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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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umrundete.
    Todd meldete sich wieder über Funk. »Haben Sie den Wagen gesehen?«
    »Ja. Ich war nahe genug dran, um zu erkennen, dass der Fahrer einen Stadtplan in der Hand hielt. Er hatte sich wohl verfranst. In diesem Viertel gibt es viele Straßen mit ähnlichen Namen.«
    »Okay. Sie hatten einen besseren Blick.«
    »Ja«, sagte Ren. Einen perfekten Blick.
    Die Frage war nur, ob Billy Waites sie oder Caroline Quaintance beschattet hatte.

    Im Brockton Filly hielten sich nur noch wenige Gäste auf, denn die Kneipe machte gleich zu. Ren hatte Billy Waites einen Vorsprung von zwei Stunden eingeräumt. Sie trat ein, lächelte ihm zu und setzte sich an die Theke.
    »Hallo.«
    »Hallo«, sagte Billy und grinste übers ganze Gesicht. »Ich dachte schon, du würdest nie mehr hierherkommen.«
    Ren hatte Herzklopfen. »Wie kommst du darauf?«
    »Heute Morgen hat meine Gesellschaft dich nicht gerade begeistert. Und Salem hat gesagt, du hättest ihn hier abgesetzt.«
    »Hast du das ganze Frühstück verputzt?«
    »Um Himmels willen«, sagte Billy. »Es hätte für zehn Personen gereicht – nicht übertrieben. Ich habe alles in Servietten gewickelt und es Salem mitgebracht.«
    »Hat beim Auschecken alles geklappt?«
    Billy nickte. »Daran habe ich nicht gedacht, als ich das Essen eingepackt habe. Ich hab sogar was von meinem Proviant fallen lassen.«
    »Du würdest dich nicht gut machen als Krimi…« Ren wäre beinahe errötet. »Oh.«
    »Ich bin aus der Übung«, sagte Billy. »Das FBI hat meine Glückssträhne beendet.«

42.
    Es dauerte nicht lange, bis die letzten Gäste das Brockton Filly verlassen hatten. Ren sah den abstoßenden Typen, dessen Fingerabdrücke sie genommen hatte. Es sah fast so aus, als würde er ihr zuzwinkern, als er ging. Ren beobachtete Billy, der die Fensterläden der Kneipe schloss. Immer wenn sie ihn sah, trug er ein schwarzes T-Shirt mit einem Aufdruck und eine Diesel-Jeans, die perfekt saß.
    Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Ich habe drei von diesen Jeans«, sagte er. »Falls du dich gewundert haben solltest.«
    Ren lachte. »Was sollte ich mir sonst hier anschauen?«
    »Für dich bin ich nur Mittel zum Zweck …«
    Aber ein sehr persönlicher Zweck. »Ja, ja«, erwiderte Ren.
    Während Billy die Fensterläden schloss, warf er immer wieder einen Blick über die Schulter und lächelte ihr zu. Ren beobachtete ihn. Sie hatte beinahe Angst davor, ihrem momentanen Gefühl zu vertrauen. Billy musste wissen, dass eine Überprüfung seiner Telefonate und anderer persönlicher Daten das FBI geradewegs in ihre Richtung lenken würde. Er hatte diese Möglichkeit vereitelt. Absichtlich? Er lächelte ihr wieder zu. Wenn sie ehrlich war, hatte sie diese Möglichkeit ebenfalls vereitelt. Aber sie hatte nicht das Gefühl, ehrlich zu sein. Sie war misstrauisch. Sie saß hier mit einem Mann, der mit einem Mordfall in Verbindung gebracht wurde und der entweder ihr oder einer jungen Frau gefolgt war, die das Mordopfer gekannt hatte. Und ich bin die Agentin dazwischen.
    »Darf ich mir etwas zu trinken machen?«, fragte Ren.
    »Klar«, sagte Billy. »Bedien dich. Ich muss noch Flaschen reinholen.«
    Als Ren hinter der Theke stand, klopfte ihr Herz so heftig, dass ihr beinahe übel wurde.
    Das kann ich nicht machen. Das ist nicht richtig. Wenn er wüsste …
    Wenn sie im Dienst war, zitterte ihr Hand niemals. Sie hatte mehr als einmal mit ruhiger Hand eine entsicherte Waffe auf Menschen gerichtet, die nur auf eine Chance gelauert hatten, sie umzubringen. Sie hatte furchtbare Dinge in furchtbaren Situationen getan, ohne die Nerven zu verlieren. Ihre Leistungen waren besser als die der meisten anderen Agenten. Bis heute Nacht. Sie hatte die Grenze überschritten. Sie stand gewissermaßen mit einem Bein auf der professionellen Seite, mit dem anderen im privaten Bereich eines Kriminellen.
    Verdammt, hör auf zu zittern.
    Ren starrte auf ihre Hand. Sie wurde tatsächlich ein bisschen ruhiger. Sie atmete tief ein und surfte schnell durch das unbekannte Menü von Billys Handy. Die meisten Nachrichten waren von ihr, was ihr ein unerwünschtes Hochgefühl verlieh. Als sie durch die Liste scrollte, stellte sie fest, dass es im Posteingang nur Nachrichten von ihr gab.
    Ich bin die Stalkerin.
    Beim Postausgang jedoch sah es anders aus. Einige Nachrichten waren an sie gegangen, mehr Mitteilungen jedoch an Teilnehmer, die Ren nicht zuordnen konnte. Sie öffnete die Nachrichten. Es waren die eines geschäftigen und

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