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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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es einen Fleischer in der Stadt. Und ein Restaurant und ein Café … das Rooi Granaat.
     Du musst mal den Feigenlikör probieren, den Tannie Nita macht, Emma, besser als jeder Wein.
    Und dann ist da mein Garten … In Loxton ist das Wasser immer noch rationiert. Ich bin donnerstags um drei mit dem Bewässern
     dran. Wenn ich nicht da bin, kümmern sich Agatha oder Antjie Barnard darum. Im Garten steht ein alter Birnbaum. Ich habe ihn
     zurückgeschnitten, und jetzt trägt er gut. Ich habe am Rand des Grundstücks eine Hecke aus Salzmelde gepflanzt. Außerdem drei
     Pfirsichbäume und eine Aprikose. Agatha meinte, ich solle Feigen pflanzen, denn die passen am besten in die Karoo, und sie
     werde mir Marmelade kochen. Ich habe vier dicht vor der Küche gepflanzt. Ansonsten ist es nur Rasen mit ein paar Blumenbeeten.
    Ich mag die Gartenarbeit.«
    |191| Ich schaute auf die Uhr. Viertel vor acht morgens.
    Den ganzen Tag.
    Ich sah ihre Hand an. Das schlanke Gelenk, die Finger.
    »Emma, ich weiß nicht, was ich dir noch erzählen soll.«
    Draußen, hinter der Glasscheibe, ging eine Krankenschwester vorbei.
    »Ich möchte auch einen Kräutergarten anlegen. Und Gemüse pflanzen. Der Boden ist gut.
Oom
Wessel van der Walt hat Gemüsegärten auf seinen beiden Grundstücken, und die Grundstücke in Loxton sind groß, selten kleiner
     als tausend Quadratmeter.
Oom
Wessel hat die beiden Grundstücke vor langer Zeit gekauft. Als er sich zur Ruhe setzte, hat er auf einem gebaut. Eine Menge
     Leute in der Stadt sind in Rente, aber immer mehr und mehr von ihnen stammen aus Kapstadt oder Johannesburg. Um wegzukommen
     – von was auch immer. Sie kamen und eröffneten Hotels und ein Restaurant. Es gibt ein paar, die freiberuflich für Zeitschriften
     arbeiten, und einen Mann, der Websiten gestaltet. Ein paar Ferienhäuser.«
    Die Tür ging auf. Eine Krankenschwester kam herein, eine junge Schwarze. Sie lächelte mich an.
    »Guten Morgen«, sagte sie und trat an Emmas Bett.
    »Guten Morgen«, sagte ich.
    Sie las etwas ab und notierte es auf einem Blatt.
    »Machen Sie einfach weiter«, sagte sie. »Ich bin gleich fertig.«
    »Glauben Sie, Emma versteht, was ich sage?«
    »Nein.«
    »Glauben Sie, sie kann sich daran erinnern?«
    »Nein.« Dann setzte die Krankenschwester lächelnd hinzu: »Wenn Sie also etwas Wichtiges sagen wollen, müssen Sie warten, bis
     sie aufwacht.«
    Ich fragte mich, was Doktor Koos seinen Mitarbeitern erzählt hatte.
    »Kann ich eine Zeitschrift kaufen gehen? Um ihr vorzulesen.«
    »Das können Sie … aber wissen Sie, welche Sie wollen?«
    |192| »Nein, ich kaufe einfach eine Frauenzeitschrift.«
    »Aber welche?«
    »Eine auf Afrikaans.«
    »Aber welche auf Afrikaans?«
    »Ist das denn wichtig?«
    Die Schwarze schaute mich streng an. »Natürlich ist das wichtig.«
    »Warum?«
    »Was für eine Schande«, sagte sie. »Sie kennen sich nicht mit Frauen aus, was?«

|193| 24
    »Wenn ich dir erzähle, warum ich nach Loxton gezogen bin, muss ich dir die ganze Geschichte schildern. Von Anfang an.«
    Wenn Emma aufwacht und Phatudi mit ihr redet, erfährt sie sowieso, wer ich wirklich bin.
    Sie versteht mich nicht und wird sich auch nicht daran erinnern.
    Sag’s ihr.
    »Emma, ich war im Gefängnis.«
    Sie lag bloß da.
    »Ich war vier Jahre im Gefängnis.«
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und schloss die Augen.
    »Als ich herauskam, wollte ich nicht in der Großstadt bleiben. Die Großstadt hat sich in einen Ort verwandelt, der das Schlimmste
     in uns hervorbringt. Ich will mich nicht herausreden. Ich hatte die Wahl und habe mich falsch entschieden. Aber man muss seine
     Schwächen erkennen und sich vor ihnen schützen. Ich habe mich auf die Suche nach einem Ort gemacht, der mich schützt. Ich
     bin einfach gefahren. Ich nahm die kleinen Straßen, vom Kap nach Ceres. Dann nach Sutherland, Merweville, Fraserburg und Loxton.
    Wusstest du, dass es Bergpässe in der Karoo gibt? Wusstest du, dass es Stellen gibt, an denen man anhalten, aussteigen und
     hundert Kilometer weit sehen kann? Es gibt in der Karoo Kieswege, die durch Flüsse führen, die das ganze Jahr Wasser führen.
    Ich habe das nicht gewusst.
    In Loxton tankte ich am Co-op, und
Oom
Joe van Wyk kam und redete mit mir. Die Tanksäulen im Co-op stehen hinten, man muss durch das Tor fahren. Ich stieg aus, um
     mir die |194| Beine zu vertreten, und er kam zu mir. Streckte die Hand aus und sagte, er sei Joe van Wyk, und er fragte mich, wie viele
     Kilometer

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