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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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als ich meine Kontaktlinsen herausnahm, sah ich in meinem winzigen Reisespiegel, dass ich Augen hatte wie Dracula: außen um die Linsen herum war alles blutrot und innen weiß. Dann bekam ich schreckliche Halsschmerzen, im Nu waren meine Mandeln vollständig von Eiterklumpen überzogen. Meine Zunge verfärbte sich grau, die Lymphknoten schwollen schmerzhaft an. Zu allem Überfluss bekam ich noch hohes Fieber, das kam und ging, so dass auch Malaria als Krankheit in Frage kam. Wenn man bei fünfundvierzig Grad Außentemperatur vierzig Grad Fieber hat, unter wahnsinnigen Gliederschmerzen leidet, dann ist das wirklich unerträglich.
    War Apewu schon am Ende der Welt, dann war es Brodi erst recht. In meinem Zustand war es undenkbar, mit dem Trotro zurück nach Accra zu fahren, und darum blieben wir einfach, wo wir waren, auch wenn ich dort keine ärztliche Betreuung hatte.
    »Hier müssen wir ein Krankenhaus bauen«, sagte ich matt zu Victor, und der nickte heftig. Das war nämlich genau unser Plan, und ich bedauerte sehr, dass es noch nicht stand.
    Stattdessen rief ich, sobald ich Kraft genug dafür hatte, meine Freundin Katharina in Deutschland an, die Ärztin ist, um mir von ihr eine Ferndiagnose einzuholen. Sie war sich mit mir einig, dass ich vermutlich Typhus hatte und versuchen sollte, mich entsprechend selbst zu behandeln. Allerdings konnte mein geschwächter Magen die Medikamente, die ich dabeihatte, nicht gut behalten und ausreichend rezipieren. Eigentlich hätte ich eine Infusion gebraucht. Aber das war nun mal nicht möglich.
    »Wir müssen wirklich so schnell wie möglich hier diese verflixte Klinik bauen«, knurrte ich, und Victor nickte traurig und besorgt. Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass ich bald meine Kräfte wiedererlangen würde.
    Es dauerte mehrere Tage, bis ich in der Lage war, die Reise auf mich zu nehmen. Die Fahrt in verschiedenen Trotros und Überlandbussen war eine einzige Qual. Ich saß mit hohem Fieber eingezwängt in dem Überlandbus und konnte mich weder rühren noch etwas zu mir nehmen.
    Als wir dann endlich in Accra ankamen, war ich mehr tot als lebendig. Das starke Fieber hatte mich völlig ausgetrocknet. Ich werde nie vergessen, wie ich endlich in Mimies Arme sank, sie trug ein rotes Oberteil, für immer ist dieses Detail in mein Gedächtnis eingebrannt.
    Nun endlich wusste ich, ich war gerettet. Mimie fragte mich, was ich essen wollte, schließlich hatte ich tagelang nichts bei mir behalten können. Ich packte mich in mehrere Lagen Hosen und Pullover, denn das Fieber stieg erneut an, und ich fror entsetzlich trotz 40 Grad Außentemperatur. Ich sank auf die Couch und wickelte mich in eine Decke ein.
    »Kartoffeln mit Karotten«, hörte ich mich sagen, das hatte ich schon als kleines Kind gewollt, wenn ich krank war. Und doch wusste ich, dass sowohl das eine als auch das andere in Afrika so gut wie nicht zu bekommen ist. Zwar gibt es eine Menge an Wurzeln und Knollen, aber Karotten und die Art Kartoffeln, wie wir sie kennen, gehören leider nicht dazu. Ich staunte allerdings nicht schlecht, als Mimie nach einer Weile mit gekochten Kartoffeln und Karotten ankam.
    »Das hast du für mich gefunden?«, krächzte ich mit meinem entzündeten Hals. Und futterte so gut es ging diese Köstlichkeit in mich hinein.
    Es ist noch nicht lange her, da erzählte mir Mimie, dass sie an jenem Tag begriff, was ich ihr tatsächlich bedeutete.
    »Du hingst so völlig kraftlos in meinen Armen, dass ich es mit der Angst bekam, du könntest sterben«, sagte sie. Und dass sie erst da so richtig erkannte, dass es mehr als Freundschaft war, was sie für mich empfand, dass es Liebe war, die Liebe einer Schwester, und dass sie alles dafür tun würde, um mein Leben zu retten.
    Seither besteht sie darauf, für mich zu kochen. Wenn ich in Accra bin, lässt sie niemanden anderes an mein Essen heran. Da auch ich meine Lehre aus diesen Erfahrungen gezogen habe, nehme ich auf meine Reisen in den Busch immer eine Köchin ihres Vertrauens mit, die mein Essen zubereitet und vor allem darauf achtet, dass stets sauberes Wasser dafür verwendet wird. Sosehr ich es bedaure, dass mir das Schicksal zwar ein afrikanisches Herz, jedoch keinen afrikanischen Magen beschert hat, so konsequent sorge ich jetzt dafür, dass ich, so gut ich es verhindern kann, auf meinen Projektreisen nicht mehr krank werde. Es ist niemandem damit geholfen, wenn ich Durchfall und Fieber habe, noch weniger, wenn ich an

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