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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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an dem noch die Nachttischlampe hing.
    »Reiß die Lampe ab, Seppie!«
    Das tat er.
    »Hinlegen.«
    Mittlerweile kannte er die Position gut genug. Ich nahm meine Knie von Cobies Rücken, griff mir das neue Kabel, setzte mich
     auf Septimus und begann seine Handgelenke zu fesseln.
    Cobie de Villiers sprang auf.
    »Jacobus!«, rief ich vergebens. Er rannte mit den Armen hinter dem Rücken den Hügel hinunter.
    »Ich erschieße deinen Freund, Cobie.« Es schien jedoch keine besonders enge Freundschaft zu sein, denn Cobie verschwand einfach
     in der Dunkelheit.
    »Verdammt!«, schrie ich wütend. Was jetzt? Erst mal musste ich Septimus fesseln. Ich beeilte mich, wickelte das Ende um Schielauges
     Knöchel und machte einen eiligen Knoten. »Sei nicht blöd«, sagte ich, trat ihm locker in die Rippen, zog die Glock aus meinem
     Gürtel und lief hinter Cobie her.
    Was, um Himmels willen, trieb diesen Mann?

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    Die Dunkelheit war ein Vorteil für ihn. Außerdem kannte er das Gelände. Glücklicherweise jedoch hat ein Mann mit gefesselten
     Händen kein gutes Gleichgewicht.
    Ich konnte ihn nicht sehen, hörte ihn aber irgendwo rechts von mir stürzen, hundert Meter oder mehr entfernt. Zweige knackten,
     und ich vernahm einen dumpfen Laut. Ich lief in Richtung der Geräusche.
    Hätte er still gelegen, hätte er eine Chance gehabt, aber Cobie wollte unbedingt entkommen. Als er sich aufrichtete, hörte
     ich seine Schritte und sah seinen dunklen Umriss vor dem Grau des langen Grases, vornübergebeugt und taumelnd. Ich lief hinter
     ihm her und holte ihn ein. Mit jedem Atemzug stieß er verzweifelte Laute aus. Ich warf mich von hinten gegen ihn, sodass er
     zu Boden fiel. Ohne Hände konnte er sich nicht abstützen, und sein Gesicht prallte aufs Gras.
    Ich sprang auf ihn, setzte mich auf seinen Rücken, drückte ihm die Glock an den Hals und zischte atemlos. »
Jissis
, Jacobus, was, zum Teufel, ist denn los mit dir?«
    »Erschieß mich!« Das heisere Flüstern war fast nicht zu hören, während er sinnlos versuchte, sich frei zu winden.
    »Was?« Ich zwang Luft zurück in meine Lungen.
    »Erschieß mich!«
    »Du bist verrückt.«
    »Nein.«
    »Doch, bist du, Jacobus.«
    »Erschieß mich. Bitte!«
    »Warum?«
    »Das ist besser.«
    »Warum?«
    |331| »Für alle.«
    »Warum, Jacobus? Warum?«
    »Es ist so.«
    »Falsche Antwort. Ich werde nicht mit dir hier herumsitzen und plaudern, Jacobus. Wir müssen mal nach Septimus sehen.« Ich
     stand auf, hielt aber seine Handgelenke dort gepackt, wo sie aneinandergebunden waren. »Komm mit!« Ich zerrte ihn in den Stand
     und hielt seine Arme hoch genug, dass es wehtat, wenn er nicht mitmachte.
    »Erschieß mich!« Ein Schrei in der Nacht, dämonisch und voller Angst, und er wollte sich wieder losreißen. Er schien den Schmerz
     in seinen Schultern nicht zu spüren. Da wurde mir klar, dass mein Plan nicht funktionieren würde, und ich schlug ihm, so fest
     ich konnte, mit der Glock auf den Kopf.
    Zu guter Letzt sank der Honigdachs auf den Boden, und das Licht ging für ihn aus.
     
    Ich schleppte Cobie de Villiers auf der Schulter dorthin, wo Septimus brav lag, gerade rechtzeitig, um das Scheinwerferlicht
     eines Fahrzeuges zu sehen, das vom Tor den Weg entlangkam.
    »Wer ist das?«, fragte ich Seppie, als ich Cobie neben ihn legte.
    »Ich glaube, das ist Stef.«
    Meine Probleme hatten sich vervielfacht. Mit diesen beiden Trotteln kam ich klar. Aber noch einer?
    Es war der Toyota Pick-up. Die Reifen knirschten über den gekiesten Hof. Stef hielt vor dem Haupthaus und stieg aus. Er würde
     das Licht in den Arbeiterhütten sehen. Die Frage war: Was würde er unternehmen?
    Ich wartete mit angehaltenem Atem. Ich spürte die Erschöpfung meines Körpers. Ein langer Tag. Eine lange Nacht. Ich kniete
     neben Cobie und drückte ihm den Lauf an den Hals.
    »Cobie?« Mollers Stimme in der Dunkelheit. Ich hörte Schritte über den Kies näher kommen. Dann sah ich ihn am Rande des Scheinwerferlichts.
     Er hielt nichts in den Händen.
    |332| »Nein, Stef. Ich bin’s, Lemmer.«
    Er sah uns und hielt an.
    »Kommen Sie, Stef, und setzen Sie sich zu uns.«
    Er zögerte, schaute sehr besorgt. Seine Augen zwinkerten panisch.
    »Was haben Sie getan?« Er kam näher.
    »Er ist bewusstlos, aber nur für den Moment. Kommen Sie, setzen Sie sich, Stef, damit wir über Ihre Lügen reden können.«
    Er setzte sich neben Jacobus und streckte eine zitternde Hand nach dem still liegenden Körper aus.
    »Ich

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