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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Arbeitszimmer, die Zigarette hing ihr im Mundwinkel, in der Hand, die sie weit von sich gestreckt hatte, hielt sie das Feuerzeug. Diese Hand zitterte. Nach all diesen fürchterlichen Jahren, nach all den Jahren, in denen sie ihn so beleidigt und gedemütigt hatte, so getreten und misshandelt hatte, daß sie sicher sein konnte, von ihm sei nichts mehr übrig, ein armseliger Eunuch, der keine Gefühle und keine Gelüste mehr hatte – und nun stellte es sich heraus, daß sie es war, die beleidigt, getreten, enttäuscht und verraten worden war. Sie bildete sich ein, sie habe ihn fertiggemacht? Er lachte sie heimlich aus, ging zu seinem Freund und amüsierte sich mit dem gemeinsam über sie. So war das also!
    Sie nahm das Feuerzeug mit hinauf in ihr Zimmer. Sicher würde er es vermissen und würde es suchen. Am besten verbarg sie es in einer Handtasche, da sah er niemals hinein. Vielleicht fragte er sie eines Tages danach – und dann – bei Gott, dann würde er sich wundern!
    Immer noch zitternd vor Wut blickte sie auf die Uhr. Schon halb zwölf. Sie mußte hinunter und mit der Köchin reden. Sehen, ob die Blumen geliefert waren. Die Gänse von Ehefrauen – die fehlten ihr heute gerade noch.
    »Es ist recht interessant, das mitzuerleben«, sagte Loder. »Wirklich interessant. Ich bin neugierig, wie lange dieser Bastard das Mädchen noch an der Nase herumführt, bis er endlich ernst macht.«
    »Das muß wohl an ihr liegen«, sagte Fergus, »daß es so lange dauert.« Er nahm einen Schluck von seinem Wein, es war ein leichter heller Riesling, gerade so, wie er ihn zum Fisch liebte.
    Loder schien es auch zu schmecken. Er aß ausgiebig und redete dabei. Fergus hatte von seinem Gespräch mit Richard Paterson erzählt, Loder sagte nicht viel dazu, nur seine Miene drückte aus, was er von dem Group-Captain hielt. Und von da kamen sie natürlich auf Judith Farrow zu sprechen.
    »Ich weiß«, sagte Loder, »daß sie im Grunde meine Arbeit verachten, Mr. Stephenson. Sie halten es für ein schmutziges Geschäft, in andrer Leute Privatleben herumzustochern. Aber es muß sein, und einer muß es tun.«
    »Ich weiß, daß es sein muß«, sagte Fergus. »Aber es ist wirklich unerfreulich. Mir tut diese Mrs. Farrow leid. Vielleicht sagt sie die Wahrheit, und ihre Beziehung zu dem Russen ist ganz harmlos.«
    »Doch«, erwiderte Loder erstaunlicherweise. »Sie sagt die Wahrheit. Am Anfang wußte ich es nicht, aber jetzt glaube ich ihr. Sie hat trotzdem keine Ahnung, worauf sie sich eingelassen hat. Eines Tages wird man ihr die Daumenschrauben anlegen. Ich habe sie gewarnt, aber sie will nicht hören. Sie kann ein ziemlich krötiges Stück sein.«
    Fergus mußte lächeln. Normalerweise hätte so ein Ausdruck ihn schockiert, aber aus Loders Mund klang es ganz normal. Komisch, von Mal zu Mal mochte er Loder mehr leiden. Der Mann gewann bei näherer Bekanntschaft. Auf jeden Fall hatten die Gespräche mit ihm etwas Erfrischendes, etwas Aufmunterndes an sich.
    »Und warum sind Sie so sicher, daß Sverdlov sie unbedingt erpressen will? Vielleicht ist es wirklich nur – na ja, Freundschaft.«
    »Bei dem nicht«, sagte Loder. »Über den wissen wir alles, Mr. Stephenson. Das ist ein Ungeheuer. Sie wissen, wie lange wir gebraucht haben, um ihn in seinem richtigen Loch zu entdecken. Achtzehn Monate war er hier, bis wir herausbrachten, daß er der Bluthund von Ungarn war.«
    »Und wie brachten Sie es heraus?«
    »Ein ganz gewöhnlicher Test, so was sollte man öfter machen, aber wir sind ja mit so viel blödsinnigem Kram beschäftigt, der uns nur unnötig aufhält. – Ich hab' mir mal alles angeschaut, was über ihn vorlag. Er ist vom Leutnant zum Colonel befördert worden innerhalb von zwei Jahren, kurz nach dem Aufstand. Und dann hatte er mal so'n popligen Posten in Kopenhagen. Das war eine absichtliche Irreführung. Er sollte dort ein bißchen auskühlen und in Vergessenheit geraten nach der Ungarnsache. Vier Jahre war er dort, angeblich. Dazwischen mal in Ost-Berlin. War mehr oder weniger Tarnung, in Wirklichkeit war er in Moskau. Und dann kommt er plötzlich hier an. Angeblich als Assistent von diesem alten Schlachtschiff Golitsyn. Da fing ich dann mal an zu stochern und fand raus, daß der Sverdlov hier und der von Budapest derselbe Mann waren. Also KGB, klar? Und er der Boss, nicht der verkalkte General. Also kann er kaum um Mrs. Farrow herumschwenzeln, weil ihm ihre schönen Augen gefallen. Dazu hat so einer wie der gar keine

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