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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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worauf ich aus bin. Absolute Sicherheit.« Emma lächelte ihn an. Es war ein hübsches Lächeln. Ich war sicher,
     er würde ihm nicht widerstehen können.
    |83| Frank Wolhuter stieß eine große Rauchwolke aus und sagte dann: »Erzählen Sie mir Ihre Geschichte, Miss le Roux.« Aber er hatte
     die Augen zusammengekniffen, ein Ungläubiger.
     
    Emma erwähnte den Überfall auf sich nicht, ein kluger Schachzug, denn ich hatte das auch nicht besonders überzeugend gefunden.
     Diesmal erzählte sie ihre Geschichte in chronologischer Abfolge. Vielleicht lernte sie. Sie begann 1986, dem Jahr, in dem
     ihr Bruder verschwand. Und jetzt, zwanzig Jahre später, sah sie ein Gesicht im Fernsehen und hatte einen eigenartigen Anruf
     erhalten. Sie erzählte mit demselben Zögern, in denselben unvollständigen Sätzen, als glaubte sie selbst nicht ganz daran.
     Vielleicht fürchtete sie sich auch, es zu glauben. Als sie fertig war, reichte Wolhuter das Foto an Branca weiter.
    »Ich habe es schon gesehen«, sagte der jüngere Mann.
    »Und was denkst du?«
    »Es gibt da … eine Ähnlichkeit …«
    Wolhuter nahm das Foto zurück, sah es noch einmal an. Reichte es Emma. Er legte die Pfeife zurück in die Schublade, die immer
     noch offen stand.
    »Miss le Roux …«
    »Emma.«
    »Emma, haben Sie einen Ausweis dabei?«
    Sie schaute ein wenig irritiert. »Ja.«
    »Darf ich den sehen?«
    Sie warf mir einen Blick zu, dann steckte sie die Hand in die Tasche. Sie reichte Wolhuter ihren Pass. Er schlug ihn beim
     Foto auf.
    »Haben Sie eine Visitenkarte?«
    Sie zögerte wieder, holte aber ihre Geldbörse hervor, ließ sie aufschnappen und zog eine Visitenkarte heraus. Wolhuter nahm
     sie in seine schlanken Finger und betrachtete sie. Dann sah er mich an. »Sie sind Lemmer?«
    »Ja.« Sein Ton gefiel mir gar nicht.
    »Was ist Ihr Interesse in dieser Sache?«
    |84| Emma holte Luft, um zu antworten, aber ich war schneller. »Moralische Unterstützung.«
    »Was ist Ihr Beruf?«
    Mein Auftreten ließ mich einen Fehler machen. Ich versuchte gerissen zu sein. »Ich bin Bauarbeiter.«
    »Bauarbeiter, sagen Sie?«
    »Vor allem baue ich Häuser.«
    »Haben Sie eine Visitenkarte?«
    »Nein.«
    »Und was wollen Sie hier aufbauen?«
    »Freundschaften.«
    »Sind Sie ein
Entwickler
, Lemmer?«
    »Ein was?«
    »Frank …«, sagte Emma.
    Wolhuter versuchte sie mit einem gutmütigen »Nur einen Moment, Emmatjie …« Um sie zum Schweigen zu bringen, wählte er die
     Afrikaans-Verniedlichung ihres Namens. Eine unglückliche Entscheidung.
    »Ich bin nicht Emmatjie.« Zum ersten Mal, seit ich sie getroffen hatte, lag Eiseskälte in ihrem Ton. Ich sah sie an. Wolhuter
     und Branca sahen sie an. Emma saß aufrecht, die Wangen leicht gerötet. »Mein Name ist Emma. Wenn Ihnen das nicht gefällt,
     nennen Sie mich Miss le Roux. Das sind die beiden einzigen akzeptablen Möglichkeiten. Ist das klar?«
    Ich fragte mich, warum sie eigentlich einen Bodyguard brauchte.
    Niemand sagte ein Wort. Emma füllte das Vakuum. »Lemmer ist hier, weil ich ihn darum gebeten habe. Ich bin hier, um herauszufinden,
     ob Cobie de Villiers mein Bruder ist. Das ist alles. Wir werden das mit oder ohne Ihre Hilfe fertig bringen.«

|85| 12
    Wolhuter hob eine knochige Hand und rieb sich langsam über seinen Kinnbart. Dann breitete sich ein erschöpftes Lächeln auf
     seinem Gesicht aus. »Emma«, sagte er voller Respekt.
    »Genau«, sagte Miss le Roux.
    »Sie werden diesen Zorn brauchen können. Sie haben keine Ahnung, in welches Wespennest Sie Ihre Nase hineinstecken.«
    »Das hat Inspector Jack Phatudi auch gesagt.«
    Wolhuter warf Branca einen vielsagenden Blick zu. Dann fragte er Emma: »Wann haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Heute Morgen.«
    »Was wissen Sie über ihn?«
    »Nichts.«
    Frank Wolhuter stemmte seinen schlanken Körper aus dem Sessel hoch und stützte die Unterarme auf den Schreibtisch. »Emma,
     ich mag Sie. Ihrer Karte entnehme ich, dass Sie aus Kapstadt sind. Und ich muss Ihnen sagen, hier ist nicht das Kap. Dies
     ist eine andere Welt. Es wird Ihnen nicht gefallen, wenn ich das sage, aber ihr Kapstädter lebt nicht in Afrika. Ich weiß
     das. Jedes Jahr fahre ich nach Kapstadt, und ich sage Ihnen, das ist wie ein Besuch in Europa.«
    »Was hat das alles mit Jacobus zu tun?«
    »Dazu komme ich gleich. Erst einmal möchte ich Ihnen eine Vorstellung vermitteln von Limpopo, vom Lowveld, damit Sie das alles
     verstehen können. Hier ist noch das alte Südafrika. Nein, das

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