Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
Vom Netzwerk:
den Feinschliff, aber das war nicht mehr so schlimm. Die Hauptsache war, dass er eine Goldader gefunden hatte.
    Er klappte den Block zu, ging in die Mitte der Veranda, ließ sich vom Regen durchweichen und drehte das Gesicht zum Himmel. Der Rhythmus hallte noch in ihm wider.
    »Sir?«
    Fawkes zuckte zusammen. »Guter Gott! Was machst du hier? Wie spät ist es, Andrew ?«
    »Kurz vor acht.« Andrew, in Sakko mit Krawatte, stand in der Verandatür. »Tut mir leid. Ich habe geklingelt, aber Sie haben nicht reagiert.«
    »Das heißt, dass niemand zu Hause ist.«
    »Aber Sie sind da.«
    »Nein, das bin ich nicht!«
    »Ich habe den Namen herausgefunden«, erzählte Andrew voller Eifer. »Von … Sie wissen schon …«
    »Ah.« Fawkes versuchte, sich möglichst gleichgültig zu geben, und blieb auf der Veranda stehen, als ob ihn der Regen nicht stören würde. »Judy hat dir geholfen. Sehr gut. Die allmächtige Kahn kennt ihre Archive, stimmt’s?«
    »Soll ich … zu Ihnen rauskommen?«
    »Nein.« Fawkes schob sich an Andrew vorbei und schnappte sich das Handtuch, das in der Küche über einem Stuhl hing, um sich abzutrocknen.
    »Was haben Sie da draußen gemacht?«, wollte Andrew wissen.
    »Mit den Göttern kommuniziert.«
    »Wie geht es den Göttern?«
    »Sie sind wieder da.« Fawkes führte ihn ins Wohnzimmer, ließ sich aufs Sofa fallen und steckte sich eine Zigarette an. »Zum großen Teil dank dir, Andrew.«
    »Wirklich?«
    »Mm. Allmählich verstehe ich: Das Stückeschreiben gewinnt Energie von den Schauspielern. Einen Byron zu haben … und du bist ihm sehr, sehr ähnlich, das weißt du doch, oder? Nun, das ist verdammt inspirierend.«
    Fawkes grinste. Andrew merkte, wie sehr sich Fawkesanstrengte, ihm zu zeigen, dass er scherzte, doch gerade das deutete darauf hin, dass er die Wahrheit sagte.
    »Das ist gut«, erwiderte Andrew.
    »Also, was hast du von Judith erfahren? Brauche ich einen Drink, um die Neuigkeiten zu verkraften?« Fawkes stand auf und ging in die Küche, wo er eine halbvolle blaue Ginflasche liebevoll zwischen den Händen drehte.
    »Piers«, sagte Andrew, »es ist noch nicht mal neun Uhr morgens.«
    Fawkes verzog das Gesicht. »Das war natürlich ein Witz.« Er brauchte einen Moment, um sich von der Flasche zu trennen. »Was hast du herausgefunden?«
    Andrew warf einen Blick auf den Zettel, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. »Der Junge war der Einzige, der im Lot wohnte und in The White Devil mitgespielt hat. Sein Name lautet John Harness. Er hat die Schule 1807 verlassen. Demnach muss das Stück …«
    Fawkes fuhr zusammen. Seine Hand zuckte so sehr, dass er die Ginflasche auf den Boden fegte.
    Er fluchte, sank auf ein Knie und fing an, die Scherben einzusammeln. Andrew sprang auf und steuerte ein feuchtes Küchentuch bei, um den Schnaps aufzuwischen.
    »Hast du gerade John Harness gesagt?«, rief Fawkes aus. »John Harness?«
    »Ja. Wissen Sie, wer er ist?«
    »Bist du sicher, dass das sein Name ist? Hat das Judy bestätigt?« Die Glasscherben flogen in den Abfalleimer.
    »Ja, sie hat mir geholfen, ihn zu finden.«
    »Weiß sie etwas über ihn?« Fawkes stand vor Andrew und sah zu, wie er den Boden saubermachte.
    »Ob sie etwas weiß?« Andrew sah zu Fawkes auf. Er war ein wenig blass geworden. »Sie … sie sagte, dass er einStipendiat war.« Andrew richtete sich auf und schüttelte die Glasscherben aus dem Tuch in den Mülleimer. »Er stammte aus der Gegend, seine Familie war arm. Die anderen Schüler hackten auf den Stipendiaten herum.«
    »Ja, das stimmt. Aber dieser spezielle Stipendiat wurde von einem älteren Jungen, der für seinen Jähzorn bekannt war, verteidigt. Falls dich irgendjemand schikaniert, sag es mir, und ich verprügle ihn, wenn ich kann. «
    Andrew stutzte. »Das hat sie mir nicht erzählt. Aber sie meinte, Harness könnte Byron gekannt haben. Sie waren zur selben Zeit hier.«
    »Zur selben Zeit?«, spottete Fawkes. Dann betrachtete er durch das Küchenfenster den weißgrauen Morgen.
    »Äh … Mr. Fawkes? Piers?«
    Fawkes spürte, dass ihm die Gänsehaut wie pelzige Spinnen den Rücken hinaufkroch. »Ob das die Existenz deines Geistes beweist oder nicht, kann ich nicht sagen, Andrew«, murmelte er. »Aber es ist ausgesprochen seltsam.« Fawkes wandte den Blick nicht vom Fenster ab.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Andrew.
    Fawkes setzte sich in Bewegung. »Komm mit.« Er ging voran ins Wohnzimmer, riss die Schreibtischschubladen auf und stieß sie fluchend wieder

Weitere Kostenlose Bücher