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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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vorliegen, die noch nicht vollstreckt wurden.«
    »Was wird ihm zur Last gelegt?«
    »Er hat den Unterhalt für seine Kinder nicht bezahlt.«
    »Das ist alles?«
    Bob nickte. »Ja. Außerdem stinkt an diesem Kerl etwas, und zwar ganz gewaltig.«
    »Inwiefern?«
    »Wir haben seinen Wagen gefunden, einen Kleinlaster. Er hat Jauche transportiert.«
    Ren lachte. »Wir können nicht die ganze Nacht hier sitzen und über Scheiße reden.«
    »Genau«, sagte der Sheriff. »Also, Leute, zurück an die Arbeit.«
    Die Detectives lachten, als sie in ihren Büros verschwanden.
    »Wo ist der Mann jetzt?«, fragte Ren.
    »Hier im County-Gefängnis.«
    »Wie heißt er?«
    »Erubiel Diaz.«
    »Sehr exotisch.«
    »Oh ja.«
    »Wollen Sie der Sache auf den Grund gehen?«, fragte Ren. »Ich meine, da wird irgendein Mistkerl von der Straße aufgelesen, und Sie wollen die Burschen suchen, die uns den Gefallen getan haben …?«
    »Der Mann hat seinen Kindesunterhalt nicht bezahlt. Geht ›Mistkerl‹ da nicht ein bisschen zu weit? Er ist schließlich kein Mörder.«
    Ren nickte. »Stimmt. Haben Sie das Kennzeichen des Wagens, der ihn vor dem Krankenhaus abgeladen hat?«
    »Leider nicht.«
    »Ich könnte Ihnen die Sache abnehmen«, schlug Ren vor. »Was halten Sie davon, wenn ich mit dem Mann spreche? Vielleicht kennt er einen der Maskierten.«
    »Einverstanden. Sprechen Sie Spanisch?«
    »Ich habe Möglichkeiten, mich zu verständigen.«
    Bob führte Ren durch den Eingangsbereich, eine Reihe von Gängen entlang und schließlich durch eine Stahltür in den Zellenblock.
    »Hallo, Slim«, begrüßte Bob den Wärter. »Das hier ist die Rezeption«, wandte er sich dann an Ren. »Wenn die Häftlinge wünschen, dass ihnen etwas aufs Zimmer geschickt wird – flauschige Handtücher, Bademäntel, Duftkerzen –, rufen sie hier an.«
    »Und heute ist Dienstag«, sagte Slim. »Da gibt es Champagner und Damenbesuch.«
    »Slim, du bist ein Blödmann«, sagte Bob lachend. »Kümmere dich lieber um Agentin Bryce. Sie möchte mit unserem neuen Gast sprechen. Mr. Erubiel Diaz.«
    »Na, viel Vergnügen«, sagte der Wärter.

    Das Summit-County-Gefängnis war sauber und modern. Die Wände der Gemeinschaftsbereiche bestanden aus bruchsicherem Glas. In einer Zelle auf der rechten Seite stand reglos ein hünenhafter, furchteinflößender Häftling, die Beine leicht gespreizt, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick aus den schwarzen Augen starr nach vorn gerichtet, die gewellte schwarze Mähne sorgfältig gekämmt.
    »Du liebe Güte«, sagte Ren. »Was ist denn mit dem los?«
    »Er hasst alle Menschen«, sagte Bob, »vor allem sich selbst.«
    Auf der linken Seite wurde in einem Raum mit Glaswänden eine Gruppentherapie abgehalten, die gerade zu Ende ging. Der Therapeut hob eine Hand und nickte Bob zu.
    »Wir warten, bis die Leute den Raum verlassen haben«, sagte Bob. »Ich bringe Diaz dann zu Ihnen. Möchten Sie mich dabei haben?«
    »Nein, ich komme schon klar.«
    »Okay. Dann warte ich draußen und beobachte alles durch die Scheibe.«
    »Nicht nötig, Bob. Das kriege ich schon hin.«
    Ren musterte einige Häftlinge, als diese auf den Gang kamen. Dann betrat sie den Therapieraum und setzte sich an den Tisch, der links neben der Glastür stand. Kurz darauf brachte Bob den Gefangenen zu ihr und ging zum Kontrollraum in der Mitte des Gefängnisses, eine kleine, sechseckige Glaskabine, von der aus man alles im Blick hatte.
    »Hallo«, sagte Bob zu einem der Männer an den Überwachungsmonitoren. »Zeigen Sie mir den Gruppentherapieraum, damit ich später nicht den Tod einer FBI-Agentin erklären muss.«
    Der Mann drehte sich zu den Monitoren um und drückte auf eine Taste. Der Schirm blieb schwarz. Der Mann zuckte mit den Schultern. »Einen Moment, Sheriff …« Er drückte auf ein paar andere Tasten, doch der Schirm blieb schwarz.
    »Was ist?«, fragte Bob ungeduldig.
    »Offenbar ist die Kamera ausgefallen, Sheriff. Ich lass sofort einen Techniker kommen.«
    »So ein Mist!«, fluchte Bob. Er rannte die Treppe hinunter und über den Gang zum Gruppentherapieraum.
    Ren stand vor der Glastür und drückte die Arme an den Körper. Bob sprang auf sie zu und riss die Tür auf. Ren machte obszöne Geräusche, als hätte sie dicke Bohnen gegessen.
    Bob schaute an ihr vorbei.
    Diaz saß zusammengesunken auf einem Stuhl, den Kopf der Rückseite des Raumes zugewandt. Sein linkes Hosenbein war nass, und unter seinen Füßen hatte sich eine Pfütze ausgebreitet.
    Bob

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