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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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raue Knecht bedroht.« Er berührte Elkes Kinn und sie versteifte sich. »Ihr selbst seid der lebende Beweis dafür. Das Fleisch gewordene Zeichen Perchtas. Oder wollt ihr eure eigene Existenz abstreiten?« Die Jugendlichen schwiegen und Schober nickte zufrieden. »Spätestens seit letzter Nacht wissen wir mit Sicherheit, dass der Kinderfresser zu entkommen versucht. Mit eurer Hilfe werden wir ihn aufhalten.«
    »Bist du langsam fertig?«, schnaubte Niklas’ Vater ungehalten.
    »Ja, bin ich.«
    Die Erwachsenen packten sie und zerrten sie vom Forstweg, hinein in den dichten Wald. Elke und Miriam weinten, doch Robert sträubte sich, wurde aber von Krapf unerbittlich vorangetrieben. »Und was, wenn Sie einen Fehler machen?«, schrie Niklas plötzlich los und zerrte an seinen Fesseln. »Ich hab Sie in der Kirche gehört. Das alles sind doch bloß Vermutungen. Ohne Strobel, Ihren Oberdruiden, wissen Sie alle doch rein gar nichts.«
    »Himmel, bring deinen Sohn endlich zum Schweigen«, fluchte Joachim Krapf.
    »Bitte, lasst uns frei. Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben!«
    »Halt endlich den Mund!«
    Elke hörte, wie Niklas von seinem Vater mit einem kräftigen Schlag ins Gesicht bestraft wurde. Dann zerrte er ihn weiter mit sich durchs Unterholz. Elke weinte und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Wie passte der in Blut verfasste Schwur ihrer Alter Egos zu dem Ganzen? Freunde für immer. Freunde bis in den Tod … Hatten sie vielleicht geglaubt, das Unvermeidliche gemeinsam abwenden zu können? Hatte der alte Strobel sie vielleicht doch in alles eingeweiht?
    Unvermittelt lichteten sich die vielen Baumstämme und gaben den Blick auf eine verschneite Lichtung frei, auf der sich im Taschenlampenlicht drei hohe Monolithe abzeichneten, die leicht schräg aus dem Waldboden ragten. Elke glaubte zu erkennen, dass die Felsen vage menschliche Konturen besaßen. Waren das Statuen? Doch ehrlich gesagt interessierte sie das nicht. Sie hatte inzwischen jede Hoffnung verloren. Am ganzen Leib zitternd, versuchte sie sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass sie und ihre Freunde sterben würden. Das alles war so unwirklich. Und wenn an dem, was die Erwachsenen ihnen gesagt hatten, auch nur ein Funken Wahrheit war, dann war sie allein schuld am Schicksal ihrer Freunde.
    Ihre Peiniger schoben sie auf die großen Felsen zu und die Hoeflinger reichte den Männern die Stricke, mit denen sie Elke und die anderen an die Felsblöcke banden. Ihr eigener Vater half dabei, sie an der mittleren und größten der Statuen festzuzurren. Miriam fesselten sie rechts von ihr, Robert und Niklas banden sie an der Statue zu ihrer Linken fest. Traudl Hoeflinger sah sich besorgt um. »Ich hoffe, dieser Ort wird unserem Vorhaben gerecht?«
    »Er ist der beste, den wir kennen«, antwortete Niklas’ Vater bissig.
    »Seht ihr?!«, greinte Niklas abermals los. »Selbst das wisst ihr nicht. Ohne Strobel seid ihr aufgeschmissen. Bitte! Papa, ich bin doch dein Sohn!«
    Eichelhuber packte ihn am Hals und sah ihn zornig an. »Ich hatte einen Sohn. Bis 1978. Doch den gibt es nicht mehr. Du bist nur deswegen wiedergeboren worden, damit du deinen Fehler von damals wieder gutmachen kannst. Also enttäusche mich nicht.«
    »Aber Niklas hat recht«, rief Robert verzweifelt. »Wieso wollen Sie uns töten, wenn sie nicht wissen, ob das überhaupt etwas nützt?«
    »Dann sorgt dafür, dass es nützt, Bub.« Schober baute sich gebieterisch vor ihm auf. »Sterben werdet ihr heute Nacht in jedem Fall. Schon vergessen? Wir haben keine andere Wahl. Perchta allein vermag den Kinderfresser aufzuhalten. Doch verlangt sie dafür selbst ein Opfer. Also erweist euch als würdig. Ihr selbst habt es in der Hand, dass es nicht auch die anderen Kinder in Perchtal trifft.«
    »Sie alle sind verrückt!«, keuchte Miriam. »Vollkommen verrückt!«
    »Habt keine Angst, Kinder.« Schober zückte ein scharfes Messer. »Wir sind ja keine Unmenschen. Ihr werdet kaum etwas spüren. Wir werden euch hier, an diesem alten heiligen Ort, die Pulsadern auftrennen. Und mit jedem Spritzer Lebenssaft, der den Boden benetzt, wird euch die Müdigkeit etwas mehr übermannen. Ihr werdet einen sanften Übergang erleben.«
    »Sanft, du verdammter Scheißkerl!?« Robert wand sich brüllend in seinen Fesseln. »Schlitz dir doch selbst die Adern auf! Ihr seid alle wahnsinnig!«
    »Hör auf, Bub. Das bringt doch nichts.« Bürgermeister Schober beachtete ihn nicht weiter, sondern trat zu Elkes Vater

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