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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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Senegal-Fluss – der fälschlich als Wadnil oder Oberer Nil bezeichnet wurde – war nicht weit entfernt. Mulai Ismail hatte vorgehabt, Chingit in ein Sammellager zu verwandeln, in dem die afrikanischen Sklaven zusammengetrieben und mit Brandzeichen versehen werden konnten, bevor sie nach Norden getrieben wurden.
    Der Sultan war nicht der Einzige, der das Gebiet entlang des Senegal zu erschließen versuchte. Die Franzosen hatten in diesem Teil Afrikas große Mengen von Sklaven gefangen und zu ihren Plantagen in der Karibik verschifft. Die Senegalesen waren laut der Beschreibung des französischen Handelsvertreters Jean Barbot »groß gewachsen, aufrecht, kräftig, gut proportioniert und geschmeidig« und brachten wegen ihrer schönen Züge hohe Preise. »Ihre Nasen sind etwas flach, ihre Lippen dick, ihre Zähne gerade und weiß wie Elfenbein, ihr Haar entweder gelockt oder lang und glatt.« Wie Mulai Ismail war auch Barbot besonders von den senegalesischen Frauen angetan, die er als »gut geformt, groß und geschmeidig« sowie als »lebhaft, lüstern und dem Vergnügen nicht abgeneigt« bezeichnete. Barbot war sehr erfreut darüber, dass sie die meiste Zeit vollkommen nackt waren, und er hatte festgestellt, dass sie »ein warmes Temperament haben und die Freuden des Leibes genießen«.
    Auch die Engländer waren seit Langem in diesem Teil Afrikas aktiv. Seit der Gründung der Royal African Company im Jahr 1672 hatte die Zahl der Sklavenjagden in Guinea explosionsartig zugenommen. Englische Sklavenhändler stießen entlang der Küste immer weiter nach Süden vor und gründeten überall dort, wo die Sklavenjagd erfolgversprechend war, befestigte Stützpunkte und Sklavenpferche. Es ist unmöglich, die Zahl der jährlich über den Atlantik verschifften Sklaven einigermaßen genau zu schätzen, aber es ist bekannt, dass die Händler in einem kurzen Streifen der Goldküste 43 Stützpunkte errichtet hatten. Die Pferche des Stützpunks Cape Coast Castle konnten mehr als 1500 Sklaven aufnehmen.
    Der Handel mit schwarzen Sklaven hatte im Jahr 1713 zusätzlichen Auftrieb erhalten, als sich die Briten mit dem Vertrag von Utrecht die berühmte Asiento-Lizenz gesichert hatten. Mit dem Erwerb des »Asiento de Negros« hatten die britischen Sklavenhändler nunmehr das Recht, für die spanische Krone 144 000 Schwarzafrikaner nach Amerika zu liefern. Dazu kamen die gewaltigen Mengen an Sklaven, die für den Baumwollanbau und andere Plantagen nach Nordamerika und in die Karibik gebracht wurden. Es gibt zahlreiche Berichte über die Qualen, die diese Sklaven während der langen Atlantiküberquerung durchmachten. Angekettet, halb verhungert und noch erschöpft vom Marsch aus dem afrikanischen Hinterland zu den Sammellagern an der Küste, mussten dieGefangenen in den Schiffen auf engstem Raum zusammengepfercht unter entsetzlichen hygienischen Bedingungen und in unerträglicher Hitze überleben. Viele von ihnen hätten es wohl vorgezogen, an einen marokkanischen Sklavenhändler verkauft zu werden.
    Weder die englischen noch die französischen Sklavenhändler waren beim Fang oder Kauf der Sklaven besonders wählerisch. Mulai Ismail hatte eine strenge Auswahl getroffen und ausschließlich Kinder verlangt, die zu rücksichtslosen und blind ergebenen Kämpfern geformt werden konnten. Diese Sklavensoldaten hatten zahlreiche Schlachten für ihn geschlagen, und Tausende von ihnen waren in den Kämpfen mit aufständischen Stämmen gefallen. Zuletzt hatte die mehrfache Belagerung von Fes die schwarze Garde weiter dezimiert. Sultan Mulai Abdallah brauchte unbedingt frische Rekruten.
    »Wir marschierten dreimal auf Wadnil«, schreibt Pellow, »und all jene, die den geringsten Widerstand leisteten, unterwarfen wir mit dem Schwert.« Die entlang des Flusses lebenden Menschen konnten kaum Widerstand leisten, da sie weder Waffen noch Rüstungen hatten. Den marokkanischen Truppen fiel es leicht, die Häuptlinge zu erpressen. »Entweder erfüllten sie die maßlosen Forderungen des Tyrannen oder sie mussten eine grausame Plünderung durch die Armee hinnehmen.« Thomas Pellow beschreibt die Händler, mit denen er reiste, als sehr rücksichtslos. Sie »raubten den armen Negern alles, was diese hatten, töteten viele von ihnen und verschleppten ihre Kinder.«
    Bei seinem ersten Ausflug zum Fluss winkte Pellow das Glück. Die Franzosen waren auch gerade auf Sklavenjagd in der Gegend, und zu Pellows Freude lag in der Mitte des Flusses ein französisches

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