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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Wardwell stand auf, faltete den leeren Karton zusammen und stellte ihn ans Fenster. Dann kniete er sich wieder auf den Boden und zog den nächsten Karton zu sich heran. »Im Sommer treiben sich die Kids lieber in den Bergen herum, als mir zur Hand zu gehen.«
    Ren beobachtete Wardwell schweigend, als er den nächsten Karton leerte und zusammenfaltete.
    »Übrigens, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem fünfundzwanzigjährigen Geschäftsjubiläum.«
    »Danke«, sagte Wardwell. »Eigentlich sind es sogar schon neunundzwanzig Jahre, aber die Zeit, die bis zur tatsächlichen Eröffnung vergangen ist, habe ich nicht mitgerechnet … Gelder auftreiben, den ganzen Behördenkram erledigen. Das waren schwere Jahre damals. Es waren Jasons letzte Ferien vor dem Wechsel aufs College. Wir mussten unsere Finanzen ganz neu planen. Das muss man in dieser Branche ständig.«
    »Was war hier früher für ein Geschäft?«, fragte Ren.
    »Vor uns? Das weiß ich nicht genau. Ganz früher war hier mal ein Saloon voller leichter Mädchen und raubeiniger Goldgräber.« Er lächelte. »Als wir es übernommen haben, standen praktisch nur noch die Außenmauern. Einen Teil des Fachwerks konnten wir restaurieren. Und den Fußboden. Hat sich gelohnt, finden Sie nicht auch?«
    Ren schaute auf den Boden. Es waren mosaikartig verlegte Fliesen in hübschen Gold-, Grün-und Rottönen. Wardwell schob ein paar Kartons zur Seite, sodass Ren den Fußboden noch besser sehen konnte.
    »Das ist wirklich sehr schön«, sagte sie.
    »Und uralt.« Wardwell nickte.
    »Ist Ihr Sohn da?«, fragte Ren.
    Wardwell hob den Blick. »Jason müsste gleich kommen. Warum fragen Sie? Ist etwas mit ihm?«
    »Nein. Tja, ich muss dann wieder los«, sagte sie.
    »Schön, dass Sie vorbeigekommen sind.«

61.
    Das Mountain Sports befand sich im Zwischengeschoss eines Geschäftshauses zwischen einem Schönheitssalon und einem Juwelier. Das Geschäft hatte geöffnet, doch es war niemand zu sehen.
    »Hallo?«, rief Ren, als sie den Laden betrat.
    »Ich bin hier draußen«, rief eine Frauenstimme.
    Ren ging zur Hintertür und trat auf den Balkon. »Maria Nordberg?«
    »Ja.« Maria stand auf und wandte sich von Ren ab, als sie den Rauch einer Zigarette ausblies. Sie war in den Fünfzigern und hatte Sommersprossen und blondes Haar, das sie mit einem Tuch mit Blumenmuster zusammengebunden hatte. »Ich trotze der Hitze, um eine zu rauchen.« Sie drückte die Zigarette in einem mit Sand gefüllten Gefäß aus. Im Garten nebenan rieb eine Kindergärtnerin ihre Schützlinge mit Sonnencreme ein.
    Maria verdrehte die Augen. »Mein Arzt hat mir das Rauchen verboten«, sagte sie. »Als wenn diese eine Zigarette, die ich am Tag rauche, was ausmachen würde …« Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
    Ren schaute über den Blue River hinweg auf die Berge mit den nun sattgrünen Skipisten. Die Plätze unter den roten Sonnenschirmen auf der Hotelterrasse unten waren fast alle besetzt.
    »Ein herrlicher Tag«, sagte Maria.
    »Ja«, erwiderte Ren. »Urlaub müsst man haben. Aber leider bin ich aus beruflichen Gründen hier.«
    Sie zeigte Maria ihre Dienstmarke. »Ich bin Ren Bryce, FBI. Ich ermittle im Tod von Agentin Jean Transom.«
    »Oh«, sagte Maria. »Es tut mir sehr leid, was mit Ihrer Kollegin passiert ist. Sie waren sicherlich erleichtert, als Sie den Leichnam gefunden haben.« Sie hatte einen fröhlichen, beschwingten norwegischen Akzent, der Ren an ihren alten Schulfreund erinnerte. Wenn er auf Norwegisch gesagt hatte: »Ich habe Depressionen«, hörte es sich an, als würde er ihr erzählen, er läge bei einer Flasche Champagner mit einem Supermodel in der Badewanne.
    »Danke«, sagte Ren. »Ich weiß, dass Sie dem Hilfssheriff bereits gesagt haben, was Sie damals im Januar gesehen oder nicht gesehen haben. Ich habe das Protokoll gelesen. Ich wollte nur wissen, ob Sie damals Angestellte hatten oder Aushilfen. In dem Protokoll steht nichts darüber. Oder hat vielleicht in jüngster Zeit jemand etwas gesehen? Der Leichnam wurde erst vor kurzem gefunden, und wir müssen sicherstellen …«
    »Nein«, sagte Maria. »Als mein Mann und ich das Geschäft eröffnet haben, konnten wir uns keine Aushilfen oder Angestellten leisten.«
    »Verstehe«, sagte Ren. »Aller Anfang ist schwer. Und wie läuft es jetzt?«
    »Sehr gut. Es kommen viele Besucher nach Breckenridge. Wir sind glücklich hier. Wir stellen sogar einen neuen Mitarbeiter ein.«
    »Ich bin sicher, Sie haben hier genug College-Studenten

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