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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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nicht«, fuhr Schober fort. »Der alte Strobel war immerhin unser geistiger Führer, und wir waren ihm zu Gehorsam verpflichtet. Möglicherweise hat er den Ritus eigenmächtig abgeändert. Vielleicht wollte er etwas Neues probieren? Möglich ist auch, dass ihr euch damals gegen ihn aufgelehnt habt. Der Gute war immerhin schon recht alt. Irgendetwas ist 1978 jedenfalls schiefgelaufen. Der Bann über das Grauen hier im Tal wurde nicht vollständig vollzogen.« Schober warf Elkes Vater einen scheelen Blick zu, bevor er weitersprach. »Sicher könnt ihr euch vorstellen, zu welchem Unbehagen es bei manchen eurer Eltern führte, als sich über die folgenden Jahre abzeichnete, dass ihr allesamt wiedergeboren wurdet. Von solch einem Ereignis künden lediglich die ältesten unserer Überlieferungen. Hinzu kam, dass die meisten eurer Eltern unwissend waren. Viele von ihnen sind nicht damit fertig geworden. Natürlich gab es auch noch einige andere im Ort, denen die verblüffende Ähnlichkeit zu euren Geschwistern auffiel. Diese haben wir entweder aus Perchtal fortgelockt, bevor uns ihre Aufmerksamkeit gefährlich werden konnte, oder wir haben sie ganz zum Schweigen gebracht.« Schober lächelte kalt. »Wir anderen, die über euer Verschwinden nicht minder beunruhigt waren, ahnten hingegen sofort, dass eure Wiedergeburt ein Zeichen war. Ein Zeichen jener Macht, die unsere keltischen Vorfahren Perchta nannten. In den alten Legenden heißt es nicht ohne Grund, dass sie den Kessel der Wiedergeburt hütet. Versteht ihr jetzt?«
    »Perchta?«, mischte sich Elkes Vater in das Gespräch ein. »Wer soll das sein? Hochwürden sprach immer von Worbeth, einer der Jungfrauen aus dem Gefolge der heiligen Ursula.«
    Elke sah zu ihrem Vater auf. Sie waren allesamt verrückt. Schober verdrehte genervt die Augen und wandte sich dann lächelnd zu ihm um. »Josef, was hältst du davon, wenn du Traudl schon mal dabei hilfst, das heilige Ritual vorzubereiten?« Er winkte mit dem Kopf die Hoeflinger heran, die unmerklich nickte und Josef Bierbichler am Arm fasste. Sie nahm ihn mit, um Seile und Fackeln aus einem der Autos zu holen.
    Schober musterte nun wieder Elke und ihre Freunde. »Ich denke, jetzt können wir etwas offener sprechen«, sprach er mit gefährlichem Unterton. »Verzeiht eurem Vater. Er war einer von denen, die ganz besonders argwöhnisch wurden, als sich eure wahre Natur offenbarte. Strobel hat ihn daher auf unsere Seite gezogen, allerdings ganz im Rahmen des christlichen Glaubens. Für alles andere wäre er sicher nicht offen gewesen. Die wahren Dimensionen dessen, was hier geschieht, überblickt er nicht. Für ihn seid ihr Boten des christlichen Gottes, die heute zu ihm zurückkehren sollen.«
    »Sie haben ihn benutzt!«, zischte Miriam erbost, und auch Elke starrte ihn bleich an.
    »Wäre es euch lieber gewesen, wir hätten ihn aus dem Weg geräumt? Und eure Mutter gleich mit?«
    »Sie sind doch alle völlig durchgeknallt!«, brüllte Robert. »Leben sie in der Steinzeit? Denkt ihre Sekte auch, dass die Erde eine Scheibe ist? Sie können doch nicht allen Ernstes an alte Keltengötter glauben?«
    »Und ihr glaubt allen Ernstes an einen Gottessohn, der durch Jungfernzeugung geboren wurde?«, höhnte der Mann. »Seid nicht so arrogant. Besser, ihr macht euch klar, wie töricht es ist, dem Irrglauben zu verfallen, dass unsere Vorfahren dümmer gewesen sind als wir. Und das nur, weil sie nicht über unsere heutigen technischen Errungenschaften verfügten.« Er lächelte überheblich. »Ja, wir Wächter bewahren den alten Glauben. Jede Religion besitzt ihre Wahrheiten. Auch die unserer Vorfahren. Als damals das Christentum seinen Siegeszug antrat, taten unsere Vorfahren das einzig Richtige. Sie retteten ihre Wahrheiten hinüber in das neue Glaubensgebäude, damit es überleben konnte. Viele von uns ließen sich sogar als Priester weihen. Sie taten es, damit wir unserer vornehmen Pflicht als Wächter weiter gerecht werden konnten. Und eine dieser Wahrheiten ist nun einmal, dass hier im Tal etwas lauert, das unsere Kinder frisst, wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten. Nennt diese Macht Gott, Dämon oder Teufel. Wir nennen ihn den rauen Knecht. Er ist alt und böse und uns Menschen überlegen. Frau Perchta hat unseren Vorfahren einst einen Weg gewiesen, dieses Scheusal in seine Schranken zu weisen. Vielleicht fallt es euch einfacher, das alles zu akzeptieren, wenn ihr sie als Sinnbild jener Kraft seht, die uns beschützt, so wie uns der

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