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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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wirklich nur eine symbolische Bedeutung hatte, denn in diesem Dorf gibt es bereits eine Queen Mother –, da sagten meine Leute in Apewu: »Die von Morontuo, die wollen uns unsere Nana klauen.«
    Es ist ein Scherz zwischen uns, und ich kontere jedes Mal mit: »Macht euch mal keine Sorgen. Ich weiß schon, wohin ich gehöre.« Sind die Akkus wieder aufgeladen, die nötigen E-Mails geschrieben und Gespräche geführt, dann steige ich gerne wieder hinunter an den See.
    Als ich einmal beim Chief von Morontuo saß und mit ihm sprach, beobachtete ich, wie Frauen und Kinder einen weiten Weg zurücklegen und dabei auch noch die viel befahrene Straße überqueren mussten, um Wasser zu holen.
    »Das ist gefährlich«, sagte ich zum Chief, »gab es denn da noch nie Unfälle?«
    »Oh doch«, sagte der würdige alte Mann, »aber was will man tun?«
    Ich beobachtete diese Situation noch eine Weile und kam zu dem Schluss, dass man dies so nicht lassen konnte.
    »Ich kann euch das Wasser bis vor eure Haustür bringen«, sagte ich, »wenn ihr das wollt, dann lasst es mich wissen.«
    Die Zeit verging, aber der Chief von Morontuo stellte keinen Projektantrag. Endlich sprach ich ihn darauf an.
    »Ich hielt es für einen Scherz«, sagte der Chief und schaute verdutzt.
    Ich lachte.
    »Mit solchen Dingen mache ich keine Scherze«, sagte ich. »Wenn ihr also eine Wasserleitung haben wollt, die das Wasser näher an eure Siedlung heranbringt, dann ruf deine Leute zusammen und diskutiere mit ihnen das Projekt. Frage sie, ob sie eine solche Wasserleitung wollen oder nicht.«
    Selbstverständlich waren die Einwohner von Morontuo begeistert von der Idee. Sie diskutierten die Sache und stellten das, was wir einen förmlichen Antrag nennen: Das kann in Briefform geschehen, oder eine Ältestendelegation kommt zu mir und fragt, ob sie das Projekt bekommen können. Und so wurde die Wasserleitung gebaut.
    Als die neue Leitung mit den Tanks schließlich in Betrieb genommen werden konnten befand ich mich gerade in Deutschland. Ich war eben todmüde von einer Schicht im Krankenhaus nach Hause gekommen und legte die Füße hoch, als das Telefon klingelte. »Wir haben es geschafft!«, hörte ich Emmanuels Stimme. »Das Wasser läuft!«
    Und dann gab er sein Handy nach und nach an jeden einzelnen Bewohner von Morontuo weiter. Ich hörte das Jubeln, das Lachen all dieser Menschen, unzählige Stimmen, die sich bei mir bedankten, ich hörte den Chief sagen: »Nana Enimkorkor, das Wasser läuft, wir sind sehr glücklich, vielen, vielen Dank.«
    Ich freute mich wie eine Schneekönigin, mein Herz hüpfte in meiner Brust, ich saß zu Hause in Hagen, und 6000 Kilometer weiter südlich feierte ein ganzes Dorf ein Fest, und das nur, weil ein Mensch in Deutschland die Idee dazu hatte und wusste, wie man das Geld dafür auftreiben konnte. Und per Handy ein wenig dabei zu sein, das ist eine wunderbare Sache.
     
    Seitdem freue ich mich an dem Anblick der jungen Mädchen und Frauen, die mitten in ihrer Siedlung Trinkwasser holen können.
    Es handelte sich damals um eine Wassertankanlage, die durch den bereits vorhandenen Brunnen außerhalb des Dorfes gespeist wird.
    [Bild vergrößern]
    17. Wassertanks in Morontuo
    Für Morontuo setzten wir nach der Wassertankanlage noch weitere Projekte in die Tat um. Als wir eines Tages anlässlich der Einweihung einer Toilettenanlage wie immer ein großes Stammesfest feierten, erklärte ich den Einwohnern, dass Bildung bei mir einen ebenso hohen Stellenwert hat wie Hygiene und schlug ihnen vor, einen Kindergarten zu bauen. Als wir diesen dann einweihten, kam sogar die Paramount Queen zum Fest, die für den gesamten Distrikt zuständig ist. Ich freute mich riesig, diese verdiente Frau kennenzulernen, und darüber, dass sie uns die Ehre gab, uns zu besuchen.
    Damals verlieh sie mir symbolisch zusätzlich zu meinem Stuhl von Apewu noch den von Morontuo und Ampaha. Wie schon gesagt, bedeutete dies nur eine Art Anerkennung meiner Arbeit, denn diese beiden Dörfer haben bereits eine Queen Mother. Das geht eigentlich nicht, aber die Chiefs waren der Meinung, man muss auch mal die Regeln brechen. Ich weiß diese besondere Ehre zu schätzen. Es zeigt mir, dass die Menschen in dieser Gegend mein Engagement würdigen. Und diese Traditionen haben so viel Schönes, vor allem die Feste, die wir regelmäßig feiern, mag ich gerne. Bei diesen so genannten Dabas gibt es Reden, aber auch eine Menge Gesänge und Tänze. Und eine Sache gefällt mir immer

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