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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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bezahlte damit, daß er Agenten und Spione und Geheimnisse verriet.
    »Vielleicht habe ich es wirklich zu schwer genommen«, meinte Rachel, schon leicht getröstet, nachdem sie sich alles von der Seele geredet hatte.
    Margret blickte auf ihre Uhr. Elf Uhr fünfzehn. Wo zum Teufel war Fergus? In seinem Büro? Bei einer Konferenz? »Genauso ist es«, sagte sie, »und nun nehmen Sie sich zusammen, Rachel. Sie haben einen gutaussehenden Mann, und nichts ist alberner, als wenn eine Frau ständig und überall eifersüchtig ist. Damit bringen Sie ihn erst auf dumme Gedanken.«
    »Aber ich sehe momentan so scheußlich aus!«
    »Das geht vorüber.«
    Margret stand nervös auf. Sie mußte Rachel loswerden, sie mußte sofort Fergus sprechen.
    »Hören Sie auf meinen Rat, Kind. Wenn er eine andere Frau hübsch findet, stimmen Sie ihm zu. Sagen Sie: ja, die ist wirklich ganz reizend, und Sie werden sehen, dann ist das für ihn schon nicht mehr so interessant. – Aber nun, leider, ich habe keine Zeit mehr, ist so schade, aber ich habe in zehn Minuten eine Verabredung.«
    Sie ließ Rachel von ihrem Chauffeur nach Hause fahren, streichelte ihr die Wange beim Abschied, und dann rannte sie fast die Treppe hinauf in ihr Wohnzimmer, schlug die Tür hinter sich zu und riß den Telefonhörer hoch.
    Fergus' Sekretärin meldete sich. Margret hatte eine recht schroffe Art, mit Sekretärinnen umzugehen. Wer auch immer bei Fergus gearbeitet hatte, keine mochte Margret leiden.
    »Hier spricht Mrs. Stephenson. Mr. Stephenson, bitte!«
    »Es tut mir leid, er ist in einer Konferenz mit Mr. Hopkirk.«
    »Ich muß ihn dringend sprechen. Sagen Sie ihm, er möchte mich sofort anrufen.«
    Sie warf ungeduldig den Hörer hin. Zum Teufel mit ihm! Das war wiederum typisch für ihn – wenn man ihn brauchte, war er nicht da.
    Sie war wütend auf Fergus, aber gleichzeitig war sie dem Schicksal dankbar, das ihr Rachel Paterson mit ihren dummen Kümmernissen über den Weg geschickt hatte. Man mußte einfach Glück haben. Das war es. Von ihr war es mehr oder weniger eine Laune gewesen, daß sie sich ein bißchen um Rachel Paterson gekümmert hatte, und gestern abend in der Brasilianischen Botschaft ein wenig Verständnis, ein paar freundliche Worte – zum Dank dafür wurde sie über die Gefahr informiert, die ihr und Fergus drohten.
    Vielleicht war es gar nicht so gefährlich. Der Russe, wer immer es sein mochte, wußte vielleicht gar nichts von Fergus. Vielleicht hatte er gar nichts mit Agenten zu tun. Vielleicht. – Vielleicht aber doch.
    Sie war alarmiert. Sie würde handeln. Oder vielmehr Fergus mußte handeln.
    Nicht um seinetwillen. Sie hatte die Wahrheit gesprochen, als sie ihm sagte, daß sein Untergang für sie tiefste Befriedigung bedeuten würde. Ihre Gefühle gegen ihn waren grausam, keine Strafe, auch nicht der Tod, waren hart genug für ihn. Aber seine Vernichtung – war ihre Vernichtung.
    Erst komme ich, dachte Margret wild. Erst komme ich. Ich lasse mir mein Leben nicht kaputtmachen. Ich will eine Botschaft haben. Paris, Moskau, New York. Eine von den drei großen.
    Paris natürlich würde ihr am liebsten sein. Keine andere Frau würde besser dorthin passen. Margret Stephenson, Herrin der Britischen Botschaft im Faubourg St-Honoré.
    Sie war so nervös, daß sie am liebsten etwas zertrümmert hätte. Am Sonnabend war Paterson nach New York geflogen, um diese Frau zu sprechen. Am Abend noch war er beim Botschafter gewesen. Heute war Freitag. – Dieser verdammte Russe konnte längst übergelaufen sein. Sie riß wieder das Telefon hoch.
    »Ich möchte sofort meinen Mann sprechen. Verbinden Sie mich!«
    Die Einwendungen der Sekretärin zischte sie ungeduldig nieder. Und dann war Fergus am Apparat, leicht indigniert.
    »Margret? Ich bin im Moment sehr beschäftigt.«
    »Du mußt sofort nach Hause kommen«, sagte sie scharf. »Sofort! Es ist etwas Schreckliches geschehen. Es hängt zusammen mit deinem Feuerzeug.«
    Er schwieg. Dann hustete er.
    »Aha. Gut. Ich beeile mich. Reg dich nicht auf. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    »Allmächtiger Gott!« rief Loder aus. »Freitag! Sagten Sie diesen Freitag? Das ist morgen. Das ist reichlich knapp.«
    »Es geht nicht anders«, Judiths Stimme aus New York klang scharf und bestimmt. »Diesen Freitag muß es sein, ich soll Ihnen das ausrichten. Wir fliegen mit dem ebengenannten Flugzeug nach Barbados und wohnen dort im Beach Hotel St. James. Sie wissen ja, daß es eilt. Er wird überwacht.

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