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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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einer dieser Krankheiten sterbe. Ich brauche meine Kraft, um mich um meine Leute zu kümmern und die Projekte voranzutreiben, die täglich mehr werden.
     
    Über all unserer Arbeit ist es spät geworden. Gegen sechs Uhr geht die Sonne unter und wenige Minuten später ist es stockfinstere Nacht. Mimie ruft mich zum Essen, und ich merke, wie hungrig ich bin.
    »Was gibt es denn heute Gutes?«, frage ich.
    »Dein Lieblingsessen«, sagt sie und lacht verschmitzt, so wie nur sie lachen kann.
    »Ich habe Hunderte von Lieblingsessen«, gebe ich zurück. »Alles, was du kochst, ist mein Lieblingsessen.«
    »Aber dies magst du ganz besonders gern.«
    Sie hat recht, wie immer. Denn heute gibt es Fufu aus Cocoyam , einer ganz besonderen Wurzel, die weder mit Kokosnuss noch mi
t Yam etwas zu tun hat. Sie ist rosarot, und darum hat auch das Fufu
diese herrliche Farbe. Ich habe noch nicht rausgefunden, ob es der Geschmack ist oder die Farbe, die mich so anziehen. Wie auch immer, ich lade mir eine große Portion auf meinen Teller. Dazu gibt es Okra-Gemüse mit Zwiebeln und Tomaten, gedünstet in köstlichem rötlichem Palmöl.
    »Hmmm«, mache ich, »das ist wirklich mein Lieblingsessen.«
    »Sag ich doch«, lacht Mimie und hat für dieses eine Mal das letzte Wort, denn ich bin voll und ganz damit beschäftigt zu essen, und mit vollem Munde spricht man schließlich nicht.

[home]
    Kapitel 6
    Helfen auf Augenhöhe
    W ährend der großen Projekte des Toilettenbaus und der Bohrung des Brunnens gab es auch noch eine Vielfalt an kleineren Problemen, um die ich mich kümmerte.
    Da war zum Beispiel ein junges Mädchen, Ama Enima, die nicht gehen konnte und hilflos in der Hütte ihrer Mutter lag. Ihr linkes Bein war bereits von Geburt an am Ansatz nach innen verdreht, die Hüfte verkümmert, und es war ihr unmöglich, sich mit dieser Behinderung fortzubewegen.
    Ich sah mir Hüfte und Bein an und kam zu dem Schluss, dass man die Fehlstellung wahrscheinlich operativ korrigieren könnte. Emmanuel stellte Erkundigungen an, und wir fanden heraus, dass diese Operation im ersten Krankenhaus von Kumasi, dem Komfo Anokye Teaching Hospital, möglich war.
    Ich machte daraus ein Projekt und rief über die
Hagener Zeitung
, bei der ich inzwischen gute Kontakte hatte und die über meine Arbeiten in Ghana regelmäßig berichtete, zu Spenden für Ama Enimas Operation auf.
    Schon bei meinem nächsten Besuch konnte ich ihrem Vater, der als Dorfältester in Morontuo lebt, die Nachricht überbringen, dass wir ihre Operation finanzieren könnten.
    Ama Enimas Operation wurde zu einem meiner persönlich größten Erfolge. Jedes Mal, wenn ich in Apewu bin, dann besucht sie mich, und wenn ich es einrichten kann, schau ich in ihrem Haus vorbei. Und immer freue ich mich darüber, wie diese hübsche junge Frau mit dem melancholischen Lächeln heute in der Lage ist, sich ohne fremde Hilfe fortzubewegen und nur noch ein leichtes Hinken von ihrer Behinderung übrig geblieben ist. Sie ist nun die Dorfschneiderin, und mit Hilfe von Spenden haben wir ihr geholfen, ein kleines Geschäft aufzubauen. Das ist eines dieser typischen Einzelschicksale. Manche nennen es »einen Tropfen auf den heißen Stein«, aber für Ama Enima ist es bestimmt viel mehr als das. Ich brauchte mir nur vorzustellen, was es heißt, ein Leben auf einer Matte liegend zu verbringen, dann ist mir keine Anstrengung zu groß, um das Geld zusammenzubringen, um so einem Menschen zu helfen.
    [Bild vergrößern]
    16. Ama Enima
    Ähnlich erging es mir mit einer unserer Nachbarinnen im Compound. Auch sie verbrachte acht Jahre ihres Lebens gelähmt in ihrem Zimmer liegend. Sie hatte keine Verwandten und war von der Hilfsbereitschaft ihrer Nachbarn abhängig. Ihr finanzierte ich eine Beckenoperation, und seither kann sie, wenn auch langsam und bedächtig, an einem Stock gehen.
    Mit Ama Enimas Vater verbindet mich seither eine tiefe Freundschaft. Da er ja in Morontuo lebt, also in dem Dorf oben am Kraterrand, stellte ich in all den Jahren, in denen ich noch mit dem Trotro anreiste und zu Fuß nach Apewu hinunterstieg, jenen Teil meines Gepäcks, den ich in Apewu nicht brauchte, bei ihm unter. Auch heute noch, wenn ich mal wieder meine Batterien nachladen muss oder unten am See keinen Handy-Empfang habe, dann gehe ich hinauf nach Morontuo und bleibe auch schon mal über Nacht. Meine Leute in Apewu sehen das zwar gar nicht gerne, und spätestens, als mir Morontuo ebenfalls ehrenhalber einen Stuhl anbot – was

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