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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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afrikanischen Land und suchten nach Anzeichen, die auf einen Kadaver hindeuteten, nach Löwen und
     Hyänen, Krähen, Raben und Schakalen. Dann stürzten sie herunter, große Geierschwärme kreisten in weiten Kreisen abwärts und
     sammelten sich in Grüppchen in der Nähe des Kadavers, um herauszufinden, ob es dort sicher war. Und dann begann der Streit,
     das große Drängeln. Der nackte Hals zeichnete den Kapgeier als Innereienfresser aus. Der riesige Schnabel und die starke Zunge,
     die wie eine Kelle geformt war, konnten große Fleischstücke abreißen – er konnte ein Kilo Aas in drei Minuten verschlingen.
    »Aber der König der Kadaver ist der Ohrengeier (Swartaasvoël/
Aegypius
Tracheliotos)
. Er ist einen Meter hoch«, Donnie Branca deutete es mit der Hand an, »und hat eine Spannweite von unglaublichen drei Metern,
     etwa zwei Mal so weit wie fast alle anderen Geier. Er lässt sich von keinem von ihnen etwas bieten. Ohrengeier können bis
     zu eintausendeinhundert Kilometer am Tag fliegen und kommen immer zu spät zum Festmahl, aber dann sind sie die Chefs. Das
     Interessante ist: Trotz ihrer Größe und ihres Auftretens streiten sie sich nicht mit anderen Tieren, denn sie sind darauf
     spezialisiert, Haut und Sehnen zu fressen – und sie sind die Einzigen, die das tun. Ist das nicht großartig?«
    Um uns herum wurde begeistert genickt. Ich musste zugeben, dass Branca gut war.
    Die Natur verschwendet nichts, fuhr Donnie Branca fort. Es gab sogar einen Geier, der die Knochen säuberte: den Lämmergeier.
     Oft war er der Erste vor Ort, aber er wartete nervös am Rand, bis die Knochen freigelegt waren. Er schluckte kleine Knochenstückchen
     im Ganzen – »und manchmal ist es lustig, zu sehen, wie ihm ein Knochen schräg durch den Hals rutscht.« Der Lämmergeier hob
     größere Knochen in die Luft und ließ sie aus der Höhe fallen, damit sie auf Steinen zerschellten, um sie dann stückweise herunterzuschlucken.
    »Wenn wir sie vergiften, wenn Escoms Stromleitungen sie umbringen, wenn die Bauern sie erschießen oder ihnen die |79| Nistplätze rauben, dann hört Gottes Uhr auf zu ticken. Und nicht nur für die Geier, meine Damen und Herren, sondern für die
     gesamte Natur. In verwesenden Kadavern brüten Schmeißfliegen und gedeihen Krankheiten, die sich auf die Säugetiere ausbreiten,
     auf Reptilien und andere Vögel. Und oft auch auf Menschen. Die Nahrungskette wird unterbrochen, das zarte Gleichgewicht wird
     gestört, und das gesamte System bricht zusammen. Deswegen sorgen wir uns hier in Mogale um die Geier, deswegen lieben wir
     sie. Deswegen sitzen wir in vielen Nächten bei vergifteten Vögeln, um sie gesund zu pflegen, deswegen entgiften wir sie. Wir
     pflegen ihre Schwingen, füttern sie mit größter Geduld und lassen sie dann wieder frei. Man kann sie in Gefangenschaft nicht
     züchten, aber man kann sie gesund pflegen, man kann die verletzten und kranken Tiere retten. Man kann hinausgehen und die
     Bauern und Sangomas aufklären, mit ihnen reden und sie um Hilfe bitten, ihnen erklären, dass die Natur endlich ist, ein zartes,
     zerbrechliches Instrument. Aber dafür braucht man Einrichtungen und Personal, Ausbildung, Essen, man braucht Entschlossenheit
     und Konzentration. Und all das kostet Geld. Wir erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung von der Regierung. Mogale ist
     eine private Institution, erhalten von Freiwilligen, die zahllose Stunden arbeiten, sieben Tage die Woche – und durch Spenden
     von Menschen wie Ihnen. Menschen, die das kümmert, Menschen, die möchten, dass ihre Kinder auch noch sehen können, wie ein
     Kapgeier in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren seine unglaublichen Schwingen ausbreitet und auf den thermischen Winden Afrikas
     segelt.«
    Donnie Branca hielt für einen kurzen, bedeutungsvollen Augenblick inne. Ich war bereit, ihm Geld zu geben.
    »Außerdem züchten wir Servale, Windhunde, Leoparden und Schimpansen«, sagte Branca, und Emma neben mir schüttelte den Kopf
     und sagte leise: »Nein.«
    Ich schaute sie überrascht an. »Schlechte Markenführung«, flüsterte sie. »Ich erkläre es später.«
    Dann lud uns Donnie Branca ein, mit ihm zusammen die Tiere anzusehen.

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    Emma stand mit einem riesigen Handschuh auf der rechten Hand in dem großen Käfig und hielt einen Streifen Fleisch. Der Kapgeier
     flog mit dem Geräusch einer sich drehenden Windmühle vom Boden auf und landete mit ausgefahrenen Klauen auf dem Handschuh.
     Seine riesigen

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