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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zum Horizont. »Was ist das für ein Berg?« Sie wollte unbedingt ein Gespräch führen.
    »Mariepskop«, sagte ich.
    »Ich dachte, Sie kennen diese Gegend nicht?«
    »Ich kenne die Straßen nicht.«
    Sie schaute mich erwartungsvoll an.
    »Wenn die Minister das Wochenende im Kruger-Park verbringen, fliegen sie nach Hoedspruit. Da ist ein Militärflughafen.«
    Sie schaute wieder den Berg an. »Wie viele Minister haben Sie beschützt, Lemmer?« Vorsichtig setzte sie hinzu: »Falls Sie
     darüber reden können …«
    |48| »Zwei.«
    »Oh?«
    »Verkehr und Landwirtschaft. Landwirtschaft länger.«
    Sie warf mir einen Blick zu. Sie sagte kein Wort, aber ich wusste, was sie dachte.
Nicht gerade höchste Gefahrenstufe
. Ihr Bodyguard – der unbewaffnete ehemalige Aufpasser des Landwirtschaftsministers. Ich wusste, jetzt fühlte sie sich richtig
     sicher.
     
    »Ich suche Inspector Jack Phatudi«, erklärte Emma der Polizistin auf der Wache Hoedspruit.
    Die stämmige Frau im Rang eines Constable zeigte einen undurchschaubaren Gesichtsausdruck. »Ich kenne diesen Mann nicht.«
    »Ich glaube, er arbeitet hier.«
    »Nein.«
    »Er ermittelt im Fall der Khokhovela-Morde.« Emmas Stimme war leicht und freundlich, als spräche sie mit einer Freundin.
    Die Constable schaute Emma verständnislos an.
    »Ein traditioneller Heiler und drei andere Männer wurden ermordet.«
    »Oh, das.«
    »Ja.«
    Die Polizistin bewegte sich langsam, als hielte die sengende Hitze sie zurück. Sie zog ein Telefon heran. Das Gerät musste
     irgendwann mal weiß gewesen sein. Jetzt war es verschrammt und kaffeebraun. Sie tippte eine Nummer und wartete. Dann sprach
     sie in stakkatohaftem Sepedi Satzfetzen wie ein Maschinengewehrfeuer. Sie legte den Hörer auf.
    »Er ist nicht hier.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein.«
    »Kommt er irgendwann wieder?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kann ich das irgendwo herausbekommen?«
    »Sie müssen warten.«
    |49| »Hier?«
    »Ja.« Immer noch ohne Regung.
    »Ich … äh …« Emma schaute die harte Holzbank an der Wand an, dann wieder die Polizistin. »Ich bin nicht sicher …«
    »Sie werden anrufen«, sagte die Frau.
    »Oh?«
    »Und sagen, wo er ist.«
    »Okay«, sagte Emma erleichtert. »Danke.« Sie ging hinüber zu der Bank. Auf ihrer Haut glänzte eine dünne Schicht Schweiß.
     Sie setzte sich und bedachte die Polizistin mit einem Lächeln voll freundlicher Geduld. Ich stand neben der Bank und lehnte
     mich an die Wand, die nicht so kühl war, wie ich erwartet hatte. Ich beobachtete die Polizistin. Sie war damit beschäftigt,
     einen Bericht zu schreiben. Sie schwitzte nicht. Zwei schwarze Männer kamen herein und gingen zu ihrem Schreibtisch. Sie sprachen
     mit ihr. Sie runzelte die Stirn und schalt sie in kurzen Ausbrüchen. Sie schienen sich zu entschuldigen. Das Telefon klingelte.
     Sie hob eine Hand. Die Männer hielten inne und schauten auf ihre Schuhe. Die Polizistin ging ans Telefon und hörte zu. Dann
     legte sie den Hörer auf.
    »Er ist zurück nach Tzaneen«, sagte sie in Emmas Richtung. Aber Emma schaute zur Tür hinaus.
    »Lady!«
    Emma zuckte zusammen und erhob sich.
    »Er ist zurück nach Tzaneen.«
    »Inspector Phatudi?«
    »Ja. Dort ist sein Büro. Gewaltverbrechen.«
    »Oh …«
    »Aber er kommt morgen. Früh. Acht Uhr.«
    »Danke«, sagte Emma, doch die Polizistin war schon wieder mit den beiden Männern beschäftigt; sie sprach mit ihnen, als wären
     sie Kinder, die Mist gebaut hatten.
     
    Emma sagte den Weg zum Mohlolobe Private Game Reserve an, sie hielt den Ausdruck der Website in der Hand. »Es gibt hier so
     viele Übernachtungsmöglichkeiten«, sagte sie, als wir |50| an den mächtigen Einfahrtstoren des Kapama Game Reserve vorbeifuhren, die Mtuma Sands Wildlife Lodge und das Cheetah Inn,
     alles Variationen des postmodernen Lowveld-Themas: unbehauene Steine, strohgedeckte Dächer, Tiermotive und wilde Buchstaben.
     Ich vermutete, die Preise pro Nacht waren direkt proportional zur Raffinesse dieser Portale nach Eden.
    Mohlolobes Einzigartigkeit zeigte sich in einem Paar schlanker, geschmackvoller Elefanten-Stoßzähne, aus Beton geformt, die
     den Eingang überwachten. Es gab einen Wachmann, der eine Uniform in Khaki und Olivgrün trug. Er hatte einen breitkrempigen
     Hut auf, der ein wenig zu groß für ihn war, und hielt ein Klemmbrett mit ein paar Blatt Papier. Auf seiner Brust befand sich
     ein metallenes Namensschild. Darauf stand
Edwin

Wachpersonal.
»Willkommen in

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