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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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imponiert, und gleichzeitig war es eine Herausforderung gewesen. Sie war eine Frau. Sie würde eines Tages auf seiner Seite sein. Abgesehen davon hatte er bewiesen, wie stark und gnadenlos auch er sein konnte, daß er entschlossen und ohne Erbarmen eine Konterrevolution bekämpfen konnte.
    In Ungarn hatte er es bewiesen, es war der Beginn seiner Karriere gewesen. Es störte ihn nicht, wenn Blut floß. Er war Russe, und es bedurfte keiner Sowjetschulung, um ihn Grausamkeit zu lehren. Er hatte das gleiche getan, was seine Vorfahren in Polen taten, damals noch Untertanen des Zaren, eine Revolte mußte niedergeschlagen werden mit allen Mitteln.
    In der Beziehung war er nicht anders als der alte Golitsyn. In dem Jahre, das dem ungarischen Aufstand folgte, waren sie glücklich gewesen, Elena und er.
    Aber er hatte sich geändert, auch das war eine Tatsache. Jetzt saß er hier mit Judith Farrow und er fühlte sich wohl dabei. Wenn Elena jetzt hier statt Judith neben ihm säße, er hätte nicht gewußt, was er mit ihr reden sollte.
    Sverdlov sah Judith an und lächelte. – Sie hatte Mut, ein törichter Mut war es – und die Folgen würden nicht ausbleiben. Zu Hause in Russland wäre es undenkbar, daß jemand tat, was sie tat. Wenn einer seiner Männer, einer der Geheimdienstleute, eine Russin in dieser Weise eingeschüchtert hätte, sie hätte getan, was man von ihr verlangte.
    Freilich – hier war es anders. Sie würde vielleicht ihre Stellung verlieren. Aber sie war nicht in der Gefahr, ins Gefängnis zu kommen und zu fünfzehn Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt zu werden.
    Er verscheuchte diesen unerfreulichen Gedanken. Sie hatte samtweiche Haut und einen schmalen Nacken, ihr nussbraunes Haar war weich und seidig. Er hatte den Wunsch, sie anzufassen. Am Strand von Barbados war sie so gut wie nackt gewesen, er wußte, wie gut sie gewachsen war und wie schön es sein mußte, sie im Arm zu halten. Das war es, was er sich wünschte.
    Ja, er wollte sie haben. Am liebsten noch heute. Und er hatte nicht die geringste Lust, jetzt zur UN-Botschaft zurückzugehen, wo er übernachten würde.
    Er bestellte Kaffee und Likör, dann tanzten sie wieder. Und sie hatte Mühe, sich seiner Hände und seiner Lippen zu erwehren. Schließlich vergaß er allen Ärger und alle Ungewissheit, er war glücklich, so als wäre nichts geschehen zwischen Barbados und hier, was ihn bedrohte. »Gute Nacht«, sagte er, als sie vor ihrer Haustür angekommen waren. »Wann werde ich dich wieder sehen?«
    »Feodor, hör mir zu!« Sie blickte zu ihm auf, die Hand auf seinen Arm gelegt. Das gelbe Licht, das aus dem Hausflur kam, erhellte ihre Gesichter.
    »Ich glaube, wir sollten nicht mehr zusammen ausgehen. Du verschwendest deine Zeit mit mir. Ich werde bestimmt keine Affäre mit dir haben. Und dann all diese Komplikationen. Deine Leute beobachten dich, und ich werde ebenfalls bewacht, das ist so schrecklich. Es wäre anders, wenn ich – ich meine, wenn ich tun würde, was du willst. Aber ich tue es nicht. Und darum will ich fair sein, verstehst du? Ich will dich nicht an der Nase herumführen. Wir sollten einander Lebewohl sagen. Wirklich.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Du willst mich nicht wieder sehen. Was habe ich denn getan?«
    »Ich versuche doch gerade, es dir zu erklären –«
    Sie hob hilflos die Schultern. »Du hast nichts getan, ich will bloß nicht, daß du denkst, ich würde, – nun, ich würde eines Tages nachgeben und mit dir ins Bett gehen. Ich tu's nicht.«
    »Wegen deines Engländers?«
    »Ja. Das hat mir genügt. Ich war verheiratet und habe meinen Mann verloren. Und dann habe ich sechs Monate einen Mann geliebt, und der hat auf meine Kosten sein Vergnügen gehabt. Und jetzt du … und das ist wieder so ein komplizierter Fall. Nein, Feodor, wir werden uns nicht wieder sehen.«
    Er tat, was sie nicht erwartet hatte. Trat zurück von ihr, drehte sich um und ging rasch fort. Judith zitterte am ganzen Körper, als sie den Wagen wegfahren hörte. Er hatte sich nicht einmal mehr umgesehen.
    Nancy war nicht zu Hause. Die Tür zu ihrem Zimmer stand offen, sie schlief öfter eine Nacht anderswo. Nancy war zu beneiden. Sie hätte ihn nicht so weggeschickt, sie wäre nicht allein in die leere Wohnung gekommen und hätte sich weinend ins Bett gelegt. Sie nicht.
    Judith weinte immer noch, als das Telefon läutete. Sie fuhr hoch, nahm den Hörer ab und sagte ›Hallo?‹ mit tränenerstickter Stimme.
    »Hör auf zu weinen«,

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