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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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Paten freuen sich sehr, wenn sie das Zeugnis und einen Brief »ihres Kindes« bekommen. Matthew zum Beispiel konnte durch die Unterstützung seines Paten einen Universitätsabschluss in Buchhaltung machen. Er hilft Madamfo Ghana nun in seinem Heimatland bei der Buchführung. Solche Ergebnis erfüllen mich mit großer Freude, sind sie doch ein Paradebeispiel für Hilfe zur Selbsthilfe.
     
    In unserem Team ist es Victor, der diese Kinder und Jugendlichen betreut, die je nach ihren Veranlagungen in speziell für sie geeigneten Internaten untergebracht sind. Und auch ich spreche mindestens einmal im Jahr mit ihnen, wenn sie auf Urlaub nach Hause kommen und es sich trifft, dass ich gerade in Apewu bin. Dabei interessieren mich nicht nur ihre Noten, sondern ich frage sie auch, welches ihre Lieblingsfächer sind und was sie einmal werden wollen, ob die Schule, die wir für sie ausgesucht haben, ihrer Meinung nach die richtige ist. So konnten wir neulich ein blitzgescheites Mädchen, das besonders gute Leistungen in Finanzbuchhaltung und Rechnungswesen vorweisen konnte, in eine Schule wechseln lassen, die diese Fächer vertiefend anbietet und als eines der besten Wirtschaftsgymnasien im Lande gilt. Denn ich bin auch hier der Meinung, dass das Geld der Paten optimal genutzt werden muss. Sowohl Victor als auch Anthony, der Dorflehrer, stehen ständig im Kontakt mit den Kindern und können so rechtzeitig eingreifen, sollte es Probleme geben.
    [Bild vergrößern]
    20. Jugendliche in Apewu, denen wir die Ausbildung finanzieren
    Die Zukunft dieser Jugendlichen liegt mir sehr am Herzen, denn sie ist gleichzeitig die Zukunft unserer Dörfer. Ich wünsche mir und ihnen, dass sie einen Beruf erlernen können, der ihnen Freude bereitet und mit dem sie in ihrem Land etwas bewirken können.
    Sehr hoch angesehen sind alle medizinischen Berufe in Ghana. Da rangieren die Krankenschwestern noch vor den Ärzten. Hebammen dürfen im Trotro vorne sitzen, denn jeder weiß, wie viel sie leisten müssen und wie hart dieser Beruf ist.
    Um diese medizinischen Berufe zu erlernen, muss man teure Kurse belegen. Ich habe vor kurzem einen Vertrag mit einer jungen Frau geschlossen, die bereits Medical Officer ist und der wir nun den Rest ihrer Ausbildung bezahlen. Dafür bindet sie sich fünf Jahre lang an Madamfo Ghana. Eine solche Ausbildung kostet 4000 Cedi, und ich frage mich, wo soll ein junger Mensch so viel Geld hernehmen? Denn diese Summe entspricht immerhin rund 2000 Euro. Für uns ist es eine gute Sache, und für die junge Frau eine Art Ticket für ein besseres Leben.
    Solange solche Berufe nur von einer Oberschicht erlernt werden können, die es sich leisten kann, das teure Schulgeld zu bezahlen, wird sich in Ghana nichts ändern. Aus diesem Grunde engagieren wir uns von Madamfo Ghana auch so gerne in der Bildung. Dies ist Hilfe zur Selbsthilfe par excellence.
    Doch zurück zu der Dorfschule von Apewu: Hier renovierten wir das baufällige Gebäude und statteten es mit Schulbänken und Tafeln aus. Die Bänke werden übrigens im Nachbarort Detiaso geschreinert, und so profitieren die ansässigen Handwerker ebenso von dem Projekt. Selbstverständlich feierten wir die Eröffnung der neu renovierten Dorfschule mit einem großen Fest, einer Daba. Denn meiner Meinung nach darf man, nachdem man hart gearbeitet hat, auch ruhig das Erreichte feiern.
    Als ich jedoch die renovierte Schule während des Unterrichts besuchte, stellte ich zwei Dinge fest. Zum einen dachte ich, könnten weit mehr Kinder in den neuen Schulbänken sitzen. Und zum anderen sahen diejenigen, die zum Unterricht gekommen waren, müde, schlapp und unkonzentriert aus.
    »Was ist denn da los?«, fragte ich Anthony, unseren Schuldirektor. »Warum ist das ein so lahmer Haufen? Geht es den Kindern nicht gut?«
    Der Lehrer breitete die Arme aus und ließ sie wieder fallen.
    »Ich fürchte«, sagte er, »diese Kinder haben nichts zum Frühstück gegessen und sind hungrig und schwach. Die meisten Familien hier essen nur einmal am Tag, nämlich am Abend.«
    Und so war es tatsächlich. Ich befragte einige der Kinder, und sie bestätigten mir, dass sie nur einmal täglich aßen, und diese Mahlzeit war nicht gerade üppig. Nun sagt man zwar in Deutschland, dass ein voller Bauch nicht gerne studiert, aber ein leerer tut das erst recht nicht. Also fasste ich einen Plan.
    Ich beschloss, eine kostenlose Schulspeisung einzuführen. Dies stellte sich in vielfacher Weise als Segen für das Dorf heraus.

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