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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Schober packte Robert am Kinn. »Sag schon, woher hast du die Verletzung?«
    »Das sollten Sie und die anderen Arschlöcher hier doch wohl am besten wissen«, fauchte Robert. Elke bewunderte seinen Mut, doch Schober ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Noch so eine Bemerkung, Bub, und du erlebst, wie es ist, wenn ich richtig wütend werde.«
    »Nur zu!«, ächzte Robert unbeeindruckt. »Sie haben doch eh vor, uns heute alle umzubringen. Habe ich recht? Alle sechzehn Jahre schlachten Sie hier in Perchtal Kinder ab. Und wahrscheinlich empfinden Sie auch noch ein perverses Vergnügen dabei?« Schober legte seine Hand auf den Verband und drückte zu. Robert schrie vor Schmerzen auf.
    »Na, beantwortest du mir meine Frage jetzt?«
    »Gestern Nacht!«, schrie Robert verzweifelt. »Es war gestern Nacht. Im Wald … Dort hat jemand auf mich geschossen!«
    »Lassen Sie ihn! Was sind Sie nur für ein Mensch?«
    Schober ignorierte Miriams Flehen und stieß Robert unsanft in den Schnee. Zornig sah er Joachim Krapf an. »Warst du das?«
    »Hast du sie noch alle?«, fluchte der Mann. »Denkst du, ich setzte unsere einzige Hoffnung aufs Spiel, indem ich den Kleinen vorher abknalle? Frag doch die anderen. Vielleicht war ja einer von denen so verrückt, sich ausgerechnet in der Raunacht nach draußen zu trauen?« Misstrauisch blickte er Eichelhuber und Elkes Vater an. Doch auch die schüttelten den Kopf.
    »Aber irgendjemand hat den Jungen verletzt«, zürnte Schober.
    »Ich war das jedenfalls nicht.« Der Zugführer der freiwilligen Feuerwehr kniete sich vor Robert nieder. »Hast du mir heute morgen diese Nachricht unter der Tür durchgeschoben?«
    »Nein.« In Roberts Blick glitzerten nun doch Tränen. »Das war mein Kumpel Andy.«
    »Ihr wart letzte Nacht hier im Wald?« Ungläubig starrte Krapf ihn an. »Was habt ihr hier zu suchen gehabt? Wart ihr etwa dabei, als dieses Ding Strobel aufgespießt hat?« Robert verengte seine Augen und schwieg. Krapf schnaubte abfällig. »Egal. Dein Schweigen wird dich auch nicht retten.«
    »Mir ist nicht wohl dabei, dass der Meyenberger Sohn noch frei herumläuft«, meinte Frau Hoeflinger. Sie zog sich ihren Schal fester um den Hals. »Sie waren damals zu fünft, und sie sollten auch heute zu fünft sein.« Sie sah in die Runde. »Schließlich wisst ihr selbst, dass das vermutlich der Grund war, warum die Sache damals schiefging.«
    »Sie ist nicht schiefgegangen«, herrschte sie Niklas’ Vater an. »Das alles haben wir doch zur Genüge diskutiert. Alles was passiert ist, ist, dass die Fünf damals verschwunden sind. Gemeinsam mit dem alten Strobel. Doch zuvor müssen sie Erfolg gehabt haben, sonst hätte der ganze Ort das zu spüren bekommen.«
    »Wieso bist du dir da nur so verdammt sicher?«, meinte Schober. »Du solltest wissen, dass du mit deiner Meinung ziemlich allein dastehst.«
    »Und wieso haben wir dann den Körper dieser Anna Bierbichler in einem so gut erhaltenen Zustand gefunden?«, zeigte sich Niklas’ Vater störrisch. »Hätte dieser Kinderfresser sie nicht völlig zerfleischen müssen, wenn das Ritual schief gegangen wäre?« Elke sah den Mann erschrocken an.
    »Schon mal daran gedacht, dass vielleicht nicht wir die Tote, sondern die Tote uns gefunden hat?«, versuchte es Schober noch einmal.
    »Unsinn!« Eichelhuber deutete auf Elke und Miriam. »Die Seele des Mädchens steckt in einer von denen da.«
    »Du wirst langsam ebenso arrogant wie Strobel!« Der Bürgermeister schien kurz vor einem Wutausbruch zu stehen. »Fängst du jetzt ebenfalls an, die Kräfte hier im Tal zu unterschätzen? Wo sind denn die anderen Leichen? Wo kam die Tote her? Warum war sie so gut erhalten? Sag schon!« Niklas’ Vater schwieg. »Siehst du, du weißt es nicht. Keiner von uns weiß das. Nur eines ist gewiss: Der alte Bann ist brüchig geworden. Der Schneesturm letzte Nacht lässt keinen anderen Schluss zu!«
    »So etwas ist auch schon in der Vergangenheit passiert«, antwortete Eichelhuber patzig.
    »Ja, aber nur, wenn dieses Etwas Unterstützung von außerhalb bekam«, giftete Schober zurück. Lauernd trat er vor ihn. »Und ich will nicht hoffen, dass wir ebenfalls einen Verräter in unseren Reihen haben?«
    »Was, zum Teufel, willst du damit andeuten?«, brüllte ihn Niklas’ Vater an.
    »Verdammt, beruhigt euch!« Frau Hoeflinger trat zwischen die Männer und schob sie energisch auseinander. »Wenn ihr so weitermacht, dann beschwört ihr eine Katastrophe herauf.«
    »Trotzdem, ich

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