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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vom Dienst). Das ging in Ordnung, denn sie hatten
Erlaubnis eingeholt für verlängerten Ausgang.
    Im ADLERNEST, in ihrer Zweier-Bude,
kochte die Heizung. Klößchen fand das toll, aber Tim riß die Fenster auf; und
die Heizung wurde auf schlappe 18 Grad runtergeschaltet.
    „Kühl schlafen ist gesünder“, meinte
der TKKG-Häuptling.
    „Dann brauche ich noch Brennstoff“,
erwiderte Klößchen und knackte eine Schoko-Tafel.
    „Mann, du hattest drei Stück Eisbombe.“
    „Na und? August der Starke hat drei
ganze Eisbomben verdrückt.“
    Tim ging in den Waschsaal zum
Zähneputzen. Klößchen ließ sich Zeit — und war bereits eingeschlafen, als der
TKKG-Häuptling zurückkam.
    Tim dachte an das, was Streiwitz
erzählt hatte. Schlimm, sehr schlimm! Und immer das gleiche überall auf der
Welt: Kleine Gruppen von skrupellosen Typen, die die sogenannte Macht haben,
unterdrücken ihre Mitmenschen, plündern und beuten sie aus. Und immer stützt
sich die Macht auf Gewalt. Das heißt auf das Militär oder auf bewaffnete
Geheimdienste.
    Ein glücklicher Zufall, dachte Tim,
wenn man — wie meine Freunde und ich — in einem Land geboren wird und leben
darf, wo die Macht kontrolliert wird. Durch die Demokratie. Durch die Presse.
Und durch Bürgerinitiativen (öffentliche Aktionen). Klar! Wir würden uns
wehren. Hoffentlich!
    Mit dem Gedanken schlief er ein.
     
    *
     
    Der Samstagmorgen war mild.
    Tim merkte es am fröhlichen Zwitschern
der Singvögel, die ihn beim Frühsport beobachteten: bei einigen Runden auf dem
Sportplatz. Anschließend standen Karate-Katas auf dem Programm. Dabei
schimpften die Sperlinge und sträubten das Gefieder. Offenbar hatten sie das
Wesen der Übungen verstanden.
    Auch Klößchen war früh auf und saß
schon beim Frühstück.
    Tim trank nur seinen Tee, hatte keinen
Hunger. Das späte Abendessen hielt vor.
    Während Klößchen die vierte
Buttersemmel in Angriff nahm, schlappte Tim zur Telefonzelle „Besenkammer“.
    Er rief das Krankenhaus an, in das man
Malwine Schwarzhaupt gebracht hatte. Mit ihr konnte er zwar nicht reden — in
dem Zimmer sei kein Telefon aber mit einer netten Schwester namens Drinwinpinmini
— jedenfalls klang der Name so. Offenbar war die junge Dame nicht von hier,
sondern aus dem Fernen Osten, sprach aber verständliches Deutsch und
versicherte Tim, Malwine Schwarzhaupt sei fast wieder gesund.
    Er trug Grüße auf.
    Dann holten er und Klößchen die
Stahlrosse. Ab zur Stadt. Auf der Zubringerstraße wurden sie überholt von den
volljährigen Schülern, die zum Teil Porsche fuhren oder schwere Motorräder.
Jedenfalls ging’s heiß zu auf der Strecke.
    In Gedanken notierte Tim 13 Fälle von
rücksichtslosem Fahren.
    In der Stadt brodelte es. Viele Leute
hatten frei. Die Geschäfte waren offen bis mittag. Einkäufe, Besorgungen. Oder
einfach nur rumhängen im Café. Vor den Schaufenstern waren die besten Plätze
besetzt.
    Karl wartete am Treffpunkt und sagte, er
habe Bauchweh gehabt vom Kalbsrücken nach Ossi-Art.
    „Blödsinn!“ schnaubte Klößchen. „Ein
Essen bei uns macht kein Bauchweh. Dafür, daß alles gut bekommt, haben wir
unsere Köchin. Auf Amalie ist Verlaß. Was anderes wäre es, wenn meine Mama
kochte. Sie kann nur Diäten. Hausmannskost und Festtagsbraten sind nicht ihr
Bier.“
    „Willi, ich will doch nicht eure
Gastlichkeit beleidigen“, meinte Karl. „Nur dieses ,nach Ossi-Art’ — das macht Sodbrennen. Mir jedenfalls lag’s schwer im Magen.“
    „Dein Magen“, Klößchen blickte
verächtlich, „verträgt doch nichts.“

    „Habt ihr keine anderen Sorgen?“ Tim
schwang sich aufs Rad. „Kampf-Bettler Herbert ist getürmt — mit Wortbruch. Bert
Hansen versteckt sich, Otto Pawelke lügt sicherlich immer noch und Landers
triumphiert. Das sind unsere Probleme.“
    Sie fuhren zur Altstadt, querten, Räder
schiebend, eine Fußgängerzone, lauschten einem Street-Entertainer ( Straßenkünstler ),
der auf seiner Geige Vivaldi spielte, und spendeten ihm — gemeinsam — 90
Pfennig in seinen Hut.
    Gaby stand vor der Tür, als sie
ankamen. Mit Oskar. Den hatte sie gassi geführt. Weshalb sie in der freien Hand
einen Plastikbeutel trug und das dazugehörige Schäufelchen. Denn schließlich
geht es nicht an, daß Hunde die Gehsteige beschmutzen mit ihrem natürlichen
Bedürfnis. Jeder rücksichtsvolle Tierfreund sieht das ein und verhält sich auch
so.
    Oskar überschlug sich vor Freude beim
Anblick der Jungs.
    Streicheleinheiten,

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