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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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mir zu Kreuze kriechend erbärmlich leid. «
    » Dein Mitleid kannst du dir sparen « , sagt sie, klingt aber freundlicher.
    » Schade. «
    Sie grinst mich schief an und versetzt mir einen Tritt mit meinem eigenen Stiefel.
    » Ich fände es nett, wenn du mir den Rest erzählen würdest. Wie ich dich verwandelt habe. Wie du fliehen konntest. Ich flippe auch nicht mehr aus. Ich höre mir alles an, egal was du mir zu sagen hast. «
    Nickend fährt sie fort, ihr Bein anzumalen. Wirbel, die sich spiralförmig aus dem blauen Tintenklecks in der Mitte nudeln. » Okay. Na dann. Wir waren da stehen geblieben, wo du mich zu Boden drückst.
    Du siehst aus, als wärst du durchgeknallt, total wild. Aber dann lächelst du plötzlich so komisch. Ich habe Angst, richtig Schiss, weil ich denke, du tust es. Aber dann beugst du dich vor und flüsterst mir was ins Ohr. › Hau ab. ‹ Das hast du gesagt. «
    » Hau ab? «
    » Ich weiß. Verrückt, oder? Du bist immer noch über mir– wie soll ich da irgendwas machen? Aber dann fing ich an, mich zu verwandeln. « Jetzt drückt sie den Stift fest auf ihre Haut, bis er ihr Bein zerkratzt. » Ich spürte, wie meine Haut eng wurde und juckte. Meine Knochen verdrehten sich und ich wurde, krumm und klein. Ich konnte nur noch verschwommen sehen, aber dann konnte ich von dir wegkriechen. Ich wusste zwar nicht, wie man auf vier Beinen weglief, aber ich tat es trotzdem.
    Ich hörte dich schreien, aber ich sah mich nicht um. Alle brüllten durcheinander.
    Sie fingen mich ein, als ich mich im Gestrüpp versteckte. Bis nach draußen habe ich es noch geschafft, aber ich war einfach nicht schnell genug. «
    Sie hört auf zu malen und hämmert mit der Kulispitze auf ihr Bein ein.
    » Hey « , sage ich und lege meine behandschuhte Hand auf ihre.
    Sie blinzelt, als hätte sie vergessen, wo sie ist. » Barron steckte mich in den Käfig und legte mir ein Elektroschockhalsband um– wie bei einem kleinen Hund. Er sagte, so sei es noch besser, als wenn ich tot wäre. Sie hatten mich aus dem Weg geschafft, konnten mich aber immer noch gut gebrauchen. Ich brachte die Menschen dazu, direkt in eure Arme zu schlafwandeln. Für eine Katze ist es ein Leichtes, in Häuser einzudringen und jemanden zu berühren. Ich sorgte auch dafür, dass du schlafwandelnd aus deinem Zimmer im Schlaftrakt zu deinen Brüdern gingst.
    Du hast mich angesehen, als wäre ich ein Nichts. Ein Tier. « Sie bläht die Nasenlöcher. » Ich dachte, du hättest versucht, mich zu retten. Aber danach hast du nichts mehr für mich getan. «
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Meine Trauer ist so tief, tut so weh, dass ich sie nicht ausdrücken kann. Mir fehlen die Worte. Ich möchte sie berühren, aber das habe ich nicht verdient.
    Sie schüttelt den Kopf. » Ich weiß, dass Barron dich bearbeitet hat. Deinetwegen bin ich jetzt überhaupt hier. Ich hätte das nicht sagen sollen. «
    » Schon gut. « Ich hole tief Luft. » Ich habe viel zu bereuen. «
    » Und ich hätte draufkommen können, dass sie dein Gedächtnis manipulieren. Barron ist so sehr damit beschäftigt, den Leute Erinnerungen einzutrichtern und ihnen andere wegzunehmen, dass er gar nicht merkt, wie sehr er sein eigenes Gedächtnis zerlöchert. Bald kann er nicht mehr die Fäden ziehen, weil er vergessen hat, wo sie sind.
    Ich will nur sagen, dass man einfach verrückt wird, wenn man so allein ist. Manchmal hat er mein Wasser oder mein Fressen vergessen und ich habe geschrien und geschrien und geschrien. « Sie schweigt und sieht aus dem Fenster. » Erst habe ich mir zum Zeitvertreib Geschichten erzählt. Märchen. Ausschnitte aus Büchern. Aber bald fiel mir nichts Neues mehr ein.
    Am Anfang versuchte ich immer wieder auszubrechen. Doch irgendwann war meine Hoffnung ebenso aufgebraucht wie die Geschichten. « Lila wird immer leiser und lehnt sich an mich. Sie ist mir so nah, dass sich unter ihrem Atem meine Nackenhärchen aufstellen. » Als ich erfuhr, dass du meinem Dad etwas tun solltest, wurde mir klar, dass es nichts nützen würde, wenn ich flüchtete. Ich begriff, dass ich dich umbringen musste. «
    » Gut, dass du das nicht getan hast « , sage ich und denke daran, wie ich mit bloßen Füßen über das Schieferdach gerutscht bin.
    Sie lächelt. » Dann ergab es sich, dass Barron mich nicht mehr so gut bewachte wie vorher. Das Nylon am Halsband war schon ziemlich abgewetzt. Trotzdem war es nicht einfach, den Rest abzubekommen. Irgendwann habe ich es dann geschafft. «
    Bei

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