Weißer Mond von Barbados
Britischen Botschaft kommen«, sagte er. »Ich bin ganz sicher, daß man mir folgt. Und ich kann mich nur frei bewegen, solange sie nicht wissen, was ich vorhabe. Bitte, vertraue mir. Ich weiß, was ich tue. Ich kenne dieses Geschäft.«
»Du hast es mit dem KGB zu tun«, sagte sie, als sei sie es, die ihn daran erinnern müsse. »Vergiß das nicht!«
»Ich vergesse es nicht. Und darum muß ich das Theater machen. Für den KGB mache ich einen Wochenendtrip nach Barbados mit dir, um dich endgültig zu verführen und als Agentin zu gewinnen. Du bist ein schwieriger Fall – habe ich gesagt, ein romantisches Mädchen, das nur unter Palmen geliebt sein will. Ich habe ihnen den Mund so wässerig gemacht. Du bist eine der wichtigsten Personen von der ganzen UN und hast sogar Zugang zu Nielsons Safe.«
»So ein Unsinn, das können sie doch unmöglich glauben.«
»Doch, sie glauben es und sie bewundern mein Pflichtgefühl und die Ausdauer, die ich aufbringe, um dich anzuwerben. Denn genau genommen halte ich es vor Sehnsucht nach meiner Frau nicht aus. Extra deinetwegen verschiebe ich die Reise in die liebenden Arme meiner Gattin. Gut, wie?«
»Du bist abscheulich.«
»Gewiß. Und für dich wird auch weiterhin gut gesorgt. Da steht ein sehr gutaussehender junger Russe parat, der dich von mir übernehmen wird. Es ist alles schon vorbereitet. Zunächst aber müssen wir nach Barbados. Und du mußt mich begleiten. Dort kann dann Mr. Loder in Aktion treten.«
»Es ist ein unnötiges Risiko«, sagte Judith. »So ein furchtbarer Umweg, es macht alles so kompliziert. Barbados ist doch nur eine winzige Insel, was kann dir dort alles passieren. Man kann sich da nicht verstecken.«
»Mir kann dort nicht mehr passieren, als wenn ich hier mit dir spazieren gehe. Mein Leben hängt an einem seidenen Faden, wo ich auch bin. Ich bin in New York nicht sicherer als auf Barbados. Außerdem ist Barbados britisches Territorium. Loder hat da sicher gewisse Möglichkeiten. Hier, in dieser Stadt, bin ich wehrlos. – Wirst du mitkommen?«
»Ja, natürlich. Wenn das der einzige Weg ist, dir zu helfen, dann komme ich selbstverständlich mit.«
Sie schauerte zusammen. »Mir ist kalt. Ich will nicht mehr Spazierengehen.«
Es hatte nichts mit der Temperatur zu tun, daß sie plötzlich fror, es war warm und sonnig. Sie fror aus Angst. Er legte den Arm fester um sie. »Nur noch ein kleines Stück – bis zum Ende dieses Weges, dann kommen wir auf die Straße und suchen uns eine hübsche kleine Bar. Aber dort können wir nicht mehr reden, weißt du. Das ging nur hier im Park. Woanders kann man uns zuhören.«
»Du denkst wirklich, daß uns jemand nachgeht? Jetzt?«
»Ich bin ziemlich sicher. Und du weißt, es gibt so kleine Apparate, damit kann man alles hören, was in einem Umkreis von dreißig bis vierzig Metern gesprochen wird.«
»Mein Gott«, sagte Judith, »das ist ja ein Alptraum, so etwas gibt es ja gar nicht. Bist du sicher, daß man uns hier nicht zuhören kann?«
»Wir gehen ziemlich schnell, und niemand ist nahe genug, um uns zu hören. Jetzt paß gut auf. Wenn wir uns heute getrennt haben, mußt du versuchen, Loder zu erreichen.«
»Er erwartet meinen Anruf. Ich habe ihm schon mitgeteilt, daß ich dich heute treffe.«
»Von wo hast du angerufen? Von Nielsons Büro?«
»Nein. Ich dachte, es wäre besser, von einer Telefonzelle aus anzurufen.«
»Sehr gut«, er drückte ihren Arm an sich. »Kluges Mädchen. Also du sagst ihm folgendes: Wir fliegen Freitag nachmittags um vier Uhr vom Kennedy Airport nach Barbados, PANAM 238. Ich habe schon gebucht, und ich habe auch im selben Hotel Zimmer bestellt. Wir kommen um acht Uhr dreißig an, gehen ins Hotel, es sei denn, er gibt dir andere Instruktionen. Die gewünschten Papiere werde ich bei mir haben – sage ihm das auch.«
»Das geht so schnell«, sagte Judith unlogischerweise. »Wird er denn das alles bis Freitag arrangieren können?«
»Ich denke schon. Er braucht ja weiter nichts zu tun, als ein Flugzeug herauszufinden, mit dem ich nach London fliegen kann. Sage ihm, es wäre gut, wenn ich schon am Sonnabend fliegen könnte. – Spätestens am Sonntag. – Angenommen, sie merken, daß aus Akte ›Blau‹ etwas fehlt, und ich bin nicht da, dann geht die Jagd los. Dann sind wir auch in Barbados nicht mehr unseres Lebens sicher. Kannst du dir das alles merken?«
»PANAM 238, vier Uhr ab. In Barbados um acht Uhr dreißig. Ist das New Yorker Zeit oder
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