Weiße Stille
zurückgezogen. Vielleicht gefiel es ihr.«
Ren nickte. »Hatten Sie jemals das Gefühl, dass sie vielleicht …«
»Vielleicht was? Dass sie kein Interesse hatte, jemanden kennen zu lernen?«
»Meinen Sie, Jean könnte lesbisch gewesen sein?«
»Auf gar keinen Fall.« Gressett schreckte sichtlich zurück.
Du Blödmann.
»Es wäre doch nicht schlimm, wenn es so gewesen wäre«, sagte Ren.
Gressett warf Ren einen Seitenblick zu. »Das weiß ich. Aber sie war nicht lesbisch.«
»Vielleicht hielt sie es geheim.« Wegen solcher voreingenommener Typen wie dir.
»Kann schon sein.«
»Jedenfalls hat Jean sich mit niemandem getroffen, solange sie mit Ihnen zusammengearbeitet hat?«
» Unsere Beziehung war rein beruflich, falls Sie das meinen.«
»Jean hätte mit Ihnen niemals über ihr Privatleben gesprochen?«, fragte Ren.
»Stimmt.«
»Hätte sie mit Todd darüber gesprochen?«
Gressett knurrte: »Sieht er so aus, als würde sich ihm irgendjemand anvertrauen?«
Tiny Gressett, deine Fassade bröckelt.
22.
Ren stand im Besprechungszimmer und wartete auf die Kollegen. Nach zehn Minuten riss ihr der Geduldsfaden.
»Also gut, Leute«, sagte sie. »Ich habe leider keine Zeit, auf alle zu warten, deshalb fange ich jetzt an. Zunächst einmal vielen Dank für die Informationen, die Sie alle zusammengetragen haben. Jeans Telefonprotokolle von ihrem Bürotelefon und ihrem Privatanschluss liegen uns jetzt vor. Wir werden sehen, was sich ergibt, wenn wir die Liste durchgearbeitet haben. Das zweite Handy müssen wir noch finden.
Die Detectives hier im Büro des Sheriffs haben eine Liste vorbestrafter Personen in Breckenridge erstellt, die überprüft werden müssen.
Mehrere Mitarbeiter des Rifle-Creek-Kinos konnten sich an Jeans Besuch erinnern. Sie war an dem Abend allein.
Außerdem haben wir herausgefunden, dass Jean am Mittwoch, den dritten Januar, in Breckenridge war und sich bei Wardwell’s umgesehen hat, einem Geschäft für Freizeitbekleidung in der Main Street. Der Laden gehört einem gewissen Malcolm Wardwell und wird von ihm und seinem Sohn geführt. Ich habe beide überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass Malcolm Wardwell in den Siebzigern eine kurze Haftstrafe wegen Kinderpornografie verbüßt hat. Hat jemand aus dem Sheriffbüro mehr Informationen darüber?«
Mike und Bob schüttelten den Kopf.
»Hat es seitdem Ärger mit Wardwell gegeben?«
»Nein«, sagte Bob. »Er ist ein vorbildlicher Bürger.«
»Wissen die Leute hier, dass Wardwell wegen Kinderpornografie im Gefängnis gesessen hat?«, fragte Ren.
»Die Leute bewerfen das Geschäft nicht mit Steinen, wenn Sie das meinen«, sagte Mike. »Einige Einwohner wissen es, aber es ziehen immer wieder Leute weg, und neue kommen her. Damals hat Wardwell außerdem in Frisco gewohnt, soviel ich weiß, und das könnte natürlich hilfreich für ihn gewesen sein.«
»Okay«, sagte Ren. »Jean hat in einigen Fällen von Kindesmissbrauch ermittelt. Die jüngsten Vorfälle wurden in Silverthorne und Dillon gemeldet. Aber in Breckenridge gab es keine solchen Vergehen, richtig?«
»Richtig«, bestätigte Gressett.
»Okay«, fuhr Ren fort. »Jetzt zu dem, was wir noch nicht haben: Wir haben kein Handy am Fundort der Leiche entdeckt. Es ist unwahrscheinlich, dass der Täter eines von Jeans Handys bei ihr zurückgelassen hat, falls sie eins bei sich getragen hatte. Und selbst wenn, wäre das Handy von der Lawine verschüttet worden. Außerdem haben wir Jeans Wagen noch nicht gefunden, einen silbernen Subaru Forester. Wir haben allerdings einen Zeugen, der ihren Wagen möglicherweise auf dem Parkplatz einer Kneipe namens Brockton Filly gesehen hat. Der Mann heißt Salem Swade, ein Vietnamveteran, der in einer alten Goldgräberhütte oben auf dem Hochplateau des Quandary Peak wohnt.
Das Brockton Filly liegt am Fuße des Quandary und wird von Jeans ehemaligem V-Mann geführt. Sein Name ist Billy Waites. Gary Dettling von der Rocky Mountain Safe Streets hat mehr Informationen über Waites’ Vergangenheit gesammelt. Bitte, Gary.«
»Okay«, sagte Gary. »Also … in den späten Neunzigern war Billy Waites in den organisierten Drogenhandel verwickelt. Die Operationen wurden von einem Ex-Navy-Seal, einem ehemaligen Angehörigen des Special Air Service der britischen Armee und einem deutschen Kommunikationsexperten über ein weit verzweigtes Verteilernetzwerk durchgeführt. Diese Leute schmuggelten Drogen aus Kolumbien. Die Drogen wurden zu bestimmtenHäfen
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