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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Werden Sie alles vorbereiten können?«
    Ihre Art, mit ihm zu sprechen, irritierte ihn. Sie hatte die Sache mit dem Russen so zu ihrer eigenen gemacht, daß sie in einem geradezu aggressiven und befehlenden Ton mit ihm sprach. Aber sie war ja von vornherein auf der Seite des Russen gewesen, er erinnerte sich gut daran.
    »Ist das alles, was er gesagt hat?«
    »Die Dokumente bringt er mit. Und er sagt, daß er Sonnabend, spätestens Sonntag nach London fliegen müßte. Wenn es nach mir ginge, müßte es schon Freitag nacht sein. Mich macht diese Reise nach Barbados noch krank. Ich halte es für unsinnig. Kommt Ihnen das denn vernünftig vor?«
    »Was heißt in so einem Fall vernünftig«, sagte Loder unfreundlich. »Er muß wissen, was er tut. Sie bringen ihn auf Barbados genauso um wie hier, wenn sie ihn erwischen. Was soll man da mit Vernunft anfangen? Freitag nacht nach London ist unmöglich. Man gibt mir einen gewissen Vorrang auf englischen Linienmaschinen, aber vierundzwanzig Stunden brauche ich dazu schon. Sonnabend müßte es klappen. Sagen Sie ihm, daß im Hotel eine Schutzwache für ihn sein wird, und daß er auf keinen Fall sein Zimmer verlassen soll. Haben Sie das verstanden? Sie bleiben beide im Zimmer, bis meine Jungen kommen, um ihn zu holen. Okay?«
    »Ich werd's ihm sagen. Sie können sich darauf verlassen. Ich werde dafür sorgen, daß er im Zimmer bleibt.«
    »Gut. Und Ihnen möchte ich noch klarmachen, daß nicht beabsichtigt ist, Sie auf diesen Flug nach London mitzunehmen. Das ist nicht drin.«
    »Das können Sie sich sparen«, sagte Judith ärgerlich, »davon war sowieso keine Rede. Ich fliege nach Barbados mit, als Tarnung gewissermaßen. Als Schutz für ihn. Ich habe durchaus nicht die Absicht, ihn nach London zu begleiten, Mr. Loder. Ich wünsche mir nichts weiter, als dann endlich wieder in Ruhe leben zu können und meine Arbeit zu tun. Falls ich bis dahin meinen Job nicht verloren habe, was mich nicht wundern würde.«
    Sie knallte den Hörer hin, und Loder grinste. Krötiges kleines Frauenzimmer! Sie tat immer noch so, als bedeute ihr der Russe nichts. Dabei war es klar genug, wie verliebt sie in ihn war.
    Aber dann vergaß er Judith. Der Zeitplan. Sonnabend oder Sonntag. – Er beauftragte seine Sekretärin, die Direktverbindungen zwischen Barbados und London festzustellen. Und nach London sandte er ein Codetelegramm mit der Bitte um grünes Licht für seine Operationen. Er brauchte möglicherweise die Unterstützung des Botschafters. Das ging nur über London.
    Wie machte man es nun am besten auf Barbados? Unter Umständen brauchte er die Hilfe der Kanadier. Andererseits war die Vorstellung, daß der gesamte kanadische Secret Service um das Beach Hotel aufmarschierte, auch nicht gerade erheiternd. Damit machte man sich nur verdächtig. Nein – entschied er, die Kanadier mußten draußen bleiben. Zwei seiner Männer würden Sverdlov und Judith morgen auf dem Flug nach Barbados begleiten und aufpassen.
    Seine Sekretärin kam mit der Information zurück, daß es nur einen Non-Stop-Flug am Sonnabend von Barbados nach London gab, und zwar abends sieben Uhr dreißig. Die Alitalia flog Sonntag Vormittag um elf und machte vier Zwischenlandungen, Trinidad, Nassau, Bermuda, London. Von dort nach Rom. Beide Flüge waren ausgebucht.
    Für den Nachtflug der British Airlines standen sogar Passagiere auf der Warteliste.
    Loder fluchte. Er fluchte so gemein, daß seine Sekretärin errötete.
    »Machen Sie mir eine Verbindung zum Boss der BOAC in New York«, befahl er. »Sagen Sie ihm, daß ich ihn dringend sprechen muß.«
    Auch das ging schief. Der Boss der britischen Übersee-Fluggesellschaft war nicht in der Stadt, sein Assistent gab sich alle Mühe, ihn abzuschirmen, aber er kannte Loder nicht. Schließlich hatte Loder vier Telefonnummern zur Auswahl. Unter einer sei der BOAC-Chef möglicherweise zu erreichen.
    Anderthalb Stunden später hatte er den Gesuchten endlich in der Leitung. Was auch nicht reibungslos vor sich gegangen war, denn der Mann saß zunächst in der Badewanne, und eine energische Frauenstimme weigerte sich, ihn aus dem Wasser zu holen.
    Als Loder ihn endlich sprach, war sein Ton ziemlich barsch. Er benötige drei Flüge erster Klasse, von Barbados nach London. Ja – ganz recht, es sei ihm bekannt, daß die Maschine ausgebucht sei, er wisse auch, daß man üblicherweise Passagiere, die gebucht und bezahlt hätten, nicht wieder an Land setze – aber das spiele im Moment keine

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