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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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seine dankbare Frau bat den falschen Arzt, mit der Familie zu Abend zu essen. Der ausgehungerte Kurpfuscher nahm die Einladung dankend an. »Nach dem ich mir den Bauch mit Kuskus gefüllt hatte und für meinen ärztlichen Einsatz sechs Blankeels (Silbermünzen) erhalten hatte …, überließ ich sie ihrem Propheten Mohammed und den Ärzten ihres Landes.« Eingedenk der üblen Wunden, die er dem Mann zugefügt hatte, machte er sich eiligst aus dem Staub.

    Je länger sein Marsch durch den Hohen Atlas dauerte, desto besser gelang es Pellow, sich seinen Lebensunterhalt als Arzt zu verdienen. Normalerweise gaben ihm seine Patienten etwas zu essen, obwohl die Nahrung nicht immer schmackhaft war. Einmal gab man ihm eine Schüssel Buttermilch und Heuschrecken – diese Insekten suchten alle sechs bis sieben Jahre die Bergdörfer heim. Pellow weigerte sich zunächst, eine derart abstoßende Speise zu sich zu nehmen. Die Insekten waren sehr groß – »mindestens fünf Zentimeter lang« – und dick wie der Daumen eines Mannes. Doch dann siegte der Hunger, und Pellow steckte einige Tiere in den Mund. Zu seiner Überraschung schmeckten sie köstlich. »Dies ist eine wirklich gute Speise, die ganz ähnlich schmeckt wie Garnelen.« Er merkt an, die beste Zubereitungsart bestehe darin, die Heuschrecken zunächst in Salzwasser ziehen zu lassen, um sie anschließend zu kochen und in Salz einzulegen.
    Thomas Pellow war bereits mehr als sechs Monate unterwegs, als er den Ozean wieder erreichte. Nun schöpfte er neuen Mut und beschloss, entlang der Küste nach Norden zu wandern, bis er ein europäisches Schiff zu Gesicht bekam. Als er Santa Cruz erreichte, sah er zu seiner Freude, dass im Hafen mehrere Schiffe vor Anker lagen, »doch [er] fand keinen Kapitän, der so christlich gewesen wäre, [ihn] zu irgendwelchen Bedingungen an Bord zu nehmen«.
    Eine noch größere Enttäuschung erlebte er, als er Safi erreichte. Im Hafen lagen zwei Handelsschiffe vor Anker. Und eines davon gehörte Joshua Bawden, einem angeheirateten Vetter Pellows. Aber in Safi waren Unruhen ausgebrochen, weshalb sich der Flüchtling versteckt halten musste. »Ich sah ihn zweimal«, schreibt er, »und bei seinem Anblick kochte das Blut in meinen Adern, aber wir sprachen nicht miteinander.« Verzweifelt darüber, dass die Freiheit so nahe gewesen und die Flucht doch wieder nicht gelungen war, fiel Pellow in eine tiefe Depression. »Nun war ich niedergeschlagener als nach meinem Ausbruch aus Meknes; ich dachte über die viele Mühsal und die Gefahren nach, die ich seit damals durchlebt hatte, ohne dass sich meine Lage gebessert hätte.« Schweren Herzens fand er sich damit ab, dass seine einzige Möglichkeit darin bestand, nach Norden weiterzuziehen, um Qualidia zu erreichen.
    Während seines Marschs entlang der Küste häuften sich die beunruhigenden Vorzeichen. Entlang des Weges wimmelte es von Räubern, und er wurde mehrfach bedroht und ausgeraubt. Seine Lage verschlechterte sich weiter, als er den Berg el-Hedid überquerte. Die Einheimischen waren misstrauisch und feindselig, und der Flüchtling, der weder eine Muskete noch eine Pistole bei sich trug, fühlte sich immer schutzloser.
    Nachdem er einen Tag lang bergauf gewandert war, stieß er auf eine verlassen wirkende Hütte. Vollkommen erschöpft legte er sich »in der Sonne nieder und fiel rasch in einen tiefen Schlaf«. Er hatte noch nicht lange geschlafen, als der Besitzer des Hauses heimkehrte. Der Mann war freundlich, warnte den Reisenden jedoch, es sei sehr gefährlich, sich in dieser Gegend unbewaffnet zu bewegen. Pellow gestand, dass er sich fürchtete, da er am Vortag einer großen Zahl Bewaffneter begegnet und »knapp mit dem Leben davongekommen« war. Der Mann riet ihm, auf der Hut zu sein, da auf dem vor ihm liegenden Weg zahlreiche Halsabschneider lauerten. »Dies sind die schlimmsten Schurken in der Berberei«, warnte er Pellow, »und sie ermorden jeden, dem sie begegnen.«
    Pellow blieb über Nacht im Haus des Mannes und erhielt zum Frühstück Buttermilch und Kuskus. Nachdem er sich herzlich bei dem gastfreundlichen Mann bedankt hatte, brach er auf, bevor die Sonne zu hoch stand. Er hoffte, die Küste innerhalb der nächsten zwei Tage zu erreichen, und betete um eine Wanderung ohne Zwischenfälle durch das unwirtliche und menschenleere Gebirge.
    Im Lauf des Vormittags bemerkte Pellow, dass er verfolgt wurde. Fünf Straßenräuber beobachteten ihn und versuchten offenbar herauszufinden, ob er

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