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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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verdrückt alle drei Schokoriegel mit gierigen, schnellen Bissen. Dann wischt sie sich mit der Faust übers Gesicht, mit den Knöcheln über die Wange zur Nase. Das ist keine menschliche Geste, jedenfalls machen es Menschen anders.
    Nervös schaue ich aus dem gesprungenen, schmutzigen Fenster auf das Meer von Häusern, die verschwommen an uns vorbeirasen. Und jedes, aber auch jedes steckt voller Geheimnisse.
    » Erzähl mir, was in jener Nacht passiert ist « , sage ich. » Den Rest. Wie ich dich verwandelt habe. «
    » Gut « , sagt sie. » Aber erst erkläre ich dir, warum mein Vater nicht wissen soll, was mir angetan wurde. Ich bin sein einziges Kind und ich bin ein Mädchen. Familien wie meine– sind wirklich sehr traditionell. Frauen mögen mächtige Fluchwerkerinnen sein, aber nur selten führen sie den Clan an. Verstanden? «
    Ich nicke.
    » Wenn Dad herausfinden würde, was passiert ist, würde er sich an Anton und deinen Brüdern rächen– vielleicht sogar an dir. Aber übrig bliebe dann eine Tochter, die beschützt werden muss. Niemals könnte ich so das Oberhaupt meiner Familie werden.
    Ich werde mich höchstpersönlich rächen und dazu meinen Vater vor Anton retten. Dann wird er schon sehen, dass ich es verdiene, ihn zu beerben. « Sie kreuzt die Beine und legt die Füße auf den Sitz neben mir. Meine Stiefel sehen riesig an ihr aus und ein Schnürsenkel ist lose.
    Es fällt mir schwer, sie als Anführerin des Zacharov-Clans zu sehen.
    Ich nicke noch mal. Ich denke daran, wie Barron mir in die Rippen getreten hat. Ich denke daran, wie Philip auf mich hinuntergesehen hat, als ich mich vor Schmerzen wand. Wut steigt in mir hoch, grell und kochend, gefährlich. » Dafür brauchst du mich. «
    Ihre Augen werden schmal. » Hast du damit ein Problem? «
    Ich verabscheue meine Brüder, aber sie sind meine Familie. » Ich möchte, dass du meine Brüder da raushältst. «
    Ihre Kiefernknochen mahlen, als sie die Zähne zusammenbeißt. » Ich habe ein Recht aufVergeltung « , sagt sie.
    » Du arrangierst dich mit deiner Familie auf deine Weise. Gut. Überlass meine Familie mir. «
    » Du weißt doch nicht mal, was sie dir angetan haben. «
    Ich zucke zurück, mir graut davor. Ich schlucke meine Angst runter. » Dann sag’s mir. «
    Sie leckt sich die Lippen. » Du willst wissen, was in jener Nacht geschah? Ich habe dir schon erzählt, dass sie sich gestritten haben. Anton befahl Barron, mich zu beseitigen. Du solltest mich in… in irgendetwas verwandeln. Irgendwas aus Glas, das man gut zerschmettern konnte. Etwas Totes, damit ich tot sein würde. Das haben sie dir immer wieder vorgesagt, während du mich zu Boden gedrückt hast.
    Philip sagte, wenn du es nicht tätest, müssten sie mir wehtun und das würde eine Schweinerei. Barron beschwor dich immer wieder, du solltest dich daran erinnern, was ich dir angetan hätte, und ich schrie die ganze Zeit, ich hätte nichts getan. « Sie senkt kurz den Blick.
    Ein verräterisches Zeichen. Das passiert uns allen immer wieder. » Warum wollte Anton deinen Tod? «
    » Er will in meiner Familie ganz nach oben und hatte Angst, dass Dad ihn nicht zum Erben ernennen würde, solange es mich auch noch gab. Deshalb wollte er mich tot sehen. Er musste nur dafür sorgen, dass man ihm nichts anhängen konnte.
    Die Ausrede für meine Beseitigung ergab sich, weil Barron mich gebeten hatte, einige Leute schlafwandelnd aus ihren Häusern zu locken. Ich berührte sie scheinbar zufällig irgendwann tagsüber, sodass sie nachts im Traum aufstanden und in ihren Vorgärten herumstanden. Manchmal wurden sie auf dem Weg nach draußen wach und der Fluch ließ nach– oder auch nicht. Ich wusste nicht, wozu das alles gut sein sollte. Barron hatte gesagt, diese Leute würden meinem Vater Geld schulden und er wolle nur mit ihnen reden, ansonsten würde ihnen nichts geschehen. Als Anton herausfand, dass Barron sich von mir hatte helfen lassen, sagte er ihm, ich müsste beseitigt werden, sonst hätte er ein Riesenproblem. «
    » Was für ein Problem? Was ist denn so schlimm daran, ein paar Leute schlafwandeln zu lassen? « Ich lehne mich zurück. Der Kunstledersitz quietscht.
    » Äh, deine Brüder vielleicht? Sie lassen Menschen verschwinden. Das ist ihr Job. «
    » Sie bringen Leute um? « Ich spreche zu laut. Ich weiß nicht, warum ich so geschockt bin. Ich weiß, dass Verbrecher Böses tun, und ich habe kapiert, dass meine Brüder Verbrecher sind. Trotzdem war ich irgendwie davon ausgegangen,

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