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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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verheimlichen wollen, wäre ihr das gelungen. Ihr FBI-Agenten könnt eure Gefühle gut verbergen.«
    »In manchen Situationen versuchen wir es. Aber ich hoffe, Sie spüren, dass wir alle sehr traurig über Jeans Tod sind.«
    »Verzeihung, so habe ich es nicht gemeint«, sagte Patrick. »Ich konnte Ihre Trauer spüren, und das hat mich sehr gerührt.«Als Ren durch Breckenridge fuhr, wirkte der Ort auf sie so still, als hätte man die Bürgersteige hochgeklappt. Nachdem sie in den Gasthof zurückgekehrt war, nahm sie sich ein Buch aus dem Regal im Aufenthaltsraum. Es war eine Geschichte über eine hübsche Frau und einen gut aussehenden Mann, die an einem schönen Ort spielte. Ren stieg die Treppe zu ihrer Suite hinauf, schloss die Tür ab und knipste die Lampe auf dem Nachttisch an. Dann ging sie ins Bad, putzte sich die Zähne, zog ihren hellrosa Flanellpyjama an und stieg ins Bett. Das Buch legte sie auf ihre Brust, schob eine Hand darunter, beugte sich vor, schlug das Buch auf und begann zu lesen. In der vierten Zeile ging es um eine Frau mit blondem Haar. Jean Transom. Zwei Abschnitte weiter ging es um ein Schlafzimmer, das lavendelfarben gestrichen war. Jean Transom.
    Wenige Minuten später lag das Buch auf dem Nachttisch, und Ren starrte ins Nichts. Es wollte ihr nicht gelingen, sich durch das Buch abzulenken. Furcht stieg in ihr auf, vermischt mit Selbstvorwürfen.
    Ich bin eine Niete. Viele tüchtige Leute haben unter meiner Leitung gearbeitet, und ich habe sie alle in eine Sackgasse geführt.
    Ren schlug die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Sie nahm die Kaffeedose, schaltete den Kessel ein und breitete während des Wartens die Akten auf dem Bett aus. Als der Kaffee fertig war, nahm sie ihren Kaffeebecher und trat ans Fenster.
    Als sie auf die spätabendlichen Straßen und die Berggipfel schaute, glaubte sie einen Augenblick lang, die Welt sei ein wunderschöner Ort.

59.
    Ren saß auf dem Bett. Neben ihr stand eine Flasche Wasser. Die Sonne erwärmte langsam das Zimmer. Jemand klopfte an die Tür – laut, drängend und unaufhörlich. Das liebte Ren besonders.
    Es war das Zimmermädchen. »Verzeihung, Ma’am, kann ich Ihre Suite sauber machen?«
    Ren schaute auf die Uhr. Es war schon neun. Was? Sie hatte in dieser Nacht zweimal geschlafen, jedes Mal eine Stunde. Sie schaute sich um. Auf der Handtuchstange im Badezimmer lag ein Berg Handtücher. Überall standen Kaffeebecher herum, und auf dem Boden lagen Schokoladenpapier, halb leere Chipstüten, Shorts, Tops und Schuhe. Ren schaute aufs Bett. Sie erschrak, als sie die Tatort-und Obduktionsfotos sah, die sie dort mosaikartig angeordnet hatte.
    »Nein … schon gut«, sagte sie. »Wenn Sie mir vielleicht ein Tablett, einen Lappen und Putzzeug vor die Tür legen würden …?«
    »Wie Sie möchten, Ma’am.«
    Das Zimmermädchen verschwand.
    Ren stand auf und stieg unter die Dusche. Als sie angezogen war, sortierte sie die Unterlagen auf dem Bett. Hinten in einer der Aktenmappen steckte das Foto, das Jean Transom im Büro zeigte. Ren fiel auf, dass die kleine Amber verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer Tante hatte.
    Ren nahm ein anderes Foto von Jean heraus – das Bild, das Gressett ihr gegeben hatte. Es war ein Schnappschuss, der Jeanauf einer Grillparty zeigte. Sie hielt eine rote Frisbeescheibe in der Hand und drehte ihr lachendes Gesicht halb der Kamera zu. Wenn sie lächelte, sah man nur die langen dunklen Wimpern, und …
    Ren stutzte.
    Kann das sein?
    Sie legte die Fotos von Amber und Jean nebeneinander und verglich sie.
    Mein Gott.

    Die Fahrt kam ihr endlos vor. Ren konnte es gar nicht schnell genug gehen. Sie rief Gary an und teilte ihm mit, was sie entdeckt hatte und wohin sie unterwegs war. Ihr Chef bestand darauf, über alle wichtigen Schritte im Voraus informiert zu werden. Ren musste ihm detaillierte Informationen und eine schlüssige Erklärung dafür liefern, warum sie so handelte. Man konnte mit Gary über alles reden, doch man bekam bei ihm nur dann grünes Licht zum Handeln, wenn das, was man unternehmen wollte, Fortschritte bei den Ermittlungen liefern konnte.
    Als Ren über die neuen Erkenntnisse nachdachte, die sie über Jean gewonnen hatte, schwirrte ihr der Kopf. Jean hatte einen Teil ihres Lebens sorgfältig geheim gehalten, doch nun, nach ihrer Ermordung, musste alles aufgedeckt werden.
    Ren wünschte sich, das wäre nicht erforderlich.
    Sie hielt vor dem kleinen, stuckverzierten Haus, in dem Caroline Quaintance wohnte, und ging

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