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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Dinner ankleideten, teilte sie ihm durch die offene Badezimmertür ihre Ansicht über Mrs. Paterson mit.
    »Wirklich, sie ist recht nett. Übrigens kenne ich ihren älteren Bruder. Ich bin ein paar Mal mit ihm ausgegangen, als du in Ceylon warst. Gutaussehender Mann, sehr amüsant. Er hat so einen süßen kleinen Fliegerbart.«
    Fergus Stephenson stellte sich unter die Badezimmertür und bemerkte gemessen: »Ich freue mich, daß sie dir gefällt. Das wird Paterson nützlich sein.«
    Seine Frau stand jetzt vor dem Spiegel, einen Lippenstift in der Hand. »Einen Dreck wird es ihm nützlich sein«, sagte sie. »Nicht bevor er dieses kleine Miststück in New York aufgibt, das er immer besucht. Oh, Fergus, mach nicht so ein Gesicht, als ob du keine Ahnung hättest! Dieser gräßliche Bluthund Loder hat das ermittelt, und er hat dich bestimmt informiert.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    Er gab sich Mühe, das mit möglichst gleichgültiger Stimme zu fragen, verließ aber vorsichtshalber seinen Posten unter der Badezimmertür. Es fiel ihm leichter mit ihr zu reden, wenn sie ihn nicht ansah.
    »Geht dich nichts an. Irgend jemand. Aber ich werde mich um die Kleine kümmern. Sie kriegt schließlich ein Kind, nicht wahr, und sie ist noch so schüchtern. Leider zieht sie sich miserabel an, das habe ich ernsthaft an ihr auszusetzen.«
    »Welch erstaunliches Interesse«, sagte Stephenson, nun auch ein wenig spöttisch. »Ich hätte gar nicht gedacht, daß die kleine Paterson so eine bemerkenswerte Person ist.« Er stand nun auch vor dem Spiegel und bürstete gedankenlos sein Haar, bis die Kopfhaut prickelte …
    Woher wußte sie das mit Paterson und dem Mädchen in New York? Wer, zum Teufel, war es diesmal?
    Das war eine Frage, die er sonst nie stellte. Nicht sich selbst und schon gar nicht ihr.
    Sie waren seit zwanzig Jahren verheiratet und hatten drei Kinder, eine Tochter von neunzehn und zwei Jungen, die in England zur Schule gingen. Schon seit langer Zeit, nach der Geburt des letzten Kindes, hatte Stephenson sich entschlossen, keine Fragen zu stellen. Er war sich nicht ganz sicher, ob er der Vater des letzten Kindes war. Manchmal bildete er sich ein, der Junge sehe ihm ähnlich, aber dann wieder kam er ihm vollkommen fremd vor.
    Bei alledem war seine Frau immer sehr diskret vorgegangen, und dafür mußte er ihr dankbar sein. Besonders in den früheren Jahren hätte ein Skandal seiner Karriere sehr geschadet. In letzter Zeit war man im Foreign Office etwas großzügiger geworden, notgedrungen, man hatte sich an eine gelegentliche Scheidung und auch an zweite Ehen gewöhnt.
    Als er Margret heiratete, hatte er ernsthaft versucht, eine gute Ehe zu führen, er wollte sie glücklich machen. Und außerdem hatte er gehofft, es würde ihr gelingen, ihn von seiner fatalen Veranlagung zu heilen.
    Es war während seiner Studienzeit in Cambridge gewesen, daß er seine Zuneigung zum eigenen Geschlecht entdeckte. Damals hatte er seine große Liebe erlebt. Alles, was er bewunderte, war in diesem jungen Mann vereint: ein vollendet schöner Körper, ein interessantes Gesicht, Temperament, Leidenschaft und dazu noch eine erstklassige Erziehung und beste Manieren.
    Zunächst hatte er den jungen Mann wirklich nur bewundert; angeschwärmt, das war wohl der richtige Ausdruck. Dann war er verführt worden. Und dann wußte er eines Tages, daß er nicht der einzige war, er hatte mehrere Rivalen unter seinen Kommilitonen.
    Margret lernte er kennen, als er seine erste Stellung beim Foreign Office antrat. Sie war das weibliche Gegenstück zu dem Mann in Cambridge, den er geliebt hatte: eine starke körperliche Ausstrahlung, viel Sex, schön und lebendig, ohne Sensibilität, aber voller Energie. Sie war sehr sportlich, ging zur Jagd, schwamm ausdauernd, lief Ski, und überdies war sie eine unterhaltsame, intelligente Partnerin. Er bildete sich ein, sie zu lieben, und hoffte, daß er die andere Sache vergessen würde. Er war nicht der einzige, es gab andere junge Männer, die so etwas erlebt hatten und dennoch später eine ganz normale glückliche Ehe führen konnten. Warum sollte das bei ihm nicht auch so sein? Eine Episode war es gewesen, mehr nicht, im Grunde war er ganz und gar normal.
    Aber er täuschte sich.
    Alle Versuche, eine glückliche Ehe zu führen, waren gescheitert. Eine Weile sah es so aus, als ob es gut gehen würde, dann wurde es nur noch qualvoll, aber er versuchte es immer wieder.
    Margret begriff natürlich anfangs nicht, woran es

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