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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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durchgemacht hat, ist eine gewisse Paranoia wahrscheinlich angebracht.
    » Ich habe sie belauscht « , sagt sie. » Ich kenne ihren Plan. «
    » Okay « , sage ich wieder. Wie hätte es anders sein können?
    » Versprich mir, dass du ihm nicht sagst, was aus mir geworden ist « , sagt sie leise. » Er soll nicht wissen, dass ich eine Katze war. «
    » Okay « , sage ich zum dritten Mal. » Ich sage nichts, was du nicht willst, aber er erwartet bestimmt, dass ich irgendwas sage. « Meine ungeheure Erleichterung beschämt mich. Ich war mir nicht sicher gewesen, was als Nächstes passieren würde. Egal wie wütend ich aufBarron und Philip bin, egal wie sehr ich sie gerade hasse– wenn Zacharov wüsste, was sie getan haben, würde er sie umbringen. Und ich glaube nicht, dass ich ihnen den Tod wünsche.
    Lila streckt die Hand nach meinem Handy aus. » Du wirst nicht dabei sein. Ich fahre allein. «
    Als ich den Mund aufmache, wirft sie mir einen warnenden Blick zu. Erst denken, dann reden. » Bitte, nimm mich wenigstens mit in den Zug. Ich verschwinde, sobald du angekommen bist– wo auch immer. Wenn du in Sicherheit bist. «
    » Ich kann auf mich selbst aufpassen « , sagt sie und klingt, als knurrte sie.
    » Ich weiß. « Ich gebe ihr das Handy.
    » Gut « , sagt sie und klappt es auf.
    Als sie die Nummer eintippt, runzele ich die Stirn. Zacharov nichts zu sagen, ist keine Lösung, auch wenn ich dann länger darüber nachdenken kann, wie es weitergehen soll. Sein Leben ist in Gefahr. Wir brauchen eine Strategie. » Du glaubst doch nicht etwa, dass dein Vater dich dafür verantwortlich machen wird, oder? Das ist absurd. «
    » Ich glaube, mein Vater wird Mitleid mit mir haben « , erwidert sie. Am anderen Ende der Leitung klingelt es.
    » Er wird denken, dass du tapfer warst. «
    » Vielleicht « , sagt sie, » aber er wird nicht denken, dass ich auf mich aufpassen kann. «
    Ich höre eine Frauenstimme und Lila hält das Telefon ans Ohr. » Ich möchte mit Mr Ivan Zacharov sprechen. «
    Schweigen. Lila presst die Lippen aufeinander. » Nein, das ist kein Witz. Er will bestimmt mit mir reden. «
    Sie tritt mit einem zu großen Stiefel gegen die Mauer. » Verbinden Sie mich jetzt! «
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Lila hält die Hand über den Hörer. » Sie holen ihn « , sagt sie lautlos.
    » Hallo, Daddy « , sagt sie und schließt die Augen.
    Kurz darauf sagt sie: » Nein, ich kann nicht beweisen, dass ich ich bin. Wie sollte ich das beweisen? « Seine Stimme klingt wie ein fernes Summen, das immer lauter wird.
    » Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern « , sagt sie gepresst. » Ich bin keine Lügnerin, ich bin Lillian! «
    Sie beißt sich auf die Lippe und hält mir kurz darauf das Telefon hin. » Rede mit ihm. «
    » Was soll ich denn sagen? « , frage ich leise. Bei der Vorstellung, mit Mr Zacharov zu sprechen, bricht mir der Schweiß aus.
    Sie zieht eine Broschüre aus einem Ständer und schiebt sie mir hin. » Schlag ihm das als Treffpunkt vor. «
    Ich starre darauf.
    » Er hat ein Zimmer im Taj Mahal « , zischt Lila.
    Ich nehme das Handy ans Ohr. » Äh, hallo, Sir « , sage ich, aber er hört nicht auf zu brüllen. Schließlich kapiert er, dass sie gar nicht mehr zuhört.
    Seiner Stimme ist anzuhören, dass er Gehorsam gewohnt ist. » Wo ist sie? Mehr will ich gar nicht wissen. «
    » Sie möchte sich mit Ihnen in Atlantic City treffen. Sie sagt, Sie haben ein Zimmer dort, im Taj Mahal. «
    Es wird still in der Leitung. Für einen Augenblick fürchte ich, dass er aufgelegt hat.
    » In was für eine Falle tappe ich da gerade? « , fragt er gedehnt.
    » Sie möchte Sie einfach nur sehen. Allein. Kommen Sie heute Abend um neun. Und kein Wort zu niemandem. « Da ich nicht weiß, wie ich ihn und seine tausend Fragen sonst loswerden soll, klappe ich einfach das Handy zu.
    Ich sehe Lila an. » Schaffen wir es überhaupt bis neun nach Atlantic City? «
    Sie breitet den Fahrplan aus. » Easy, wir haben Zeit genug. Das war super. «
    Behutsam schiebe ich einen Zwanziger in den Fahrkartenautomat an der Treppe und gebe unser Ziel ein. Das Wechselgeld kommt in Münzen, die Silberdollars klimpern nur so in die Metallschale.
    Es gibt keine direkte Verbindung aus dem Niemandsland in Jersey nach Atlantic City. Man muss erst den ganzen Weg nach Philadelphia fahren und an der Thirtieth Street Station in den Zug nach Atlantic City umsteigen. Kaum haben wir es uns bequem gemacht, schnappt Lila sich die Tüte und

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