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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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den Highlands, stimmt’s, Miss Harte?«
    Sie hätte gedacht, dass man das schon an ihrer Aussprache, der jeder schottische Akzent fehlte, erkennen konnte. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Ich komme aus England, Sir.«
    »Also eine Engländerin, ja? Na ja, ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich hier jemals jemanden von Halbstiefeln habe reden hören. Die meisten Highland-Mädchen tragen überhaupt keine Schuhe.«
    Eleanor runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Dann bin ich offensichtlich zum falschen Handwerker geraten. Tut mir Leid, wenn ich Ihnen Umstände gemacht habe, Mr Maclean.« Sie drehte sich um. »Komm, Juliana.«
    »Ja, Sie müssen aus den Lowlands stammen, wenn Sie schon davonlaufen, bevor ich mit dem fertig bin, was ich sagen wollte.«
    Eleanor blieb stehen und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich kann Ihnen diese Halbstiefel nicht machen, von denen Sie reden, aber ich kann ein Paar hübsche schottische Straßenschuhe schustern, die Ihnen viel bessere Dienste leisten würden als diese zierlichen Schühchen, die Sie jetzt tragen. Ich muss Maß an Ihren Füßen nehmen, damit die Schuhe richtig passen.«
    Er ging zur Eingangstür, öffnete sie, trat beiseite und bedeutete Eleanor mit einer Geste, voranzugehen. Sie zögerte einen Moment - hoffentlich musste sie nicht bedauern, hergekommen zu sein. Sie überlegte, ob sie dem Mann trauen konnte, warf jedoch um der Schuhe willen ihre Bedenken über Bord. Sie nickte Juliana zu und folgte dem Mann.
    Eleanor duckte sich unter dem niedrigen Tür-
    Sturz und stand in einem unordentlichen Raum, der die gesamte Grundfläche des Cottages einnahm. Der gemauerte Kamin sah aus wie ein Haufen flacher Steine und spuckte Rauch. Als Schornstein diente tatsächlich ein oben und unten offenes Fass, das allerdings seinen Zweck nur unzureichend erfüllte. Ein rußgeschwärzter Kessel, in dem Wasser simmerte, stand auf dem Feuer, und überall an den Wänden hingen Werkzeuge kreuz und quer. Zum Glück hatte niemand daran gedacht, in dieser Werkstatt den Zettel aufzuhängen, den Eleanor im Gasthof vorgefunden hatte. Es hätte vermutlich auch keinen Platz in diesem Durcheinander dafür gegeben.
    Maclean eilte voraus, um hastig den Staub von einer Holzbank neben dem Kamin zu wischen, dann bedeutete er seiner Kundin, Platz zu nehmen, während er irgendwelche Geräte und Werkzeuge zusammensuchte.
    Eleanor zog einen Schuh aus und reichte ihn ihm, als er wieder zu ihr zurückkam.
    »Weshalb das?«
    »Damit Sie Maß nehmen können, Sir.«
    Maclean grinste wieder und schüttelte den Kopf, als hätte sie etwas Witziges von sich gegeben. »Ich kann keinen ordentlichen Schuh nach diesem windigen Ding anfertigen.«
    Er setzte sich vor sie auf einen kleinen Hocker und streckte die Hand aus - augenscheinlich erwartete er, dass sie ihren bloßen Fuß hineinlegte.
    Mädchenhafte Sittsamkeit schien in den Highlands nicht üblich zu sein.
    Eleanor hob langsam den Fuß, während sie dafür sorgte, dass der Rocksaum nicht höher rutschte als bis zum Knöchel. Maclean packte kräftig zu und hielt ihr etliche Schuhformen an, um zu sehen, welche Länge die richtige war.
    Er unternahm keinen Versuch, sie mit Feingefühl zu berühren - in seiner Arbeitsweise drückte sich viel mehr eine gleichgültige Vertraulichkeit aus, die Eleanor ziemliches Unbehagen bereitete.
    Als seine Hand unter ihren Röcken aufwärts bis zu den Waden wanderte, richtete sich Eleanor abrupt auf. »Ich muss schon bitten, Sir ...«
    »Es reicht, Maclean.«
    Eleanor schnappte erschrocken nach Luft, als die schroffe Stimme hinter ihr ertönte.
    Sie drehte sich um und sah Lord Dunevin an der Tür. Sein Gesicht drückte Unmut aus.
    Der Hund hatte keinen Laut von sich gegeben, um die Ankunft eines Fremden zu melden.
    »Ich denke, Sie haben ausreichend Maß genommen, um der Lady ordentliche Schuhe zu schustern. Machen Sie sich an die Arbeit.«
    Maclean grinste, aber seine kalten Augen waren unverwandt auf den Viscount gerichtet. »Ah, als ich heute an diesem schönen Tag erwachte, hätte ich im Leben nicht damit gerechnet, dass der Teufel von Dunevin Castle heute noch in meiner Werkstatt auftauchen würde. Wie geht es dem mächtigen Lord heutzutage?«
    Dunevins Augen wurden schmal, als er näher kam. Sein dunkler Kopf stieß beinahe an die vom Rauch geschwärzten Deckenbalken. »Wir müssen aufs Schiff, um noch vor Einbruch der Nacht auf die Insel zu kommen, Maclean. Bringen Sie der Lady die Schuhe und sputen Sie sich ein

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