Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
Vom Netzwerk:
Toobin war auf dem Weg nach Gibraltar, wo er sich in der britischen Garnison Proviant beschaffen wollte.
    Es vergingen elf Tage, bis endlich Kap Spartel in Sicht kam, der äußerste Punkt der Meerenge von Gibraltar. Thomas Pellow war in überschwänglicher Stimmung und verbrachte »den Großteil der Nacht in fröhlicher Unterhaltung«. Als am 21. Juli die Sonne aufging, sah er in der Ferne den Felsen von Gibraltar. Wenige Stunden später ging das Schiff in der Bucht vor Anker, und zum ersten Mal seit 23 Jahren schickte sich Thomas Pellow an, den Fuß auf Boden zu setzen, der von seinen Landsleuten kontrolliert wurde. Zwei Drittel seines Lebens hatte er auf diesen Augenblick gewartet. Er fürchtete, es könne sich nur um einen Traumhandeln: »Ich fragte mich wirklich, ob ich richtig wach sei.« Aber der Anblick der Festung und der marschierenden britischen Soldaten gaben ihm die Gewissheit, dass er das maghrebinische Königreich weit hinter sich gelassen hatte.
    Kapitän Toobin ging vor Pellow an Land, um den Gouverneur Joseph Sabine auf die Ankunft des Renegaten vorzubereiten: »Er sagte dem Gouverneur, dass er einen armen christlichen Sklaven an Bord habe, der in seinem zwölften Lebensjahr von den Ungläubigen in die Berberei verschleppt worden sei.« Der Mann, so Toobin, habe sehr viel gelitten und brauche unbedingt Hilfe. Der Gouverneur äußerte sein Mitgefühl und gab Thomas Pellow die Erlaubnis, an Land zu kommen.
    »Es ist mir unmöglich, die maßlose Freude zu beschreiben, die ich empfand, während wir zum Strand hinüber ruderten«, schreibt Thomas Pellow, »obwohl sich jedermann vorstellen kann, dass sie nach meiner so langen und leidvollen Knechtschaft unter den Berbern ungewöhnlich groß war.« Bevor er endlich an Land gehen konnte, musste er noch ein letztes Hindernis überwinden. Die Genehmigung des Gouverneurs war den Wachen im Hafen nicht mitgeteilt worden; nun erklärten sie Pellow, sie hätten Befehl, keinem Mauren zu erlauben, in Gibraltar einen Fuß an Land zu setzen. »›Ein Maure?‹, erwiderte ich. ›Ihr täuscht euch sehr, denn obwohl ich maurische Kleider trage, bin ich ein ebenso guter Christ wie jeder von euch.‹« Doch die Wachen glaubten ihm nicht, und erst, als sich der Gouverneur persönlich einschaltete, durfte Pellow an Land gehen. Erst jetzt begriff er, dass er der Hölle glücklich entkommen war: »Ich fiel auf die Knie und dankte Gott nach der besten und aufrichtigsten Art demütig und von ganzem Herzen für meine Rettung.«
    Nach wenigen Minuten war Pellow von Neugierigen umgeben. Die Nachricht von der Ankunft des entflohenen Sklaven verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Garnison, und die Soldaten und Gardisten kamen aus den Baracken herbeigelaufen, um einen Blick auf ihn zu werfen. Der Kommandant der Garde war der Erste, der ihn befragte und ihm zu seiner Befreiung gratulierte. Es folgten der Geistliche Mr. Cunningham »und mit ihm mehrere hochrangige Offiziere der Garnison«. Einer von ihnen, ein gewisser John Beaver, war zunächst misstrauisch und stellte Pellow auf die Probe. Er fragte ihn, ob er während seiner Gefangenschaft Tom Osborne aus Fowey begegnet sei, einem Seemann, den Beaver persönlich kannte. Pellow antwortete, er habe Osborne tatsächlich inMeknes getroffen, und erzählte, dieser aus Cornwall stammende Mann sei im Jahr 1715 in Gefangenschaft geraten, als die Korsaren die von Kapitän Richard Sampson befehligte
Desire
gekapert hätten. »Darauf sagte Mr. Beaver, alles, was ich gesagt hätte, sei zweifellos wahr, denn er kenne Tom Osborne sehr gut und habe ihn nach seiner Freilassung und Heimkehr mehrfach über mich sprechen gehört.«
    Überwältigt von der Warmherzigkeit seiner Landsleute, wollte Pellow dem Herrn für seine Befreiung danken. »Ich begab mich in die Kirche und dankte Gott dem Allmächtigen vor der versammelten Gemeinde für meine Errettung.« Die Anwesenden waren von Pellows Geschichte tief gerührt, und die »wohlhabenden Gentlemen« beschlossen, eine Kollekte durchzuführen. Doch bevor sie dazu kamen, traf die
Euphrates
im Hafen ein, die auf dem Weg nach London war.
    Kapitän Toobin ging zum Hafen hinunter, um den Kapitän des Schiffes zu fragen, ob er Pellow nach England mitnehmen würde. Er erklärte dem anderen Kapitän, dessen Name Peacock war, dass sein Schützling »eine lange und leidvolle Gefangenschaft in der Berberei hinter sich habe und glücklich von dort geflohen sei«. Kapitän Peacock war bereit, Pellow mitzunehmen,

Weitere Kostenlose Bücher