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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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ohne dass jemand außerhalb des inneren Kreises der Höflinge vom Tod Mulai Ismails erfuhr.
    Der Sultan hatte ursprünglich seinen Sohn Abdelmalek zum Nachfolger bestimmt. Aber dieser hatte ihn mit seiner Halsstarrigkeit gegen sich aufgebracht, weshalb er den Thron einem anderen Sohn angeboten hatte, Achmed ed-Dehebi. Achmed wurde heimlich über den Tod seines Vaters informiert und eilte nach Meknes, um in aller Stille die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Abdelmalek wusste nicht, dass sein Vater gestorben war, aber die Aktivitäten seines Bruders weckten sein Misstrauen. In der Überzeugung, bei Hof sei eine Verschwörung gegen ihn im Gange, erzwang er sich Zugang zum Palast, um die Wahrheit herauszufinden. Als ihn die Höflinge nicht zu seinem Vater vorließen, hatte er die Gewissheit, dass hier tatsächlich etwas im Busch war.
    Dem inneren Kreis des Hofes war klar, dass die Maskerade nicht länger aufrechterhalten werden konnte, vor allem, da mittlerweile in der ganzen Stadt Gerüchte im Umlauf waren. »Nachdem die Leute den König seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatten, begannen sie Verdacht zu schöpfen und zu murmeln«, schreibt Braithwaite. Es kam zu Tumulten vor den Palasttoren, wo sich große Menschenmengen versammelten, die »ihren König zu sehen verlangten«.
    Der Aufseher der Eunuchen wusste, dass es höchste Zeit war, Achmed ed-Dehebi zum Sultan auszurufen, und entschloss sich zu einer überaus dramatischen Inszenierung: Er verbreitete das Gerücht, Mulai Ismail habe sich von seiner Krankheit erholt und werde dem nahe gelegenenSchrein von Mulai Idris einen Besuch abstatten. »Am festgesetzten Tag fuhr eine gedeckte Kutsche dorthin, in der angeblich der König saß, der vom gesamten Hof begleitet wurde.« Entlang der Strecke warfen sich die Zuschauer in den Staub, als die Kutsche vorüber fuhr. Die Untertanen glaubten, der große Mulai Ismail sei wohlauf, und wollten einen Blick auf den zähen alten Sultan werfen, wenn er den Schrein erreichte. »Als die Kutsche eintraf«, schrieb Braithwaite, »wurden die Leute ungeduldig, weil sie unbedingt den verhüllten Herrscher sehen wollten.« Sie riefen seinen Namen und verlangten, er solle aus dem Wagen steigen. Mehrere Minuten lang lagen die Höflinge rund um die Kutsche auf dem Boden. Die Leibwächter standen stramm. Die Volksmenge wartete gespannt. Unvermittelt riss eine der Wachen die Türen der Kutsche auf, und die furchtbare Wahrheit kam ans Licht: Zwischen seidenen Kissen saß Mulai Ismails verwester Leichnam.
    Als die Menschen sich wieder gefasst hatten, hielt der Aufseher der Eunuchen eine Ansprache. Er erklärte, mit seiner Vorgehensweise habe er die reibungslose Machtübernahme von Achmed ed-Dehebi gewährleisten wollen, der mittlerweile die Herrschaft angetreten habe. Der Bürgerkrieg sei vermieden worden, und Meknes sei in sicheren Händen. Nun könne der Leichnam in dem Mausoleum bestattet werden, das Mulai Ismail für sich habe errichten lassen.
    Die Nachricht vom Tod des Sultans wurde im ganzen Land verbreitet und erreichte mit bemerkenswerter Geschwindigkeit auch die entlegensten Garnisonen und Zitadellen. Thomas Pellow befand sich in Kasbah Temsna, als Kaid el-Arbi ben Abbu uld ej-Jebli mit der Neuigkeit eintraf. Pellow war zunächst misstrauisch und teilte dem Kaid mit, sofern dieser ihm etwas zu sagen habe, »solle er mit wenigen Männern nur bis zum Fuß der Mauer kommen«. Aber der Kaid versicherte ihm, dass er nichts zu befürchten habe. »Er sagte mir, der alte Herrscher sei tatsächlich tot, und Achmed ed-Dehebi werde mit Zustimmung der schwarzen Armee in Meknes zum Sultan ausgerufen.«
    Der neue Sultan festigte seine Macht bemerkenswert schnell. Am selben Tag, an dem Mulai Ismails Tod öffentlich bekannt gemacht worden war, wurden ihm feierlich die Schlüssel von Meknes überreicht, und wenige Stunden später zog er in die Stadt ein. Seine erste Amtshandlung bestand darin, der schwarzen Garde 220 000 Golddukaten zu übergeben, ein Geschenk, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.Die Gardisten begrüßten ihren neuen Sultan und drohten, wie Pellow berichtet, »jedem, der ihn nicht anerkennen wollte, mit Tod und Zerstörung«. Der Sultan brachte auch die Schatzkammer unter seine Kontrolle und begann, ein Verzeichnis der über den Palast von Meknes verstreuten goldenen Gegenstände zu erstellen. Er nahm den Frauen seines Vaters alle Juwelen weg und ließ die Schatztruhen damit füllen. Er spielte sogar mit dem Gedanken,

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