Weiße Stille
gebracht, wo die Bosse der jeweiligen Operationen sich zuvor Villen gemietet hatten, die so lange als Einsatzzentralen dienten, wie die Drogen in der jeweiligen Gegend verklickert wurden. In den Villen richteten sie ihr Kommunikationsnetz ein und alles, was sie brauchten. Von da aus operierten sie dann.«
»Wie wurden die Kerle geschnappt?«, fragte Cliff.
»Eine ihrer Lieferungen wurde von der Küstenwache abgefangen. Ein paar von den Burschen wurden umgedreht und fortan als V-Leute eingesetzt. Man erlaubt ihnen, die Operation durchzuziehen. In diesem speziellen Fall spielte sich alles in Atlanta ab. Die Dealer benutzten Wegwerfhandys, die nicht zurückverfolgt werden konnten. Schließlich überzeugte die Drogenfahndung einen Richter, dass ein hinreichend begründeter Verdacht bestehe. Es wurde eine Genehmigung nach Absatz drei des Heimatschutzgesetzes erteilt, in dem das Vorgehen gegen internationale Geldwäsche und Terrorfinanzierung geregelt wird. Die Villa wurde verwanzt. Doch obwohl alle Gespräche rund um die Uhr abgehört wurden, bekamen die Ermittler nichts heraus. Die Bande benutzte Codes und sprach ständig über ihre Familien. Die Typen wussten bereits, was Sache war. Und da kam Billy Waites ins Spiel. Waites ist clever. Er war derjenige, der für die Codes zuständig war. Schließlich wurde der Code geknackt, und wir konnten die Typen hochnehmen. Und Billy Waites lief über.«
»War er abhängig?«, fragte Ren.
Gary nickte. »Er arbeitete als Beikoch in einem Restaurant. Da waren eine Menge Drogen im Umlauf. Damals hatte er sich auch mit der Bande eingelassen. Einer der Dealer brachte Meth mit. Billy wurde abhängig von dem Zeug. Ein Jahr später zog er sich zwei Monate in eine Hütte in den Bergen zurück, um einen Entzug zu machen. Und er hat es tatsächlich geschafft. Aber danach stieg er gleich wieder ins Geschäft ein.«
»Er lebt zwei Monate in einer Hütte, ist clean geworden und stürzt sich dann gleich wieder in die Szene?«, fragte Ren. »Der Mann muss einen eisernen Willen haben.«
Gary warf ihr einen nachsichtigen Blick zu und fuhr fort: »Nach Jeans Aussagen, die ihren Kollegen Todd Austerval ständig über ihre Treffen mit Billy Waites informiert hat, dealte Waites zwar wieder mit dem Zeug, nahm selbst aber nichts mehr.«
»Woher wusste Jean, dass er nichts mehr von dem Zeug nahm?«
»Sie wusste es. Jean hatte keine Probleme mit ihm. Und Waites seinerseits war froh, dass er mit der Polizei zusammenarbeiten konnte. Der Boss der Gang war total durchgeknallt. Am Ende hatte Waites genug.«
»Also, Billy Waites und Jean …«, sagte Ren.
»Wir haben keinen Hinweis darauf, dass sie Waites in jener Nacht angerufen hat, aber wenn dieser Salem Swade sich nicht irrt, hat Jean ihm ungefähr zu der Zeit, als sie verschwand, einen Besuch abgestattet.«
»Ich spreche heute Abend mit Waites«, sagte Ren.
»Okay«, sagte Gary. »Ich gebe Ihnen seine Akte. Vielleicht kann Todd Austerval Sie begleiten.«
»Klar«, sagte Ren. »Ich muss nur schnell nach Hause und meinen Jeep holen.«
23.
Bis nach Golden war es eine einstündige Fahrt auf der Interstate 70 Richtung Denver. Robbie bot sich Ren als Chauffeur an. Sie verspürte zwar keine große Lust auf seine Gesellschaft, nahm das Angebot jedoch an. Sie gab ihm einsilbige Antworten, doch er hatte genug Fragen auf Lager, um ihr Frage-und Antwortspiel endlos fortzusetzen.
»Ein großer Fall«, sagte Robbie.
»Ja.«
»Die Ermordung einer FBI-Agentin.«
»Ja.«
»Und du hast die Leitung übernommen.«
»Ja.«
»Ich wollte ja nichts sagen, aber …«
Hm.
»Nun«, sagte er. »Colin meint, du und Paul Louderback … du weißt schon …«
»Quatsch!«, erwiderte Ren zornig.
Robbie schaute sie von der Seite an. »Ich habe nur gesagt, was ich gehört habe.«
»Wer war noch bei dem Gespräch dabei?«
»Ein paar von den anderen.«
»Ihr seid geschwätztige Waschweiber! Paul Louderback und ich hatten nichts miteinander.«
»Echt nicht?«
»Echt nicht.«
»Wie geht es Vincent?«, fragte Robbie.
»Weiß ich nicht. Vielleicht erfahre ich es gleich.«
»Meinst du, er ist zu Hause?«
»Keine Ahnung.«
»Warum rufst du ihn nicht an?«
»Es ist mir egal, ob er zu Hause ist oder nicht. Ich packe nur ein paar Sachen zusammen, schnapp mir meinen Jeep, und dann bin ich wieder weg.«
»Gut. Ich habe nämlich keine Lust, wie ein Trottel draußen im Auto zu sitzen, während ihr die große Versöhnung feiert.«
Robbies Handy klingelte. Er meldete
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