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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Die Jungs, schlank und schön – auch wenn sie das bei dem vielen Alkohol nicht verdient haben, aber so ist es eben, wenn man zwanzig ist. Was gibt es Schöneres als einen verstohlenen Kuss auf eine sonnenverbrannte Wange nach einem Tag im Freien?«
    Sie verstummte.
    Nach einer Weile sagte sie sarkastisch, nachdem sie Andrews erstaunten Blick gesehen hatte: »Du willst sicher wissen, ob ich aus Erfahrung spreche. Selbstverständlich. Ich war nicht immer … so alt wie heute.«
    Er wartete; sie lächelte geheimnisvoll, gab jedoch nicht mehr preis.
    »Ich habe Schwierigkeiten, dies alles mit dem, was ich von Harness gesehen habe, in Einklang zu bringen«, gestand Andrew schließlich. »Sein Gesicht drückte … pure Wut aus. Nichts Freundliches. Nichts von dem, was hier beschrieben wird.«
    »Dann haben wir ein Teil des Puzzles übersehen. Du musst in die Wren Library gehen und in Erfahrung bringen, was in den Briefen steht, die du gefunden hast. Ich werde eine Mail an meine Freundin schicken. Du wirst Trinity zu Gesicht bekommen, Andrew. Aber nimm dich in Acht. Du weißt jetzt, was dort vorgefallen ist. Wie sehr sich Byron und Harness ineinander verliebt haben. Ernsthaft verliebt.« Sie deutete auf das Buch mit den Briefen. »Je kostbarer der Schatz, umso grimmiger der Drache, der ihn bewacht.«

14

Londoner Liebelei
    »Halt!«
    James Honey saß auf einem der kleinen Holzstühle in der ersten Reihe im Speech Room, hatte eine dicke Wolldecke über die Knie gelegt und hielt das Skript auf dem Schoß. Er folgte dem Text mit der Spitze eines Stifts und starrte Andrew über seine Lesebrille hinweg an. »Ich verstehe kein Wort, Andrew«, stöhnte er. »Nicht ein einziges.«
    Der Inspizient flüsterte etwas in Honeys Ohr.
    »Einen Moment, bitte«, rief der Regisseur.
    Rebecca stellte sich auf der Bühne an Andrews Seite. »Hast du deine Kussszene mit Persephone schon geprobt?« Sie trug wieder einen kurzen Rock, glänzenden rosa Lippenstift und ein Samttop, das an die Gefolgsmänner von Robin Hood erinnerte. Ihr Tonfall war zweideutig und triefte vor Gift.
    »Du meinst, die aus dem Stück?«
    »Oh, gibt es bei euch noch andere Kussszenen?«
    Andrew öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Er wurde knallrot.
    Rebecca grinste. »Ich kann nur eines sagen: Sei vorsichtig. Wenn Sir Alan dahinterkommt, gibt es Mord und Totschlag. Du weißt, dass ein römisches Schwert über seinem Kamin hängt?«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Komisch«, plapperte Rebecca weiter. »Ich dachte, sie ist noch mit Simon zusammen.«
    Andrew drehte sich zu ihr – zu schnell. Er sah, wie sich wieder ein Lächeln auf Rebeccas Gesicht schlich.
    »Sie war so lange mit ihm zusammen.« Rebecca ließ nicht locker.
    »Ja?«, sagte er mit erzwungenem Gleichmut.
    »O ja. Sie war verrückt nach ihm.«
    Andrews Herz wurde schwer.
    »Sie haben eine Menge durchgemacht. Vielleicht ist ihre Beziehung letztendlich daran zerbrochen.«
    Er konnte das nicht länger ertragen. »Was soll das heißen, sie haben eine Menge durchgemacht … «
    »Gut, es geht weiter«, schrie Honey. »Noch mal von Anfang an.«
    »Lass dich von dem, was ich gesagt habe, nicht ablenken«, wisperte Rebecca.
    »Sag mir nur, was du gemeint hast …«
    »Sobald ihr fertig seid« , herrschte Honey sie an.
    Andrew leierte seinen Text ohne jedes Gefühl herunter. Honey unterbrach immer wieder, um ihn zu korrigieren, irgendwann sprang der Regisseur auf die Bühne und ahmte Andrews schlaffe Haltung nach. Rebecca bedachte ihren Schauspielerkollegen mit einem Augenaufschlag und einem mitfühlenden Lächeln. Am Ende umarmte sie ihn. Gib dir das nächste Mal mehr Mühe, sagte sie und hüllte ihn in eine Duftwolke.
    Als Andrew wenig später nach einer mentalen Reise durch das Land Eifersucht die U-Bahnstation erreichte, war er verschwitzt und erschöpft. Persephone hatte ihn getäuscht. Die ganze Zeit war sie mit einem aalglatten, reichen, großgewachsenen, weltgewandten englischen Aristokraten liiert gewesen; bestimmt blond, mit kräftigem Kinn; sportlichund mit einem eigenen Auto . Andrew hingegen hatte sie im Verborgenen gehalten. Ein Seitensprung, während Simon – Simon, Simon, natürlich war er ein Simon – das tat, was ein Simon eben so tut. Ausgrabungen in Ägypten. Oder ein Wirtschaftsstudium in Singapur. Andrew ließ die Ereignisse der letzten Tage noch einmal vor seinem geistigen Auge entstehen und verwünschte alle: die Vorbereitungen auf das Wochenende – die Erlaubnis

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