Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
große Probleme. Zwischen
     Ihren Leuten und den Schwarzen.«
    »Meinen Leuten?«
    »Weißen.«
    »Aber ich kenne hier niemanden.«
    »Das ist gleichgültig. Es sind große Probleme. Die Leute streiten die ganze Zeit. Die Spannung ist groß. Die Schwarzen sagen,
     die Weißen verstecken diesen Cobie de Villiers. Sie sagen, die Weißen interessieren sich nur für die Tiere. Die Männer, die
     gestorben sind, hatten Familie. Diese Familien sind sehr wütend. Die Tiere waren wilde Tiere. Sie gehören allen Menschen.
     Es sind nicht die Tiere der Weißen.«
    »Ich verstehe …«
    »Wenn Sie also losgehen und Fragen stellen, werden Sie bloß Schwierigkeiten verursachen.«
    »Inspector, ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich keine Schwierigkeiten machen werde. Ich bin nicht wegen der Morde hier. Ich
     habe wirklich Mitgefühl mit den Familien dieser Männer. Ich selbst habe auch meine gesamte Familie verloren. Ich muss bloß
     mit den Leuten reden, die mit diesem Mann gearbeitet haben. Ich werde ihnen das Foto zeigen, und wenn sie sagen, das ist nicht
     der Mann, nach dem ich suche, werde ich nach Hause fahren und Sie nie wieder belästigen.«
    Jack Phatudi starrte sie mit gerunzelter Stirn an. Es war ein |71| intensiver Blick, als könnte er sie durch schiere Willenskraft von ihrem Kurs abbringen. Emma schaute mit offener Ernsthaftigkeit
     zurück.
    Der Inspector gab zuerst auf. Er seufzte tief, zog die Akte zu sich, blätterte darin und zog ein Foto heraus, das er wütend
     auf Emmas Seite des Schreibtisches schob. Die beiden Bilder lagen jetzt nebeneinander.
    Emma beugte sich vor, um die Fotos zu betrachten. Der Inspector beobachtete sie. Ich schwitzte und sah mir das Plakat an der
     Wand an. Es riet Besuchern, keine Verbrechen zu begehen.
    Sie saßen ein oder zwei Minuten da, die kleine Emma und der riesige Detective, in tödlichem Schweigen.
    »Das ist Jacobus«, sagte Emma, aber nur zu sich selbst.
    Phatudi seufzte.
    Emma nahm beide Fotos hoch und hielt sie mir hin. »Was glauben Sie, Lemmer?«
    Ich?
    Das Foto von Jacobus le Roux war schwarz-weiß, ein junger Soldat mit einem Sonnenhut, der in die Kamera lächelte. Dieselben
     hohen Wangenknochen wie Emma, dieselben Eckzähne. In seinem Blick lag eine Intensität, ein Drängen, als wollte er das Foto
     endlich gemacht haben, denn dort draußen wartete die Welt. Eine lässige Selbstsicherheit – er mochte die Kamera und was sie
     festhielt.
Mein Vater ist reich, und das Leben wartet auf mich wie ein reifer Granatapfel.
    Phatudis Foto von Cobie de Villiers war in Farbe, aber farblos – die Vergrößerung eines Bildes, das aus einem Ausweis stammen
     konnte. De Villiers schien das Leben gleichgültig zu sein. Kein Lächeln, nur ein ausdrucksloses Gesicht und ein müder Blick,
     ein vierzig Jahre alter Mann ohne Zukunft. Die einzige mögliche Ähnlichkeit waren die Wangenknochen, aber das war auch nicht
     eindeutig. Man brauchte schon guten Willen oder viel Hoffnung, um die beiden Männer für identisch zu halten.
    »
Ek kan nie sê nie

    |72| »
Dis reg
«, sagte Inspector Jack Phatudi ebenfalls auf Afrikaans. »
’ n Mens kan nie sê
. Man kann es nicht sagen.«
    Emma schaute ihn überrascht an. »Und die ganze Zeit sprechen wir Englisch«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich spreche auch Sepedi, Tshivenda und IisiZulu. Sie sind hier hereingekommen und haben Englisch
     gesprochen.«
    Emma legte die Fotos auf den Tisch und drehte sie herum, sodass Phatudi sie ansehen konnte. »Betrachten Sie einmal die Augen,
     Inspector. Und die Gesichtsform. Nehmen Sie das hier und rechnen Sie zwanzig Jahre dazu. Das ist Jacobus … Es könnte möglicherweise
     Jacobus sein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was hilft mir ein ›Möglicherweise‹? Wissen Sie, worin meine Aufgabe besteht, Mrs. le Roux? Ich muss
     Anklage gegen diesen Mann erheben.« Er tippte auf das Bild des unglückseligen Cobie de Villiers. »Ich muss ihn finden und
     ihn vor Gericht zerren, und ich muss jenseits jeden Zweifels beweisen, dass er schuldig ist.
Jenseits jeden Zweifels
. Die Richter werden mich anbrüllen, wenn ich über
möglicherweise
rede. Begreifen Sie das?«
    »Das verstehe ich. Aber ich will niemanden vor Gericht bringen.«
    Er griff nach seinem Foto und legte es zurück in die Akte. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Inspector, was ist mit den Leuten passiert, die umgebracht wurden?«
    Seine Stirnfalten vertieften sich. »Nein, Mrs. le Roux, das ist
sub judice,
ein laufendes

Weitere Kostenlose Bücher