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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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eine gute Stunde, und ich dachte, wir sehen uns die Ruinen von Dunollie an, ehe ich die restlichen Einkäufe tätige. Ich bin Ihnen sehr dankbar für das freundliche Angebot, aber ich denke, ich finde allein zum Hafen.«
    Er brummte etwas vor sich hin, was sie nicht verstehen konnte.
    »Wie bitte, Mylord?«
    »Ich sagte, ich begleite Sie, wohin Sie auch immer gehen.«
    Eleanor überlegte einen Moment, dann nickte sie. Sie hielt das für eine gute Gelegenheit, ihn und Juliana ein wenig näher zusammenzubringen. Wenn er die Fortschritte sah, die seine Tochter schon in dieser kurzen Zeit gemacht hatte, würde es ihm vielleicht nicht mehr so sehr widerstreben, etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Eleanor nahm sich sogar vor, den Spaziergang so lange wie möglich auszudehnen, um genau das zu erreichen.
    »Gehen wir?«
    In der nächsten halben Stunde stiegen sie den steilen, überwucherten Weg zu den Burgruinen hinauf. Der Blick über die Bucht und die ent-fernten Inseln war atemberaubend, eine reiche Palette leuchtender Farben - Grün, Violett und Rot - erstreckte sich vor ihnen, so weit das Auge reichte. Die Inseln Mull und Lismore und die Morvern-Halbinsel waren von diesem Punkt aus klar zu sehen, und es war nicht zu verkennen, warum gerade hier eine Festung errichtet worden war.
    Zu der Zeit, als man sie erbaut hatte, reisten die Menschen hauptsächlich über Wasser, und jeder Neuankömmling wurde schon in zehn Meilen Entfernung gesichtet.
    Während sie zwischen den Mauern herumkletterten, die einst einen König beherbergt hatten, begegneten sie dem gegenwärtigen MacDougall-Chef, Patrick »Peter« MacDougall, der sie von seinem Haus aus, das nicht weit weg vom Bergfried stand, beobachtet hatte. Obwohl er schon beinahe achtzig Jahre alt war, kam er zu Fuß auf den Berg, um sie zu begrüßen und sich lange mit ihnen zu unterhalten. Er erzählte wundersame Geschichten aus der Vergangenheit seines Clans und Eleanor hielt ihn für einen warmherzigen und wohltuenden Gastgeber.
    Schließlich machten sie sich wieder auf den Weg in die Stadt. Während sie, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, die George Street entlangschlenderten, wurde Eleanor das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden.
    Und sie hatte Recht.
    In einem Haus wurden sogar die Vorhänge zugezogen, als sie vorbeigingen, und die Kinder, die draußen spielten, ließen alles stehen und liegen, und liefen kreischend davon, als ihre Mütter sie riefen.
    Lächerlich, dachte Eleanor, diese unbegründete Furcht, die Lord Dunevin in der ganzen Stadt verbreitete. Er war ein Mann, kein Ungeheuer, und er machte nur bei dem schönen Wetter einen Ausflug mit seiner Tochter. Dunevin gab vor, nichts von der Aufregung der Stadtbewohner zu bemerken, trotzdem verfinsterte sich sein Gesicht immer mehr.
    Eleanor ging in einige Geschäfte, erstand etliche Meter dicker Wollstoffe, ein paar gestrickte Strümpfe und weiße Hemden aus geköpertem Tuch, das man hier »cuirtan« nannte und zu dem Mairi ihr geraten hatte. Sie bestellte noch einiges mehr und bemühte sich, die entsetzten Mienen der Ladenbesitzer zu ignorieren, wenn sie hörten, wohin die Ware geliefert werden sollte. Sie atmete erleichtert auf, weil sie nirgendwo im Ort eine weitere Vermisstenanzeige gefunden hatte.
    »Verzeihen Sie, Mylord, aber ich möchte nur noch eine einzige Besorgung machen.«
    Lord Dunevin warf einen kurzen Blick auf seine Taschenuhr. »Es ist schon spät, Miss Harte.«
    »Es dauert nur einen Moment, Mylord. Ganz bestimmt.«
    Er nickte knapp und Eleanor ging auf den Laden zu. Juliana folgte ihr instinktiv. Während das Kind die kleinen gemalten Bilder von Segelschiffen betrachtete, die hinter der Ladentheke hingen, tätigte Eleanor hurtig ihren Einkauf, dankte dem Kaufmann mit einem Lächeln und nahm Juliana an der Hand.
    Mit ihrer letzten Neuerwerbung unter dem Arm ging sie zurück zu dem wartenden Lord Dunevin, dann marschierten sie schweigend zum Pier.
    Donald MacNeill stand bereits auf dem Deck und plauderte freundschaftlich mit einem anderen Seemann. MacNeill strahlte, als er Juliana begrüßte, und redete leise mit ihr, während er ihr an Bord half - im Gegensatz zu den meisten Stadtbewohnern, denen sie heute begegnet waren und die das Kind angesehen hatten, als würde es die Pest über sie bringen, war er fürsorglich und freundlich.
    Sobald er Juliana auf eine der Bänke gesetzt hatte, reichte Donald Eleanor die Hand, um ihr zu helfen. »Da haben Sie aber feine Schuhe bekommen, Miss

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