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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hundert, zweihundert
     Meter? Oder mehr? Der Scharfschütze war der Referenzpunkt. Es mussten über dreihundert Meter gewesen sein. Als ich sie das
     nächste Mal sah, kamen sie näher. Wie lange hatten sie gestanden?
    »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte ich. »Vielleicht war ich nach zwei Minuten bei ihr, vielleicht war es mehr.«
    »Als Sie zu ihr kamen, war Emma bewusstlos?«
    »Ich glaube schon. Warum?«
    »Es gibt eine Faustregel für Komapatienten – je kürzer der Zeitraum zwischen Trauma und Koma, desto ernsthafter der Zustand.«
    »Das sind also schlechte Neuigkeiten.«
    »Ja, Lemmer, schlechte Neuigkeiten.«
     
    |181| Eleanor erlaubte mir nicht, Emma zu besuchen. Ich müsse bis morgen warten. Ihr Mann wollte mich sehen, bevor er heimging.
     Sie rief ihn an. Doktor Koos kam und küsste seine Frau auf die Stirn.
    »Ich weiß, was Sie denken, Kumpel«, sagte er zu mir. »Sie fragen sich, wie ein
ou
wie ich so ein attraktives Wesen zur Frau kriegt.«
    »Nein, Doc …«
    »Nennt er dich auch ›Doc‹?«, fragte er seine Frau.
    »Die ganze Zeit.«
    »Ich gebe ihm Spritzen, bis er aufhört.«
    »Danke, Schatz.«
    »Wir haben Namen. Sie heißt Eleanor, und ich bin Koos. Also, fragen Sie mich …«
    »Wie hat ein hässlicher
ou
wie Sie eine solche Frau abbekommen, Koos?«
    »Schon besser. Und die Antwort ist: Ich habe keine Ahnung. Wie fühlen Sie sich? Ihr Blick ist wenigstens nicht mehr ganz so
     wahnsinnig.«
    »Er hört mir zu, wenn ich rede. Deswegen habe ich ihn geheiratet«, sagte Eleanor.
    »Na, weil ich so gut küsse und so weiter.«
    »Jetzt komm mir nicht mit ›und so weiter‹. Wir haben einen Patienten hier.«
    »Okay, Mann, Sie müssen sich ganz schön übel fühlen.«
    »Ich werd’s überleben.«
    »Oh, ein harter Kerl? Funktioniert nicht bei den Frauen.«
    »Manchmal«, sagte Eleanor.
    »Aber nicht so gut wie ein perfekter Zungenkuss …«
    »Koos!«
    Er lächelte und zog eine Plastikschachtel mit Tabletten aus der Tasche seines weißen Kittels. Er stellte sie vor mir auf den
     Tisch. »Nehmen Sie zwei vor dem Schlafen. Und von Morgen an eine nach jeder Mahlzeit. Gegen die Schmerzen, und Sie können
     dann besser schlafen. Aber nicht mehr als drei pro Tag. Wenn Ihnen nichts mehr wehtut, werfen Sie den Rest weg.«
    |182| »Okay, Doc.«
    »Jetzt geht das schon wieder los. Er ist ein harter Knochen, aber kein kluger Kopf. Vielleicht weil er verliebt ist. Das bringt
     einen ganz schön durcheinander.«
    »Du glaubst, er ist verliebt?«
    »Definitiv.«
     
    »Du klingst schon besser«, sagte Jeanette Louw am Telefon. Ich konnte hören, dass sie eine Gauloise zwischen den Lippen hatte.
    »Sie haben mir irgendwas gespritzt. Ich habe sechs Stunden geschlafen.«
    »Ich weiß. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen etwas unternehmen. Du hättest dich hören sollen. Wie geht es ihr, Lemmer?«
    Ich berichtete es ihr.
    »Das klingt nicht gut.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Lemmer.«
    »Da bin ich nicht sicher.«
    »Hör auf mit dem Unsinn. Was hättest du machen sollen?«
    »Ich hätte die Bedrohung ernst nehmen sollen. Ich hätte ihr glauben sollen.«
    »Und was hättest du dann anders gemacht?«
    Ich wusste es nicht. Ich wollte nicht darüber nachdenken. »Ich brauche ein paar Sachen.«
    »Was?«
    »Zwei Leute. Einen Wagen. Geld. Und eine Schusswaffe.«
    Jeanette brauchte nicht lange, um zwei und zwei zusammenzuzählen. »Du willst sie finden.«
    »Ja.«
    Wieder eine Pause. Ich hörte, wie sie an ihrer Zigarette zog und den Rauch ausstieß, zweitausend Kilometer entfernt.
    »Reichen zehntausend?«

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    |183| TEIL 2
    |185| 23
    Ich erkannte die Polizisten an der Tür zur Intensivstation nicht. Die Jungs sahen aus, als wären sie noch feucht hinter den
     Ohren. Phatudis Idioten mussten die Tagschicht haben, aber diese beiden sahen nicht viel besser aus. Sie saßen da und starrten
     mich an, die Pistolen sicherheitshalber im Holster verstaut, bis ich vor ihnen stand. Einer der beiden erhob sich.
    »Kein Eintritt.« Seine Augen waren blutunterlaufen vom Schlafmangel.
    »Ich stehe auf der Liste.«
    »Wer sind Sie?«
    »Lemmer.«
    Er zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Brusttasche und öffnete es.
    »Martin Fitzroy?«
    Dieser blöde Phatudi. »Ja.«
    »Warten Sie.«
    Die Balaclavas hätten sie in etwa vier Sekunden ausgeschaltet.
    Ich wartete. Um Viertel nach sieben kam Dr. Eleanor Taljaard von Emmas Station. Sie sah müde aus. Ich fragte mich, wann sie
     zuletzt geschlafen hatte. Sie

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