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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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verschwunden ist. Erst kürzlich wurde wieder in den Nachrichten darüber berichtet.«
    »Ja, den meine ich«, sagte Ren. »Er hat einen Monat in Breckenridge verbracht. Während dieser Zeit hat er hier übernachtet.«
    Barger nickte. »Stimmt. Ich wurde bei den damaligen Ermittlungen bereits vernommen.«
    »Ich ermittle nicht in dem Fall. Ich schaue mir nur ein paar Dinge an. Ich wusste nicht, dass das hier früher ein Gasthof war.«
    »Nun, mein Vater war ein großherziger Mann. Er hatte den Gasthof vor vielen Jahren erbaut. Ich habe in den Semesterferien hier gearbeitet. Als er starb, habe ich den Gasthof geerbt. Als meine Tochter Shannon dann alt genug war, hat sie mich unterstützt.«
    Offenbar nicht sehr erfolgreich, dachte Ren.
    »Ihr Vater scheint ein guter Mensch gewesen zu sein.«
    »Oh ja, das war er. Ein mehrfach ausgezeichneter Skifahrer, ein Kriegsveteran der Zehnten Gebirgsjägerdivision, ein Stadtplaner und Menschenfreund.«
    Eine schwere Aufgabe, in diese Fußstapfen zu treten.

41.
    Ren fuhr zur Main Street und parkte gegenüber vom Gold Pan. Sie kam gerade dort an, als Salem Swade aufstand, um zu gehen.
    »Guten Tag, Salem«, sagte Ren.
    »Oh, hallo, guten Tag«, erwiderte er.
    »Was meinen Sie, was Misty davon halten würde, wenn ich einen kleinen Spaziergang mit ihr mache?«, fragte Ren.
    Salem schaute auf seinen Hund. »Die Frage müsste lauten, wie ich mich fühle, wenn Sie einen Spaziergang mit Misty machen. Ich glaube nicht, dass Misty Probleme damit hat. Stimmt’s, Mädchen?«
    Misty bedachte Salem mit einem fragenden Blick. Er kraulte ihren Kopf.
    »Okay«, sagte er zu Ren. »Wo wollen Sie mit ihr spazieren gehen?«
    »Was halten Sie davon, wenn ich Sie am Filly absetze? Dann laufe ich ein bisschen mit Misty herum und bringe sie Ihnen wieder zurück.«
    »Sie müssen aber gut auf sie aufpassen.«
    »Das verspreche ich Ihnen«, sagte Ren.

    Ren setzte Salem am Brockton Filly ab. Misty saß auf der Rückbank des Jeeps, als Ren ein Stück mit ihr die Straße hinunterfuhr und auf einem Rastplatz parkte. Als sie die hintere Tür öffnete, sprang Misty ihr entgegen.
    »Mir machst du nichts vor«, sagte Ren lachend. »Das ist dochbestimmt nicht das erste Mal, dass dich jemand spontan zu einem Spaziergang abholt.« Sie nahm Misty an die Leine und schlenderte mit ihr zwanzig Minuten in dem Waldstück neben dem Highway einen kurvenreichen Radweg entlang. Er fuhren nur wenige Autos vorbei, und niemand kam ihnen entgegen.
    Während des Spaziergangs dachte Ren an Caroline Quaintance, Jean Transoms Freundin aus dem Tierheim. Irgendetwas an dieser Frau war undurchschaubar. Ren beschloss, sich heute Nacht ein paar Unannehmlichkeiten auszusetzen, um mehr zu erfahren.

    Ren war meist falsch angezogen. Entweder war die Außentemperatur zu niedrig oder das beheizte Auto zu warm. Eine Beschattung bei Minusgraden: Obwohl die Temperatur dieselbe war wie am Abend zuvor, kam es Ren so vor, als wären die Straßen glatter, die Sitze im Auto härter und der Schneefall stärker. Vor allem plagte sie das ungute Gefühl, dass die ganze Aktion sinnlos war: Es ist schwierig, von der Dunkelheit verschluckt zu werden, wenn der Auspuff weiße Wolken in die Luft bläst.
    Aber sie hatte zumindest eine Heizung. Einen halben Block entfernt saß Todd Austerval in einem ungeheizten Wagen. Er trug eine schwarze Puffa-Daunenjacke, in der er aussah, als wäre sein Airbag geplatzt.
    Ren fuhr einmal um den Block herum, entdeckte aber nichts Auffälliges, und stellte sich wieder auf ihren Platz. Dann funkte sie Todd Austerval an.
    »Todd? Wir tauschen die Wagen.«
    Schweigen.
    »Ich meine es ernst«, sagte Ren. »Sie frieren sich den Hintern ab. Das ist unfair.«
    »Sie meinen es ernst?«, fragte Todd.
    »Ja. Ich komme zu Fuß zu Ihnen.«
    »Das kann ich nicht zulassen.«
    »Weil ich eine schwache Frau bin?«
    »Nun ja, ich …«
    »Nun beruhigen Sie sich mal, Todd. Wir tauschen die Wagen, und damit basta.«
    »Hören Sie«, erwiderte er. »Wir sitzen jetzt seit drei Stunden hier und haben nichts gesehen. Bleiben Sie, wo Sie sind. Noch zehn Minuten, dann verschwinden wir beide.«
    »Okay. Und dann gehen wir zu Ihrem Automechaniker und machen ihn zur Schnecke.«
    Todd lachte. »Klar, wenn Sie wollen. Aber ich gehe lieber ins Bett.«
    So ein Langweiler.
    Ren beobachtete ein Scheinwerferpaar, das in ihrem Innenspiegel auftauchte. Sie ließ sich in den Sitz sinken und blickte auf den Wagen, der vorbeifuhr und dann dreimal den Block

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