Mehl stampften, andere mischten irgendeinen Teig. Es roch nach
Kräutern und Feuer. Schafe mähten irgendwo und einige jüngere Kinder waren
beschäftigt, in dem sie sich gegenseitig ärgerten, schrien, hin- und
herrannten.
Mit Ndemi im Schlepptau trat er zu Kihiga und kaufte dem
Mann Land ab. Dieses Mal bezahlte er mit shilingi und Ziegen. Er wollte die
Viecher loswerden, da er festgestellt hatte, dass die das spärliche Gras mit
der Narbe fraßen und so den Boden als karge Landfläche hinterließen. Seine Ziegenherde
war gewachsen und er war froh, dass der Mzee mit dieser Vereinbarung, wenn erst
nach Stunden Palaverns, einverstanden war. Nur zwei Zicklein behielt er. Auf
mehr als einen Becher pombe verzichtete er heute dankend. Worauf die Männer
lachten, ihm sagten, er müsse das nur öfter üben, dann habe er keinen
Brummschädel mehr. Ihr beer sei sehr gesund.
Nachmittags besuchte er Catherine Lamars und fand dort
Nathan Sanders vor, den jüngeren. Er begrüßte die beiden, setzte sich und nahm
dankend das beer, während er seine Bitte nach dem Lastwagen vortrug.
Nathan Sanders musterte ihn, trank das beer. Man redete
über den Krieg, die Viecher.
„William, wie geht’s bei dir?“
„Dank des Brunnens haben wir alle Wasser, aber die
schmalen Flussläufe sind ausgetrocknet. Wir bauen im Dorf gerade einen Zweiten,
damit sie Wasser bekommen. Damit sparen sie in Zukunft dieses ewige Wasser
schleppen.“
„William, du bist noch sehr jung, deswegen muss ich es dir
sagen. So geht man nicht mit seinen Wogs um. Ob die Wasser haben oder nicht,
ist ja nicht dein Problem und die sind zäh. Sie kennen es nicht anders und ihre
Weiber latschen weit, um welches zu organisieren.“
„Durst ist Durst, und wenn die Viecher kein Wasser
bekommen, sterben sie nun mal, egal wer der Besitzer ist“, erwiderte er kühl.
„Egal, es gibt ja genug davon. Du musst ihnen sagen, was
sie tun müssen und wenn sie nicht spuren, tritt sie in den Arsch oder hau ihnen
eine herunter. Nur so kapieren sie es. Man debattiert nicht mit einem
Schwarzen, man fragt den nicht und erst recht gibt man ihnen kein beer oder
lässt zu, dass sie sich mit zu dir setzen. Du bist der Herr und sie sind
diejenigen, die für dich arbeiten, und zwar richtig. Lass die in ihrem Dreck
ersticken. Die ändert man nicht.“
William hörte zu, den Zorn nur mühsam unterdrückend. Er
betrachtete den Mann, den er hässlich fand. Die schmutzig hellbraunen Haare
waren lang, ungekämmt und ungepflegt. Sein Hemd und die Hose ebenso. Die
behaarten Hände ebenfalls dreckig, aber er trug einen protzigen goldenen Ring,
der ein Wappen zierte. Er hatte eine breite Nase, aus der die Haare
herausblickten, kleine Augen, die ihn an ein Schwein erinnerte, dazu dicke,
breite, rötliche Augenbrauen. Der Mund breit, aber schmal, war von einem
buschigen, verfilzten Bart umgeben, der leicht rötlich schimmerte. Selbst an
den Ohren hatte er Haare.
„Du wirst nie einen Schwarzen vom Baum holen. Die sind so
blöd wie die Affen da oben“, dabei deutete er auf den Baum, aus dem Gekreische
zu hören war.
Du siehst mehr wie ein Affe aus, dachte er ein wenig
belustigt. Nathan war klein, dafür hatte er bereits einen Bauch, der über dem
Gürtel wölbte. Er wirkte feist, schwammig. Nun muss er sich nur noch lausen,
dann ist der nugu fertig.
„Man muss den Schwarzen einfach ständig zeigen, wer der
Herr ist.“
Catherine änderte das Thema und erzählte den neusten
Tratsch aus der Kolonie, lästerte über Leute, mit denen sie sonst verkehrte.
Innerlich stöhnte er auf. Er hasste dieses blöde Getratsche, und wenn er von
der Dekadenz der Weißen hörte, keimte Wut in ihm empor.
Ein Teil der Siedler führte sich abscheulich auf,
besonders noch solche, die adligen Ursprungs waren. Sie waren in das Land
gekommen, um sich aufzuspielen, dabei wurde zu viel gesoffen, irgendwelche
anderen Rauschmittel konsumiert, gehurt, sogar die Frauen untereinander
getauscht. Des Weiteren waren Reiten, Polo und Tiere abknallen ihr
Lieblingssport. Nur mit Arbeiten hatten sie nicht allzu viel am Hut, dagegen
schikanierten sie die Schwarzen. Skandalös! Eine moralisch total verrohrte
Gesellschaft in seinen Augen.
Eine halbe Stunde später fuhr er mit ihren Wagen
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