Weißer Mond von Barbados
lag. Zweimal war sie von ihm schwanger geworden, das gab ihm Atempausen, dann die dritte Schwangerschaft, und er wußte nicht genau, ob es sein Kind war.
Und eines Nachts, beschämt wegen seines Versagens und dankbar für ihre Nachsicht, hatte er ihr die Geschichte von Cambridge erzählt.
Von diesem Moment an war sie fertig mit ihm. Für die Öffentlichkeit schien sich nichts geändert zu haben, sie war viel zu ehrgeizig, viel zu hochmütig, um der Welt eine zerbrochene Ehe einzugestehen. Aber zwischen ihnen war es die Hölle, ein Totentanz Strindbergscher Art, von ihr mit Grausamkeit und Verachtung durchgeführt, von ihm mit Demut und Scham ertragen.
Er wußte, daß sie Liebhaber hatte, er tat so, als habe er keine Ahnung. Doch sie schonte ihn nicht, sie sprach darüber, quälte ihn mit Details, hatte eine perverse Freude daran, ihn zu demütigen.
Als er einmal seine Zweifel an der Vaterschaft des dritten Kindes erwähnte, lachte sie.
Dieses Lachen hatte Fergus nie vergessen.
»Du willst wissen, wie lange ich ihn kenne? Ob Julian von dir ist oder von ihm? Wir müssen abwarten, wie Julian aussehen wird. Ich will verdammt sein, wenn ich es selber weiß.«
So war das. Er legte die Bürste weg und strich noch einmal mit der Hand über sein Haar. Es wurde dünn, oben spürte er die nackte Kopfhaut. Wer immer der Mann war, mit dem sie jetzt schlief, und er hatte das Gefühl, es müßten im Laufe der Jahre über hundert gewesen sein, dieser hatte eine vertrauliche Information an sie weitergegeben.
»Margret«, sagte er und versuchte seiner Stimme Festigkeit zu geben, »ganz egal, wer dir von Loders Ermittlungen erzählt hat, du weißt, daß er das nicht tun durfte, nicht wahr?«
»Natürlich weiß ich das.«
Sie kam aus dem Badezimmer, stand vor ihm und lächelte spöttisch. Eine große üppige Frau, elegant gekleidet, das Haar weißblond gefärbt, denn es begann grau zu werden, die großen tiefblauen Augen mit den schweren Lidern raffiniert geschminkt. Sie war fünfundvierzig und immer noch sehr schön. In zehn Jahren würde sie eine dekorative Matrone sein, ihre Exzellenz die Frau Botschafterin, wie aus dem Bilderbuch.
»Es war wirklich nicht recht von ihm, es mir zu sagen«, sagte sie und lächelte. »Ach – gib mir doch mal meine Tasche rüber, ja?«
»Ich muß wissen, wer es ist.«
Es kostete ihn viel Mut, das zu sagen. Und sie hob denn auch in spöttisch übertriebenem Erstaunen die Augenbrauen.
»Ah, ja? Wozu denn? Du würdest ihm bloß Schwierigkeiten machen.«
»Ich würde dafür sorgen, daß er nie mehr in der Lage ist, eine vertrauliche Mitteilung auszuplaudern«, sagte Stephenson. »Das ist das einzige, worum es mir geht.«
»Ist doch nicht so wichtig«, sagte sie mit einem Achselzucken, während sie den Inhalt ihrer Abendtasche überprüfte. »So eine dumme kleine Affäre. Männer sind nun einmal so. Immerhin hat Paterson wenigstens mit einer Frau geschlafen. Ich dachte immer, die Schwulen sind eine viel größere Gefahr. Sie sind so leicht zu erpressen, nicht?«
Er verzog keine Miene. Diese Art von Bemerkungen hatte er schon zu oft gehört, als daß sie ihn noch trafen.
»Es interessiert mich nicht, was Paterson in seinem Privatleben tut. Aber ich muß dafür sorgen, daß in unserem Stab Ordnung herrscht. Daß die Sicherheit gewährleistet ist. Gerade im Moment. Irgend etwas ist mit den Russen los. Vielleicht begreifst du endlich, daß ich nicht aus persönlichen Gründen frage.«
»Was ist los mit den Russen? Ich habe nichts gehört.«
»Gott sei Dank«, sagte er, »und wenn du mir nicht sagst, um wen es sich handelt, muß ich mit Loder sprechen.«
Sie war bereits auf dem Weg zur Tür. So beendete sie meist ihre Auseinandersetzungen, sie ging einfach und ließ ihn stehen, während er noch sprach. Aber jetzt blieb sie stehen und wandte sich um.
»Wenn du mit Loder sprichst und anfängst Schwierigkeiten zu machen«, sagte sie, »kannst du sicher sein, daß er verschiedenes über mich herausfinden wird, was dir kaum sehr angenehm sein würde … Ich hoffe, du hast dir das überlegt.«
»Allerdings«, sagte Stephenson.
Vor der offenen Tür die Silhouette ihres Körpers: stark, arrogant, gnadenlos. – Im Grunde hatte er sich immer vor Frauen gefürchtet. Es war so etwas Unberechenbares, Animalisches am Körper einer Frau. Er dachte, daß er den Körper seiner Frau mehr hasste als die Frau selbst.
Sie lebte ihr Leben nach ihrem Geschmack, tat, was sie wollte, wählte ihre Liebhaber,
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