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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Rolle. Er frage nicht nach einem Entgegenkommen der Britischen Airlines, sondern fordere Zusammenarbeit in einer staatswichtigen Angelegenheit, und er spreche hier mit voller Autorität der Regierung Ihrer Majestät. Morgen würden die schriftlichen Unterlagen dazu folgen, daß er zu dieser Autorität ermächtigt sei. Falls man ihm Schwierigkeiten mache, werde es die BOAC zu büßen haben, man würde sie für das entstandene Unheil verantwortlich machen. Damit beendete er das Gespräch. Gleich darauf klingelte das Haustelefon auf seinem Schreibtisch. Loder war immer noch in Rage, immer noch im Kampf mit der BOAC, und darum klang seine Stimme nicht besonders freundlich, als er sich meldete.
    Fergus Stephenson war am Apparat. Es war ungefähr einen Monat her, daß sie zusammen gegessen hatten, und Loder hatte längst beabsichtigt, Stephenson wieder einmal zu treffen. Aber da kam seine plötzliche Reise nach London, und kaum war er zurück, begann der Fall Sverdlov. So gern er Stephenson hatte, momentan hatte er nur seine Arbeit im Kopf. Darum mußte er die Einladung zum Essen, die Stephenson aussprach, ablehnen.
    Das bedaure er sehr, sagte Stephenson, viel Arbeit also, aha. Er hoffe dann auf demnächst einmal.
    Loder bestellte sich ein Sandwich und Orangensaft ins Büro.
    Seiner Sekretärin teilte er mit, daß es keinen Feierabend geben würde und daß er sie bis in die Abend oder Nachtstunden brauchen würde. Das Mädchen nickte bereitwillig. Irgend etwas Großes, war im Gange, die Aufregung wirkte ansteckend. Sie arbeitete gern mit ihm. Abgesehen von seiner manchmal rüden Sprache, war er sachlich und gerecht, manchmal auch freundlich, und wenn sie viel geleistet hatte an besonders heißen Tagen, pflegte er sich dafür zu bedanken.
    »Loder will dich also nicht treffen?« fragte Margret. »Was wirst du nun tun?«
    Ihr Mann goß sich einen Sherry ein. Die Tatsache, daß er Sherry trank in dieser Situation, reizte Margret bis zur Weißglut. Einen Brandy oder einen Whisky, das hätte sie verstanden. Aber dieses weibische Glas Sherry hätte sie ihm am liebsten aus der Hand geschlagen.
    Dabei war es offensichtlich, wie verstört er war. Als er vom Büro kam, hatte sie ihm von ihrem Gespräch mit Rachel Paterson erzählt. Unbewegt, den Kopf leicht geneigt, eine Hand in der Tasche, stand er vor ihr und hörte ihr zu.
    Dann hatte sie die entscheidende Frage gestellt. Ob er es für möglich halte, daß der Überläufer von ihm etwas wisse.
    Fergus erwiderte, das käme darauf an, wer der Mann sei. Ein Offizier von niedrigem Rang, überhaupt ein Mann ohne große Bedeutung wisse bestimmt nichts über ihn. Handle es sich jedoch um einen höheren Sowjet-Offizier, so wäre es möglich, daß er eine Ahnung habe. Wenn der britische Geheimdienst erst einmal einige Hinweise hätte, und sie würden aus dem Flüchtling herausholen, was sie könnten – da seien sie hartnäckig –, so bestehe durchaus die Gefahr der Entdeckung.
    »Erinnere dich«, sagte er, »es hat zwei Jahre gedauert, bis man MacLean aufspürte. Sie haben gegraben und gegraben, bis sie ihn gestellt hatten. Es geht manchmal langsam, aber am Ende bekommen sie es immer heraus. Vor allem muß ich wissen, wer der Überläufer ist.«
    Er rief also Loder an, Margret stand neben ihm, während er telefonierte, und nagte an ihrer Unterlippe.
    Danach goß er sich den Sherry ein.
    »Verflucht noch einmal, was wirst du tun?« rief Margret wütend. »Du tust, als wenn dich das nichts anginge. Dein hochgepriesener Polizist will dich also nicht treffen – großer Gott, ob er etwa schon …«
    »Nein, nein«, sagte Fergus beruhigend, »noch ist nichts passiert. Du mußt Ruhe bewahren. So schnell geht das nicht. So etwas kann unter Umständen Wochen dauern, dazu sind einige Vorbereitungen nötig. Ich muß vor allen Dingen jetzt herausfinden, wer der Russe ist.«
    Margret stand mitten im Sonnenschein, der durch die breiten Fenster in ihr liebevoll eingerichtetes Zimmer strömte, sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, der Blick, mit dem sie ihren Mann ansah, war voll Hass. Da stand er und nippte an seinem Tio Pepe, während der Boden unter seinen Füßen wankte.
    »Und wenn du es nicht herausfindest?«
    »Ich werde es herausfinden. Zunächst werde ich die Sowjetische Botschaft warnen, die wissen dann schon, was sie zu tun haben. Abgesehen von mir, ich täte das sowieso, wenn mir solch ein Fall bekannt würde. Ganz egal, wer es ist. Er ist ein elender Verräter und muß bestraft

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