Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Zum einen bekamen die Kinder endlich genügend zu essen, wurden kräftig und aufgeweckter. Als sich herumsprach, dass die Kinder in der Schule eine Mahlzeit erhielten, schickten auch die letzten Zögerlichen ihre Söhne und Töchter zum Unterricht. Außerdem erhielten Frauen aus dem Dorf Arbeit, denn jemand muss das Essen ja auch zubereiten. Und nicht zuletzt profitieren auch die einheimischen Bauern, denn wir lassen die nötigen Lebensmittel grundsätzlich vor Ort einkaufen. So können wir sicher sein, dass die Kinder eine vernünftige und ausgewogene Ernährung erhalten, und zwar alle gleich, egal, wie gut oder wie schlecht ihre Eltern gestellt sind.
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21. Kindergartenspeisung in Detiaso
Wenn ich heute Apewu und seine Nachbardörfer besuche – denn inzwischen haben wir auch in Detiaso, in Banso und Morontuo die Schulen erneuert, teilweise angebaut und die Schulspeisung eingeführt –, dann freue ich mich aus vollem Herzen über die aufgeweckten Kinder, die statt auf dem Boden auf Bänken sitzen und sich voll auf den Unterricht konzentrieren können. Am liebsten besuche ich die Schulen zur Essenszeit und überzeuge mich davon, dass die Qualität der Mahlzeit gut ist und die Menge ausreichend. Die glücklichen, essenden Kinder sind für mich die größte Motivation, immer weiterzumachen, zu sehen, wie wirkungsvoll unsere Hilfe ist.
Und auch umgekehrt motiviert das Erreichte die Menschen in den Dörfern selbst. Sie sind unendlich stolz, wenn sie hören, ihre Nana hat mal wieder in einer Zeitung ein Interview gegeben oder kommt womöglich ins Fernsehen. Sie wissen ganz genau, wie hart es für mich ist, immer wieder dafür zu sorgen, dass die Menschen in Deutschland von ihrer Situation erfahren. »Nana ist wieder in Deutschland«, sagen sie dann, »und kümmert sich darum, dass wir weitermachen können.« Alle wissen ganz genau, dass ich persönlich nicht viel besitze, dass mir das Geld für die Projekte von Menschen in Deutschland anvertraut wurde und dass ich mit Argusaugen darüber wache, was damit geschieht.
Nur um ein Beispiel zu nennen: Der Anbau der beiden zusätzlichen Klassenzimmer für die Schule in Apewu hat umgerechnet 3311 Euro gekostet. Auf der deutschen Botschaft in Ghana sagten sie, das könnten sie gar nicht glauben, dass das so billig gewesen sein sollte. »Oh, doch«, gab ich zur Antwort, »das ist möglich, weil bei uns niemand irgendwelches Geld abzweigt.« Weil unsere Organisation »schlank« ist und so wenig wie nur möglich von den Spendengeldern auffrisst. Das ist nämlich für die Projekte da und für sonst nichts.
Ich denke oft an eine Rentnerin, die mir schrieb, dass ihr von ihrer Rente nach Abzug aller Fixkosten pro Monat neunzig Euro bleiben. Nachdem sie im Fernsehen einen Beitrag über mein Engagement in Ghana sah, beschloss sie, 180 Euro zu spenden. Für sie bedeutete dieser Betrag wirklich ein persönliches Opfer. Und darum bemühe ich mich, die Spender wenn möglich wissen zu lassen, wohin ihr Geld ging. Ihnen persönlich zu antworten, mitunter auch Fotos zu schicken. Die ganze Sache transparent zu machen, denn dann freuen sich die Menschen, die spenden, und geben das nächste Mal wieder gerne.
Natürlich stoße ich dabei leider auch an natürliche Grenzen. Als nach dem ersten großen TV -Beitrag mehr als zweitausend Anrufe reinkamen, da war es völlig unmöglich, alle persönlich zu beantworten. Auch mein Tag hat nur vierundzwanzig Stunden, und darum gab ich im vergangenen Jahr schließlich doch meine Stelle im Krankenhaus auf, um mich hauptberuflich Madamfo Ghana zu widmen. Denn der persönliche Kontakt zu den Spendern für Madamfo Ghana ist mir enorm wichtig.
Von Anfang an, das spürte ich deutlich, funktionierten meine Spendenaufrufe deshalb so gut, weil ich mit meiner Person für die Sache einstand. Ich stehe persönlich dafür gerade, dass das Geld dort ankommt, wo es hin soll. Die Spendengeber haben damit ein Gesicht, eine Stimme, einen richtigen Menschen vor sich, und nicht eine anonyme Institution. Manchmal merke ich, dass die Anrufer direkt erschrecken, wenn ich ans Telefon gehe, und fragen: »Sie sind es selbst?!«
»Ja«, sage ich dann und lache. »Ich bin es selbst.«
Überflüssig zu betonen, wie unglaublich dankbar meine Leute in Ghana den ihnen unbekannten Spendern im fernen Deutschland sind, die gar nicht ahnen, in wie viele Gebete sie täglich eingeschlossen werden.
Jene Kinder, die dank unserer Spenden heute die Schulen besuchen
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