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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verfluchte
Verbrecher. Papa hat ihn erkannt und auch angeredet.“
    Es ist unglaublich, dachte Tim. Mit
Glatteis fing alles an. Mit Landers — nein, Malchows Bosheit. Der Vorfall ist
nun wirklich ganz unwichtig. Jetzt geht’s um Mordversuch — vielleicht sogar um
Mord, falls Malchow stirbt: ein Nachspiel zur DDR-Vergangenheit, eine
persönliche Abrechnung mit einem Spitzenverbrecher der Stasi. Echt, meine
Sympathie ist bei Streiwitz. Aber unser Rechtsstaat muß Rechtsstaat bleiben.
Selbstjustiz geht nicht.
    Glockner war noch bei Einzelheiten.
    „Und was, Dieter, hat Landers
geantwortet?“
    Dieter erzählte. Er ließ keinen Zweifel
daran: Landers war Malchow. Denn auch Dieter hatte ihn sofort erkannt.
    „Dann hat dein Vater dich nach Hause
geschickt, Dieter?“
    Der 17jährige schluckte heftig. „Ja“.
    „Wohin ist er gegangen?“
    „Das habe ich nicht gesehen.“
    „Ist er Malchow gefolgt?“
    „Ich weiß es nicht. Nein. Glaube
nicht.“
    „Du hast dich nicht umgedreht?“
    „Doch. Da stand Vater am Parkeingang
und sah ihm — Malchow - nach.“
    Glockner wandte sich an Sauerlich.
„Gibt’s in der Nähe eine Gastwirtschaft? Ich kenne nur den Eichen-Hof. Ist hier
die einzige, ja? Ich finde es begreiflich, wenn Herr Streiwitz nach diesem
Schockerlebnis allein sein wollte — vielleicht um nachzudenken. Und um, wie
Dieter sagt, sich bei einem Bier zu beruhigen. Auch daß Dieter niemandem was
sagen sollte, muß kein Hinweis sein auf eine geplante Tat.“
    „Dieter hat recht“, sagte Elke. „Mein
Mann ist nicht gewalttätig. Er ist unfähig zu einem solchen Verbrechen.“
    Glockner öffnete schon den Mund zur
nächsten Frage — als es an der Eingangstür klingelte.
    Streiwitz? Leider nicht, sondern die
Kollegen von der Kripo. Endlich. Inspektor Glaubniks entschuldigte die
Verspätung. Sie hatten eine Panne gehabt. Mitten in der Stadt war ihnen ein
Reifen geplatzt.
    Glockner schickte die Kollegen zum
Tatort. Vielleicht gab es Spuren, die man sichern konnte. Vielleicht hatte der
Täter seine Visitenkarte verloren. Oder einen Absatz. Oder wenigstens die
Hiebwaffe.
    Alles deutet auf Streiwitz, dachte Tim.
Seine Frau und sein Sohn sind zwar parteiisch, aber nicht verlogen. Sie kennen
ihn am besten. Und mein Eindruck ist derselbe. Dem Lehrer würde ich diese
Gewalttat nicht Zutrauen.

18. Ungewöhnlich kleine Füße
     
    Volltreffer!
    Der Angreifer fiel um wie vom Blitz
erschlagen.
    Schreyle riß die Faust hoch zum zweiten
Hieb. Aber das war nicht mehr nötig.
    Zum Teufel, wer war das? Und weshalb
der Angriff? Ein Einbrecher? Kaum. Und wieso hatte der ihn angeredet mit ,Malchow , du Schwein!’?
    Schreyle ließ sein Feuerzeug aufflammen
und beugte sich über die Gestalt.
    Bewußtlos. Auf der Stirn schwoll eine
Beule, war schon hühnerei-groß. Schreyle kannte den Mann nicht. Brieftasche?
Der Typ hatte keine, nur ein bißchen Geld in der Tasche.
    Schreyle überlegte kurz. Dann
verzichtete er darauf, an die Hintertür zu klopfen und lief zu seinem Wagen.
    Sollte Landers doch zusehen, wie er mit
dem Typ fertig wurde — falls da überhaupt ein Zusammenhang bestand.

    *
     
    Tim durfte mit, als Kommissar Glockner
zum Gasthaus Eichen-Hof fuhr. Es war das einzige in dieser Gegend, lag ziemlich
weit von der Sauerlichschen Adresse entfernt — eine satte Viertelstunde zu Fuß,
und es hatte noch geöffnet.
    Das Restaurant war leer. Eine
Serviererin deckte schon ein für den morgigen Mittag. Aber im Bierstüberl saßen
noch zwei Paare an gemütlichen Holztischen, und die dralle Bedienung brachte
eben vier frische Bier.
    Glockner nahm die Frau beiseite, wies
sich aus und fragte, ob während der letzten Stunde ein einzelner Gast hier
gewesen sei. Tim mußte Manfred Streiwitz beschreiben.
    „Ja, den habe ich bedient“, bestätigte
die Frau. „Ein Ossi, nicht wahr? Sprach zwar Hochdeutsch, aber den sächsischen
Dialekt konnte ich raushören.“
    „Wie lange war er Wer?“
    „Moment. Der hatte zwei Bier und zwei
Cognac. Er kam, als ich das Cordon bleu serviert habe. Und er ging, als der
Heinzmann einen Wurstsalat bestellte. Zwischendurch — ja, fast eine Stunde. Er
saß dort hinten an Tisch acht, starrte vor sich hin und hatte den Kopf in die
Hände gestützt. Ich dachte noch: Den drückt aber was. Ein Problem, meine ich.
Nicht der Schuh.“
    „Wann ist er gegangen?“
    „Das ist keine halbe Stunde her.“
    Im Wagen sagte Glockner: „Ich
bezweifle, daß Herr Streiwitz jetzt ein Alibi hat. Wahrscheinlich hätte er

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