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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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sagte ihm jedoch, dass er direkt nach London segle und keine Zeit habe, in einem der Häfen im West Country anzulegen. Auch hatte er vor, noch in derselben Nacht wieder Anker zu lichten, weshalb Pellow sofort an Bord gehen musste, wenn er mit ihm reisen wollte. Pellow zögerte keinen Augenblick, obwohl er sich damit die für ihn bestimmte Kirchenkollekte entgehen ließ.
    Die
Euprates
stach am Abend in See, geriet jedoch nach kürzester Zeit in eine Sturmfront. Pellow berichtet: »Wir hatten sehr starken Gegenwind und eine für diese Jahreszeit sehr hohe und aufgewühlte See.« Es wurde eine gefährliche Überfahrt, und Pellow litt sehr unter der Enge unter Deck. »Um besser atmen zu können, stieg ich in der Nacht normalerweise hinauf und legte mich im Rettungsboot unter einem alten Segel zur Ruhe.«
    Nach 24 Tagen auf See meldete der Ausguck, dass Land in Sicht war. Zu Pellows unaussprechlicher Freude war es die zerklüftete Küste von Cornwall. Für eine Weile tauchte sogar Falmouth aus dem Nebel auf, jener Hafen, von dem aus Thomas als Junge in See gestochen war. Dann kam es noch zu einem Zwischenfall: Ein Seemann ging über Bord, konnte jedoch wieder aus dem Wasser gezogen werden. Nach 31 Tagen auf Seesegelte die
Euphrates
die Themsemündung hinauf und legte am Kai von Deptford an.
    Pellow war noch nie in London gewesen und fürchtete sich vor der großen Stadt. Er blieb mehrere Tage an Bord und dachte darüber nach, wie er nach Cornwall zurückkehren könnte. Seine Kameraden waren alle an Land gegangen und erzählten in den Kneipen die abenteuerliche Geschichte des ehemaligen Sklaven, den sie mitgebracht hatten. Ihre Berichte kamen einer jungen Frau zu Ohren, deren Bruder als Sklave nach Meknes verschleppt worden war. Die Schwester William Johnstons – jenes Mannes, der Thomas Pellows zweiten Fluchtversuch vereitelt hatte – suchte den ehemaligen Sklaven an Bord der
Euphrates
auf, um in Erfahrung zu bringen, ob er vielleicht ihrem Bruder begegnet war. Mit einem vernichtenden Blick antwortete Pellow ihr: »Ja, ja, zu meinem Leidwesen, denn wäre ich ihm nicht begegnet, so wären mir wahrscheinlich viele Jahre einer leidvollen Gefangenschaft erspart geblieben.« Er erzählte ihr von Johnstons Betrug und sagte zu dem Mädchen, er wünschte, ihrem Bruder den Kopf abgeschnitten zu haben. Doch als sie in Tränen ausbrach, schlug ihm das Gewissen und er versuchte sie mit der Erklärung zu beruhigen, dass ihr Bruder gewiss bald fliehen werde.
    Nach einer Woche an Bord der
Euphrates
rang sich Pellow endlich durch, an Land zu gehen. In Begleitung von Kapitän Peacocks Steward William James begab er sich »direkt in die Kirche und dankte Gott öffentlich für [s]eine sichere Heimkehr nach England«. In Deptford wurde er von einer Reihe von Würdenträgern begrüßt.
    Pellow wollte unbedingt rasch nach Penryn weiterreisen. In London kannte er niemanden, und sein einziger Wunsch war es, seine Familie wiederzusehen. Also bat er William James, ihm dabei zu helfen, eine Passage nach Cornwall zu finden. James riet ihm, nach Beels’ Wharf in der Nähe der London Bridge zu gehen, wo normalerweise die Zinnfrachter aus Cornwall anlegten. Pellow machte sich sofort auf den Weg und fand drei Schiffe vor, die gerade ihre Ladung löschten. Man sagte ihm, dass die Kapitäne auf ein Gläschen im »King’s Head« in der Pudding Lane seien. Pellow ging dorthin und sprach Kapitän Francis aus Penzance an, der das kleine Schiff
Truro
befehligte und ihm bereitwillig eine Passage auf seinem Schiff anbot. Die
Truro
würde in zehn Tagen auslaufen, womit Pellow noch genug Zeit hatte, sich die Stadt anzusehen.
    Bei seinem Streifzug durch die Straßen Londons lief er Abdelkader Peres über den Weg, dem Neffen eines marokkanischen Gesandten. Pellow kannte diesen Mann gut und freute sich, ihn zu sehen – »sehr viel mehr, als [er sich] in der Berberei je gefreut hatte, ihm zu begegnen«. Abdelkader Peres nahm ihn mit zu der Unterkunft seines Onkels, wo Pellow »sehr freundlich aufgenommen wurde«. Der Marokkaner war sehr liebenswürdig und sagte ihm, »er sei sehr froh darüber, dass [er] aus einem unglücklichen Land befreit worden sei«. Abdelkader Peres gestand, sich nicht unbedingt nach der Rückkehr in seine Heimat zu sehnen, wo gerade ein neuer Machtkampf ausgebrochen war. Er lud Pellow ein, zum Abendessen zu bleiben. »Und nachdem ich dort an jenem Tag meine Lieblingsspeise Kuskus sowie einige englische Gerichte gegessen hatte, kehrte ich

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