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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Er rieb. Aber das alles dauerte zu lang. Die innere Stimme quälte ihn. Leg los . Er versuchte, in sie zu dringen. Aber es ging nicht. Sie nahm ihn in die Hand, doch das war noch schlimmer – jetzt merkte sie, dass er nicht richtig hart war. Mit einem Mal brach ihm der Schweiß aus allen Poren. Ihm war heiß, er stand unter Druck. Er zog sich zurück.
    »Alles in Ordnung, Andrew ?«
    »Nicht wirklich. Ich hab zu viel getrunken.«
    Sie lehnten nebeneinander am Sofa. Auf einmal war ihre Nacktheit ganz normal – zu normal. Sie hatte Speckröllchen am Bauch, er eingewachsene Haare am Schenkel. Es war, als wären sie an der richtigen Ausfahrt auf dem Highway vorbeigerast und jetzt unterwegs zu  – zu was? Vielleicht zu einem reizlosen Nichts. Zwei nackte Körper, die sich gegenseitig langweilten. Andrew hatte dieses Haus nie zuvor betreten, und jetzt saß er schon nach zwanzig Minuten splitternackt und verzweifelt im Wohnzimmer auf dem Boden. Er legte den Kopf zurück und stöhnte.
    »Willst du, dass ich mich auf dich setze?«, fragte sie.
    »Ich möchte nur ein Glas Wasser.«
    »Ich habe dir Angst gemacht mit alldem …!«
    »Nein, nein«, widersprach er. »Kann ich etwas Wasser haben?«
    »Wenn du dich dann besser fühlst«, erwiderte sie, ohne Anstalten zu machen, ihm ein Glas zu holen. »Ich kann keinen Orgasmus haben.«
    »Du kannst nicht?«
    »Ich kann nicht. Ich bekomme keinen.« Sie beobachtete seinen Gesichtsausdruck, um sich zu vergewissern, dass sie nicht zu weit gegangen war und ihn komplett verschreckt hatte.
    »Im Ernst?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Wir sind vielleicht ein Pärchen«, sagte er.
    Um ihn aufzuheitern, führte Persephone ihren Gast in einen cooleren Stadtbezirk mit lässigen Lederjackentypenund in eine Boutique, wo sie ihm – mit Sir Alans Kreditkarte diesmal – gut sitzende Jeans, ein Vintage-Hemd und eine Jacke kaufte; dann zog sie ihn in einen Friseursalon. Wieso muss ich mir die Haare schneiden lassen?, protestierte er. Die Friseurin, Charlie, hatte platinblondes Haar und unzählige Ohrringe.
    »Es wird Zeit, den Led-Zeppelin-Look loszuwerden«, sagte Persephone zu Charlie. Nach einer halben Stunde schaute Andrew in den Spiegel.
    »Jetzt sehe ich aus wie ein Chorknabe«, erklärte er.
    Zu seiner Überraschung hüpfte Persephone auf den Stuhl neben ihm. »Ich will genau dieselbe Frisur.« Er sah zu, wie sich ihre Locken mit seinen Strähnen auf dem Boden mischten, bevor ein Lehrling mit Dreadlocks kam und sie wegfegte.
    »Zeit für deine Überraschung«, verkündete Persephone, als sie den Salon verließen.
    »Hast du deshalb diese SMS geschrieben?«, wollte er wissen. Persephone hatte eifrig in ihr Handy getippt, während er den neuen Haarschnitt verpasst bekommen hatte. »Vielleicht«, antwortete sie geheimnisvoll.
    Sie führte ihn einen gewundenen Weg entlang durch ein dunkel werdendes Geschäftsviertel, in dem es eine Reihe von orientalischen Restaurants mit Wasserpfeifen in den Fenstern und Neonbeleuchtung gab. Männer saßen zu zweit zusammen und rauchten. Persephone ging voran in eines dieser Lokale, steuerte die Hocker an der Bar an, von wo aus man einen direkten Blick in die Küche hatte, und forderte Andrew auf, dem besten Hühnchenmetzger von London zuzusehen. Sie beobachteten, wie er mehrere Dutzend Vögel zerlegte, die Flügel mit einem einzigen Hiebabhackte. Seine Hände glänzten, nachdem er die Innereien aus den Hühnchen geholt hatte. Sie bestellten verschiedene Vorspeisen. Andrew schob sich das Essen in den Mund. Dicke scharfe Sauce, teigige Tahini, warmes Pita – es fühlte sich an, als wäre dies die erste Mahlzeit seit Monaten. Sein Schädel summte, und ihm lief die Nase von den scharfen Gewürzen.
    Eine Stimme hinter ihnen ertönte. »Persephone?«
    Eine üppige Rothaarige mit Sommersprossen in schwarzem Cocktailkleid umarmte Persephone, die sie als Agatha vorstellte. Agatha umarmte auch Andrew und küsste ihn auf beide Wangen. Dann sah sie von ihm zu Persephone, verzog das Gesicht und johlte: Ihr seid nicht Freund und Freundin, ihr seid Zwillinge! Persephone strahlte. Agathas Begleiter stand hinter ihr – ein großgewachsener Inder in dunklem Anzug – Vivek. Er hatte eine Plastiktüte in der Hand. Agatha sei, erklärte Persephone, im ersten Jahr in Cambridge und ihre beste Freundin seit Kindertagen. Sie hatten ihre Sommerferien gemeinsam in Griechenland verbracht. (Mittlerweile beeindruckten Andrew diese Anspielungen auf ein privilegiertes Leben

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