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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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helfen?«
    Tolman und Lasco drehten die Leiche um. Ren konnte den Blick nicht abwenden. So bemerkte sie nicht, dass aus derBrusthöhle Körperflüssigkeit auf den Boden tropfte. Die Männer traten rechtzeitig zurück, doch Rens Stiefel bekamen etwas ab.
    »O Gott!«, rief sie.
    Lasco holte rasch ein paar Papiertücher und reichte sie Ren mit einer Miene, die ausdrückte, dass die Tücher nicht viel helfen würden.
    »Meine Güte«, sagte Ren, wandte den Blick aber nicht von der Leiche ab.
    »Möchten Sie sie ausziehen?«, fragte Tolman und zeigte auf ihre Stiefel.
    Ren schüttelte den Kopf und gab ihm ein Zeichen, weiterzumachen.
    »Also gut. Ich wollte Ihnen das hier zeigen.« Tolman strich über die Wirbelsäule. »Das Opfer ist kachektisch, daher …«
    »Das Opfer ist was? «, fragte Robbie.
    »Sieh dir den Toten genau an«, sagte Ren und zeigte auf die Leiche. »Was bedeutet das? Was meinst du?«
    Robbie warf ihr einen Blick zu. Dr. Tolman ebenfalls. Ren wäre errötet, hätte sie die Veranlagung dazu gehabt.
    »Nun … er besteht nur aus Haut und Knochen«, sagte Robbie.
    »Das könnte man so sagen«, erwiderte Dr. Tolman.
    Ren starrte auf den Leichnam. »Er hat eine Rückgratverkrümmung.«

    Es war einmal ein krummer Mann, der wanderte einen krummen Weg entlang.

    »Richtig«, sagte Tolman. »Das wollte ich Ihnen zeigen – und wie deutlich man diese Rückgratverkrümmung sehen kann.«
    Robbie stieß Ren mit dem Ellbogen an. »Ren? Bist du noch da?«
    »Was?«, fragte Ren. »Oh, ja … tut mir leid. Okay, der Mann wurde im Clear Creek River gefunden?«
    »Ja«, sagte Tolman. »In flachem Wasser. Er war noch nicht weitabgetrieben, keine Verletzungen durch Steine, und er hat noch nicht lange dort gelegen.« Er hob den Blick zu den Anwesenden. In seinem Gesicht spiegelte sich Hoffnung. »Ich glaube, wegen Ihrer Kollegin, deren Leiche auf dem Quandary Peak gefunden wurde, schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Mir sind keine Einzelheiten bekannt. Ich warte noch auf Denis’ Bericht, aber falls etwas unseren Verdacht erregt …« Er sprach schneller, um es rasch hinter sich zu bringen, falls er sich irrte. »Aufgrund der Fundstelle dieser Leiche dachte ich, der Mann wäre vielleicht auf dem Rückweg von Summit County gewesen.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube eher, er war nicht auf dem Weg von Summit County, sondern auf dem Weg von Denver nach Summit County«, sagte Ren. »Dann hörte er die Nachricht, dass das FBI und Gott weiß wer über die Interstate 70 fuhren. Deshalb nahmen er und seine Kumpel den Weg durch den Canyon, und irgendetwas, was er getan hat, hat die anderen gegen ihn aufgebracht.«
    »Eine ziemlich präzise Vorstellung«, staunte Robbie.
    »Nur so ein Bauchgefühl«, sagte Ren.

24.
    Robbie setzte Ren vor ihrem Haus in Golden ab.
    »Ich möchte nicht in der Einfahrt parken«, sagte Robbie.
    »Warum nicht?«
    »Vincent könnte glauben, du und ich …«
    »Vincent kennt mich gut genug«, sagte Ren ein wenig zu hastig. »Er weiß, dass ich mich nicht sofort in die Arme eines anderen – wenn auch hübschen – jüngeren Mannes flüchten würde.«
    »Dein Jeep glänzt richtig.«
    »Stimmt. Okay, ich gehe jetzt rein. Du kannst mich begleiten, wenn du möchtest«, schlug Ren vor.
    Robbie warf ihr einen Blick zu. Ren lächelte gequält.
    »Ich glaube nicht, dass es eine Versöhnung gibt.«
    »Ich mag Vincent«, sagte Robbie. »Ich finde, er ist in Ordnung.«
    Ren lächelte und schlug ihm aufs Bein. »Danke fürs Fahren. Wir sehen uns dann in Breckenridge. Ich beeile mich.«

    Barfuß und im Trainingsanzug öffnete Vincent die Tür, eine Flasche Bud in der Hand.
    »Hallo«, sagte Ren.
    »Hallo.«
    »Du fängst heute aber früh mit dem Trinken an.«
    »Quatsch.«
    »Wie, Quatsch?«
    »Als ich angefangen habe, war es noch viel früher.«
    Ren seufzte. »Und wann war das?«
    Vincent zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin vorbeigekommen, um den Jeep und ein paar Sachen zu holen«, sagte Ren. »Hast du gewusst, dass es so gut wie unmöglich ist, sich in Breckenridge Unterwäsche zu kaufen, die nicht wie Putzlappen aussieht?«
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Vincent.
    »Sieht so aus, als müsste ich mich in den nächsten Tagen in Breckenridge aufhalten. Vielleicht macht das alles ein bisschen leichter.«
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Fang jetzt nicht damit an«, bat sie ihn in freundlichem Tonfall.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe nicht viel Zeit, okay? Ich hab keine Lust auf große

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