Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
Spinne– die ich wohl übersehen habe– und kümmert sich um einen Eierkokon. Während ich das Shampoo im Haar verteile, sehe ich zu, wie sich die Wassertropfen in ihrem Netz fangen.
Als ich aus der Dusche in den Dampf hinaustrete, steht die Tür auf und Barron reicht mir ein Handtuch. Er mustert mich kurz von oben bis unten, ehe ich es um mich schlingen kann. Ich will mich wegdrehen, bin aber nicht schnell genug.
» Was hast du da am Bein? «
Zu spät begreife ich, dass es leicht ist, einen Nackten auf Amulette zu prüfen.
» Hey « , sage ich. » Schon mal was von Privatsphäre gehört? «
Er packt meine Schulter. » Zeig mir dein Bein. «
Ich klammere mich an das Handtuch. » Nur ein Kratzer. «
Er verstellt mir nicht den Weg, aber als ich an ihm vorbei aus dem Bad stürme, wartet Anton in meinem Zimmer.
» Schnapp ihn dir « , sagt Barron und Anton tritt mir die Beine weg. Immerhin falle ich aufs Bett, aber schon ist Barron über mir, schlingt mir den Arm um den Hals und hievt mich auf die Matratze.
» Lasst mich los! « , schreie ich. Das Handtuch ist verschwunden und ich wehre mich verlegen und verängstigt gegen ihre Handgreiflichkeiten. Anton greift in die hintere Hosentasche.
Ein Schnappmesser springt aus dem Ebenholzgriff in seiner Hand. » Was haben wir denn da? « , fragt Anton und betastet meine Wade mit den eingenähten Steinen. Es pocht rundherum, als er darauf herumdrückt. Die Wunde hat sich entzündet.
Als er mir ins Fleisch schneidet, schreie ich.
SIEBZEHNTES KAPITEL
» RAFFINIERT «, SAGT BARRON beim Anblick meines blutenden Beins. Er steckt die Reste der drei nassen roten Steinchen ein. » Wie lange arbeitest du schon mit diesem Trick? «
Selbst die besten Pläne laufen schief. Es gefällt dem Universum nicht, wenn jemand glaubt, er könnte es unter Kontrolle bekommen. Ein gewisser Grad an Improvisation ist immer gefragt, aber normalerweise scheitern Pläne nicht gleich am Anfang.
» Steck’s dir in den Arsch « , sage ich. Ein bisschen unreif, zugegeben, aber er ist mein Bruder und fördert das in mir zutage. » Na los, schlag mir doch die Zähne aus. Das sieht bestimmt super aus auf der Party. «
» Er erinnert sich. « Anton schüttelt den Kopf. » Wir sind am Arsch, Barron. Gute Arbeit. «
Barron flucht vor sich hin. » Wem hast du es verraten? «
Ich drehe mich zu ihm um. » Ich weiß, dass ich ein Fluchwerker bin. Ein Verwandlungswerker. Fangen wir doch damit an, warum du mir eingeredet hast, ich wäre keiner. «
Sie tauschen einen unerträglichen Blick, als könnten sie mal eben kurz vor der Tür besprechen, wie viel sie mir verraten.
Barron setzt sich ans Fußende und reißt sich sichtlich zusammen. » Mom hat uns gebeten, dich anzulügen. Was du bist– ist gefährlich. Sie dachte, es wäre besser, wenn du es erst später erfährst. Als du es als kleiner Junge herausfandest, bat sie mich, es aus deinem Gedächtnis zu löschen. So hat es angefangen. «
Ich werfe einen Blick auf das besudelte Bett und die träge blutende Wunde an meinem Bein. » Das heißt, sie weiß Bescheid? Über alles hier? «
Barron schüttelt den Kopf, ohne den bösen Blick von Anton zu beachten. » Nein. Wir wollten nicht, dass sie sich Sorgen macht. Die Haft macht ihr zu schaffen und die Rückstöße nach ihrem Fluchwerk haben ihre Gefühle durcheinandergebracht. Andererseits sind wir knapp bei Kasse, und das nicht erst seit sie sitzt. Das weißt du auch. «
Ich nicke langsam.
» Philip hatte eine Idee. Mord ist das größte und schnellste Geschäft überhaupt. Und die meiste Kohle geht an Killer, auf die man sich verlassen kann– an diejenigen, die Leute für immer verschwinden lassen. Mit deiner Hilfe konnten wir das leisten. « Er sagt das alles, als müsste ich vor Freude über die Schlauheit meines Bruders an die Decke springen. » Anton sorgte dafür, dass niemand wusste, wer für die Morde wirklich zuständig war. «
» Und ich werde nicht mal gefragt? Ob ich ein Mörder sein will? «
Barron zuckt die Achseln. » Du warst doch noch ein Junge. Wir dachten, es wäre unfair, dich damit zu belasten. Trauma und so. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass du alles vergisst. Wir haben versucht, dich zu beschützen– «
» Und was ist damit, dass du mich in den Bauch getreten hast? War das traumatisch genug? Und was ist damit? « Ich zeige auf mein Bein. » Beschützt du mich immer noch, Barron? «
Barron öffnet den Mund, aber ihm fällt keine schlaue Lüge ein.
» Philip hat
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