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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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sachlichen Mannes – kurz und bündig und ohne die verbreiteten Abkürzungen, die in Textmitteilungen gerne benutzt wurden. In diesen Texten stand J oder N oder eine Uhrzeit oder …
    Es kam ihr lächerlich vor, nach irgendwelchen verschlüsselten Nachrichten zu suchen. Was sollte sie auch herausbekommen, wenn die Antworten nur aus einzelnen Buchstaben bestanden, die sich ständig wiederholten? Dass ein Ja in Wahrheit ein Nein bedeutete und umgekehrt? Ren hätte beinahe gelacht.
    Gerade als sie die Menüs verließ, vibrierte das Handy: Eine SMS war eingegangen. Ren zuckte zusammen. Beinahe hätte sie das Handy fallen lassen.
    Billy rief aus dem Hinterzimmer: »Ren? Liegt mein Handy da irgendwo?«
    Sie ließ die Hand sinken und hätte nichts lieber getan, als die Nachricht zu öffnen, um sich davon zu überzeugen, ob Billy eine Ladung Kokain ins Land schmuggeln wollte oder ob er irgendeinen Coup vorbereitete oder ob er vor seinen Freunden damit geprahlt hatte, eine FBI-Agentin flachgelegt zu haben, oder ob er irgendein Mädchen bat, sich in einer heruntergekommenen Kneipe mit ihm zu treffen.
    Ist das hier die heruntergekommene Kneipe?
    Wie groß war die Chance, dass eine unheilvolle Nachricht eintraf, während eine FBI-Agentin sein Handy in der Hand hielt?
    »Dein Handy muss hier irgendwo liegen«, rief sie zurück. »Ich hab das Klingeln auch gehört.«
    »Lass nur«, rief Billy. »Ich komme gleich.«
    Mit einer Waffe, die du mir an den Hinterkopf drückst?
    Ren ging langsam um die Theke herum und ließ das Handy dort liegen, wo es war. Dann saß sie ganz still da und tat so, als würde sie in ihrer Tasche nach einem Stift suchen. Ihr rasender Puls beruhigte sich, doch ihre linke Hand zitterte noch immer ein wenig.
    Billy näherte sich ihr von hinten, legte eine Hand auf ihre Schulter und küsste sie auf den Scheitel. Zögernd legte Ren eine Hand auf seine.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi.«
    Billy nahm sein Handy und überprüfte die Nachricht. Ren beobachtete ihn atemlos. Seine Gesicht zeigte keine Regung.
    »Wo ist dein Drink?«, fragte er.
    »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte sie. »Ich muss zurück nach Breckenridge.«
    »Tatsache?«
    Ren nickte.
    »Schade«, sagte Billy. »Ich wollte uns was zu essen machen.«
    »Tut mir leid, Billy. Ich … Ich muss mich mit meinem Chef treffen.«
    »Der Code für: ›Ein gemeinsamen Essen geht gar nicht.‹ Habe ich recht?«
    Du kennst dich aus mit Codes. Und ich fühle mich schrecklich, weil ich so mies über dich denke.
    Sie stand auf und küsste ihn flüchtig. »Ich ruf dich an.«
    »Das sagst du immer, tust es aber nie.«
    Ren lächelte. »Das ist genauso eine Floskel wie ›Wie geht’s?‹ oder ›Ich liebe dich.‹«
    »Was?«
    Ren lachte. »Ich glaube, das hat Homer gesagt.«
    »Echt?«
    »Nicht der Homer. Homer Simpson. Ich muss los.«

    Als Ren das Brockton Filly verließ, war es drei Uhr in der Nacht. Sie hörte sich auf ihrem iPod einen schönen, aber melancholischen Song an, der zu ihrer Stimmung passte. Ihre Hand hätte niemals gezittert, und ihr Herz hätte nicht so schnell geschlagen, wäre Billy Waites noch der Mann, der er früher gewesen war – nicht der, der er geworden war. Ren war schon in viel schlimmeren Situationen gewesen und hatte mehr riskiert, aber noch nie musste sie sich eine Frage stellen wie die, die ihr jetzt durch den Kopf ging.
    Habe ich eine Bestätigung dafür gesucht, dass Billy Waites ein schlechter Mensch ist oder ein guter?

43.
    Ren erwachte mit schmerzenden Schultern und steifen Beinen. Anstatt zu duschen, nahm sie ein Bad, um ihre Muskeln zu entspannen.
    Als sie ein Stunde später Bobs Büro betrat, hielt dieser mit mehreren Detectives eine Besprechung.
    »Ich habe den Kollegen gerade erzählt«, sagte er zu Ren, »was gestern spät in der Nacht am Krankenhaus passiert ist. Ein Mann wurde vor dem Eingang aus einem Wagen geworfen.«
    »Was war mit ihm?«, fragte Ren.
    »Die Polizisten aus Frisco hatten Mühe, ernst zu bleiben, als der Mann ihnen alles erzählt hat. Angeblich hat ein Kerl sich auf ihn gestürzt, hat ihm ins Geicht geschlagen und seltsame Sachen mit seinem Bauch und seinen Geschlechtsteilen gemacht … was immer der Bursche damit meint. Dann wurde er in ein Auto geworfen und vor dem Krankenhaus abgeladen.«
    Ren schüttelte den Kopf. »Und wo soll das passiert sein?«
    »Das hat er nicht gesagt. Verständlicherweise war er sehr zurückhaltend, genauere Informationen zu geben, weil mehrere Haftbefehle gegen ihn

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